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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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AUF DEMSELBEN FUCKING PLANETEN – Nachtkritik aus den Münchner Kammerspielen

February 8, 2021 Martin Pesl
Menschen, Verkabelungen und eine Kamera: "Flüstern in stehenden Zügen" in der Inszenierung von Visar Morina © Katarina Sopčić

Menschen, Verkabelungen und eine Kamera: "Flüstern in stehenden Zügen" in der Inszenierung von Visar Morina © Katarina Sopčić

Flüstern in stehenden Zügen – Münchner Kammerspiele – Visar Morina inszeniert Clemens J. Setz' Callcenter-Tech-Nerd-Stück im Online-Theaterfilm zwischen Vollbild- und Stories-Format

München / Online, 7. Februar 2021. Ganz richtig fühlt sie sich noch nicht an, die derzeitige Normalität, in der es möglich ist, in Wien an einer Premiere im Werkraum der Münchner Kammerspiele teilzunehmen. Es ist mind-blowing und verstörend und irgendwie auch Gegenstand jenes Stückes, das hier eigentlich zur Uraufführung kommen sollte, nun aber stattdessen vorerst gestreamt, verfilmt, verlivetheaterfilmt wird: "Flüstern in stehenden Zügen" von Clemens J. Setz handelt von diesen Firmen, die E-Mails mit bedrohlichen Szenarien – Stromabschaltung, Computerviren – und einer Telefonnummer verschicken. Die Nummer führt in ein Callcenter, wo sich jemand als "Ulrich Müller" vorstellt und in gebrochenem Deutsch oder Englisch die Behebung des Problems infolge einer monetären Transaktion verspricht.

Telefonat mit dem menschlichen Bot

Diese Person kann irgendwo auf der Welt sitzen, es spielt keine Rolle. "Auf demselben fucking Planeten" zu sein, wie es im Stück einmal heißt, ist schon nahe genug. Protagonist C arbeitet tagsüber im Computerreparaturladen, die Nächte verbringt er damit, betrügerische Hotlines anzurufen, um den dort Arbeitenden menschliche Regungen abseits des üblichen Skripts zu entlocken – mit erfundenen familiären Unglücken, mit Alltagsbeobachtungen wie dem Leiserwerden der Passagiere, wenn der Zug auf offener Strecke stehenbleibt, oder mit ehrlichem Interesse an der Muttersprache des Gegenübers. Kein Wunder, dass C davon aggressiv wird: Sein Unterfangen ist ungefähr so aussichtsreich wie der Versuch, ein herzliches Gespräch mit Siri oder Alexa zu führen.

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In Autor Tags Kritik, Nachtkritik, Theater, München

DER BESTE BERNHARD DER WELT DER WOCHE – Enthusiasmuskolumne im Falter 5/21

February 2, 2021 Martin Pesl
„Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein“ © Martin Thomas Pesl

„Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein“ © Martin Thomas Pesl

Am 9. Februar hätte Thomas Bernhard seinen 90. Geburtstag gefeiert. Kurz vor seinem Tod 1989 wurde der Ankläger der „sechseinhalb Millionen Debilen und Tobsüchtigen, die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreien“ („Heldenplatz“) zum Denunzianten und Nestbeschmutzer erklärt. Posthum setzte man sich über das testamentarisch verfügte Aufführungsverbot seiner Stücke hinweg und erhob ihn in weiterer Folge zum amüsanten Salonklassiker.

 

Doch schon zu Lebzeiten war der griesgrämige Autor vor der einen oder anderen kabarettistisch gefälligen Pointe nicht gefeit. Nach einem Endprobenbesuch zur Uraufführung des „Theatermachers“ in Salzburg 1985 beschloss Bernhard kurzerhand, auf den damals virulenten Glykolwein-Skandal anzuspielen: Heimische Winzer panschten ihre Produkte widerrechtlich mit Diethylenglykol und vermischten sie, Schreck lass nach, mit deutschen Weinen. Bernhard nahm Regisseur Claus Peymann dessen Textbuch aus der Hand und kritzelte einen Dialog zwischen Wirt und Gast hinein: „Vielleicht einen Wein, der Herr?“ – „Wein!? / Um Gottes Willen / Wein / Nein / In Österreich keinen Wein“.

