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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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„ES GEHT NICHT UM DIE SEELE, SONDERN UM DIE LIFTE“ – Interview mit Herbert Föttinger im Falter 6/21

February 11, 2021 Martin Pesl
Herbert Föttinger © Heribert Corn

Herbert Föttinger © Heribert Corn

Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger forderte im ersten Lockdown eine Perspektive für die Kultur. Jetzt ist er deutlich entspannter

Auch ein Theaterdirektor muss manchmal Abstriche machen. Eigenhändig nimmt Herbert Föttinger einen PCR-Abstrich bei seinem Interviewer, damit das Falter-Gespräch im Direktionsbüro maskenfrei ablaufen kann. „Ich versuch’s zart zu machen“, sagt Föttinger, und in der Tat, der Stab dringt nicht tief in den Rachen vor. Das sei auch nicht nötig, weiß der Chef, dessen Belegschaft seit einem halben Jahr regelmäßig auf Corona getestet wird. „Übrigens: Das zweite Stricherl beim positiven Test kommt gleich schnell wie das erste.“ Somit steht das negative Ergebnis bereits nach wenigen Minuten fest.

 

Seit 2006 leitet der Schauspieler und Regisseur das traditionsreiche Theater in der Josefstadt. Im Zuge des Lockdown im Frühjahr 2020 erklärte sich Föttinger zum Sprachrohr der Kulturszene und wütete über die Politik der Bundesregierung. Nach dem Wechsel im Kulturstaatssekretariat von Ulrike Lunacek zu Andrea Mayer verbesserte sich die Stimmung. Obwohl im Zuge der zweiten Corona-Welle die Theater seit mehr als drei Monaten geschlossen haben, überlässt Föttinger das Wüten nun anderen. Er übt sich in Optimismus und probt unermüdlich weiter.

 

Falter: Sie sind ja ein richtiger Corona-Experte, Herr Föttinger!

Herbert Föttinger: Auf diese Expertise hätte ich liebend gerne verzichtet, aber wir alle sind gefangen in dieser Pandemie. In unserem Haus testen allerdings die Profis, Montag und Donnerstag. Dreizehn Infektionen konnten wir rechtzeitig entdecken, es ist nie eine Infektionskette entstanden.  

Mitte Februar wird entschieden, ob die Kultur öffnen darf. Haben Sie einen März-Spielplan in der Tasche?

Föttinger: In diesen Zeiten hat man gar nichts fix in der Tasche. Die zweite Welle ist ja ein wahrer Virentsunami, dagegen war die erste Welle ein Haucherl. Im Juni vorigen Jahres hat das Corona-Virus fast keine Rolle mehr gespielt und jetzt spielt es als Mutant gleich mehrere Rollen gleichzeitig.

Der Lockdown war auch härter. Sie durften zum Beispiel nicht proben.

Föttinger: Der erste war nicht härter, die Menschen waren einsichtiger und disziplinierter, vielleicht auch ängstlicher. Niemand hat genau gewusst, was diese neue Bedrohung wirklich bedeutet. Der Bundeskanzler hat gesagt, Masken seien sinnlos und dann hat er vom Gegenteil geredet. Ich werfe ihm vieles vor, aber das nicht. Wir alle sind Lehrlinge der Pandemie. Die Bundesregierung hat dieses Unglück nicht erfunden. Wir können nur darüber diskutieren, wie gut oder wie schlecht sie dagegen kämpft.

Im Frühjahr klangen Sie weniger versöhnlich.

Föttinger: Es hat mich aufgebracht, dass die Kultur am Ende der Liste stand.

Auch dieses Jahr gab es schon Grund zum Zorn: den Plan des sogenannten „Freitestens“.

Föttinger: Der Begriff „Freitesten“ geht mir auf die Nerven. Die Getesteten sind dann sauber und die anderen unrein, oder was? Solche Selektionen sind in einer Demokratie nicht angebracht.

Jetzt sind „Eintrittstests“ geplant. Wären Sie denn bereit, den Besuch Ihres Hauses an die Vorlage von Corona-Tests zu knüpfen?

Föttinger: Es wehrt sich alles in mir, vor der Eingangstüre zu stehen und zu sagen: Du darfst rein und du nicht. Ich bin doch froh über jeden, der ins Theater will. Ich werde die Leute bitten, dass sie mit einem Test ins Theater kommen. Wenn sie das nicht schaffen, finden wir irgendwo eine Ecke, wo man ihn machen kann.

Sie sind zuversichtlich, dass in dieser Spielzeit noch Veranstaltungen in Österreich möglich sein werden?

Föttinger: Ich schwanke zwischen Bangen und Zuversicht. Aber so schnell wird das nicht gehen. Um es mit den Worten von Herrn Kurz zu sagen, werden wir vermutlich erst „nach Ostern die Auferstehung feiern“ und zwar die zweite. Die Frage wird dann sein: Wieviel Sitzplätze dürfen wir belegen? Jeden zweiten? Jeden dritten?

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In Autor Tags Falter, Interview, Theater, Josefstadt, Kulturpolitik

SCHURKENSTÜCKE: CHALID AL-SIBAICHAN – Kolumne in der Buchkultur 194

February 11, 2021 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Das Mekka fiktionalen Schurkentums: Wir imaginieren es irgendwo in den USA – die Wall Street vielleicht oder eine Horrorinsel vor Floridas Küste, auf der atommachtfinanzierte Wissenschaftler mit Holzbeinen infernalisch lachend ihren hippokratischen Eid verbrennen. Vielleicht denken wir es uns auch in ein Dreißigerjahre-Berlin, wo Nazis mit Augenklappen aufmarschieren. Wo die Wenigsten das Mekka des Schurkentums orten, ist Mekka. Wohl, weil wir westlich denken und lesen, vielleicht aber auch, weil dort auch unbepilgert schon gar viele fiese Männer ihr Unwesen treiben. Das verrät die hier gebürtige Autorin Raja Alem in ihrem preisgekrönten Roman „Das Halsband der Tauben“. 

Eine Handvoll sammelt sich in der selbst ernannten Vielkopfgasse – in der Tat, sie spricht, ist über weite Strecken gar Erzählerin der Geschichte, verweigert aber aus schelmischer Lust entscheidende Informationen, etwa wer die Frauenleiche ist, deren Mord es zu klären gilt. Der Inspektor geilt sich an den Liebesbriefen einer der beiden Opferkandidatinnen auf, wenn er seine Verdächtigen nicht mit Klimaanlagengebläse quält; der frömmelnde Scheich sperrt seine Tochter ein, nimmt selbst aber ein wehrloses Wesen zur Frau; und der krebskranke Ex-Pilot lebt seine Actionfilmfantasien als rasender Taxifahrer aus, indem er Fahrgäste bewusst ans falsche Ende der Stadt bringt, um ihnen Angst zu machen.

Mehr in der Buchkultur 194

In Autor Tags Buchkultur, Schurke, Kolumne

AUF DEMSELBEN FUCKING PLANETEN – Nachtkritik aus den Münchner Kammerspielen

February 8, 2021 Martin Pesl
Menschen, Verkabelungen und eine Kamera: "Flüstern in stehenden Zügen" in der Inszenierung von Visar Morina © Katarina Sopčić

Menschen, Verkabelungen und eine Kamera: "Flüstern in stehenden Zügen" in der Inszenierung von Visar Morina © Katarina Sopčić

Flüstern in stehenden Zügen – Münchner Kammerspiele – Visar Morina inszeniert Clemens J. Setz' Callcenter-Tech-Nerd-Stück im Online-Theaterfilm zwischen Vollbild- und Stories-Format

München / Online, 7. Februar 2021. Ganz richtig fühlt sie sich noch nicht an, die derzeitige Normalität, in der es möglich ist, in Wien an einer Premiere im Werkraum der Münchner Kammerspiele teilzunehmen. Es ist mind-blowing und verstörend und irgendwie auch Gegenstand jenes Stückes, das hier eigentlich zur Uraufführung kommen sollte, nun aber stattdessen vorerst gestreamt, verfilmt, verlivetheaterfilmt wird: "Flüstern in stehenden Zügen" von Clemens J. Setz handelt von diesen Firmen, die E-Mails mit bedrohlichen Szenarien – Stromabschaltung, Computerviren – und einer Telefonnummer verschicken. Die Nummer führt in ein Callcenter, wo sich jemand als "Ulrich Müller" vorstellt und in gebrochenem Deutsch oder Englisch die Behebung des Problems infolge einer monetären Transaktion verspricht.

Telefonat mit dem menschlichen Bot

Diese Person kann irgendwo auf der Welt sitzen, es spielt keine Rolle. "Auf demselben fucking Planeten" zu sein, wie es im Stück einmal heißt, ist schon nahe genug. Protagonist C arbeitet tagsüber im Computerreparaturladen, die Nächte verbringt er damit, betrügerische Hotlines anzurufen, um den dort Arbeitenden menschliche Regungen abseits des üblichen Skripts zu entlocken – mit erfundenen familiären Unglücken, mit Alltagsbeobachtungen wie dem Leiserwerden der Passagiere, wenn der Zug auf offener Strecke stehenbleibt, oder mit ehrlichem Interesse an der Muttersprache des Gegenübers. Kein Wunder, dass C davon aggressiv wird: Sein Unterfangen ist ungefähr so aussichtsreich wie der Versuch, ein herzliches Gespräch mit Siri oder Alexa zu führen.

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In Autor Tags Kritik, Nachtkritik, Theater, München

DER BESTE BERNHARD DER WELT DER WOCHE – Enthusiasmuskolumne im Falter 5/21

February 2, 2021 Martin Pesl
„Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein“ © Martin Thomas Pesl

„Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein“ © Martin Thomas Pesl

Am 9. Februar hätte Thomas Bernhard seinen 90. Geburtstag gefeiert. Kurz vor seinem Tod 1989 wurde der Ankläger der „sechseinhalb Millionen Debilen und Tobsüchtigen, die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien“ („Heldenplatz“) zum Denunzianten und Nestbeschmutzer erklärt. Posthum setzte man sich über das testamentarisch verfügte Aufführungsverbot seiner Stücke hinweg und erhob ihn in weiterer Folge zum amüsanten Salonklassiker.

 

Doch schon zu Lebzeiten war der griesgrämige Autor vor der einen oder anderen kabarettistisch gefälligen Pointe nicht gefeit. Nach einem Endprobenbesuch zur Uraufführung des „Theatermachers“ in Salzburg 1985 beschloss Bernhard kurzerhand, auf den damals virulenten Glykolwein-Skandal anzuspielen: Heimische Winzer panschten ihre Produkte widerrechtlich mit Diethylenglykol und vermischten sie, Schreck lass nach, mit deutschen Weinen. Bernhard nahm Regisseur Claus Peymann dessen Textbuch aus der Hand und kritzelte einen Dialog zwischen Wirt und Gast hinein: „Vielleicht einen Wein, der Herr?“ – „Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein / In Österreich keinen Wein“.

 

In einer Zeit des Ausgesperrtseins aus den Theatern tut es besonders gut, sich dialektisch an die bernhardsche „lebenslängliche Theaterkerkerhaft“ zu erinnern: „Strafanstalt als Theater“, monologisiert sein Theatermacher: „Zehntausende Insassen / die alle keine Aussicht / auf Begnadigung haben / Nur die Todesstrafe ist ihnen allen sicher“. So fragt man sich im Sinne des seit einigen Jahren kursierenden Hipster-Hashtags #WWTBD (What would Thomas Bernhard do?), wie Bernhard auf die aktuelle Lockdownlitanei reagieren würde. Wahrscheinlich bräche er in literarische Rage aus. Oder er ließe sich dann doch einen Wein kommen.

In Autor Tags Enthusiasmus, Falter, Theater, Bernhard, Salzburg, Kolumne
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