 

In einer Zeit des Ausgesperrtseins aus den Theatern tut es besonders gut, sich dialektisch an die bernhardsche „lebenslängliche Theaterkerkerhaft“ zu erinnern: „Strafanstalt als Theater“, monologisiert sein Theatermacher: „Zehntausende Insassen / die alle keine Aussicht / auf Begnadigung haben / Nur die Todesstrafe ist ihnen allen sicher“. So fragt man sich im Sinne des seit einigen Jahren kursierenden Hipster-Hashtags #WWTBD (What would Thomas Bernhard do?), wie Bernhard auf die aktuelle Lockdownlitanei reagieren würde. Wahrscheinlich bräche er in literarische Rage aus. Oder er ließe sich dann doch einen Wein kommen.

In Autor Tags Enthusiasmus, Falter, Theater, Bernhard, Salzburg, Kolumne

NA GUT, DANN HALT ONLINE – Empfehlungen im Falter 4/21

January 26, 2021 Martin Pesl
© rostfest

© rostfest

Da sie uns auch weiter nicht ins Theater lassen, geben wir den Widerstand auf und dem Netz die Bühne frei

Jarmusch im Körper

Wer könnte „Stranger Than Paradise“, den coolsten Jim-Jarmusch-Film aller Zeiten, besser vertanzen als Liquid Loft? Leider sind wir nicht live dabei, aber die mechanisch-animalischen Moves der bereits 15 Jahre alten Kompanie von Chris Haring rocken hoffentlich auch digital.

tqw.at, 28.–31.1.

 

Vater unter Strom

Tim Breyvogel ist ein Schauspieler unter Dauerelektrizität. In der Videoversion von Simon Stephens’ Monolog „Steilwand“ setzt das St. Pöltener Ensemblemitglied diese doppelt um: als DJ einer Clubnacht und in der Schilderung seiner Verzweiflung als Vater.

landestheater.net, 29.–31.1.

 

Heilung im Gespräch

Vorreiter im Theaterstreaming (wie in allem) war das Aktionstheater Ensemble. Jetzt setzt es eins drauf und bietet nach dem Schauen der „Stücke gegen die Einsamkeit“ jeweils donnerstags Zoom-Gespräche an, auch nach dem Meisterwerk „Heile mich!“ (25.2.).

aktionstheater.at, 1.2.–28.3.

 

Depression im saft-Laden

Nicht deprimiert genug von der Politik? Nein, da geht wahrscheinlich noch mehr. Das feministische Kollektiv saft exzertiert in der Performance „Burning Tissues“ vor, warum es politische Depression braucht, um etwas zu bewegen: live im Internetfernsehen.

okto-tv.at, 3.2.

 

Augustin im Voodoo-Rausch

Bestes Maskottchen für die moderne Pest: der liebe Augustin. „Alles ist. Hin“ heißt Hannes Sterz’ und Patrick Rothkegels Literatur-Theater-Film über ihn, entstanden in Sam’s Bar des Hamakom-Theaters. Ein trunkenes Vergnügen, Voodoo Jürgens inklusive.

hamakom.at, 4.–12.2.

 

Bildungsauftrag auf Parteilinie

Ein Haufen Grazer mit versteinerten Mienen und Sowjet-Uniformen, das ist die „Sozialistische Eingreif-Druppe“ (SED). Einen Tag lang bringen die jungen Theaterfreaks mit bestem Deadpan-Humor das Fernsehen auf Parteilinie. So erfüllt der ORF den Bildungsauftrag.

sed-tv.at, 5.2.

 

Videokunst auf Video

Medienkünstler Jan Machacek ist in seinem Element. Sein Werk „Ewige 80er“ sollte zwar live stattfinden, ist jetzt aber doch ein Video geworden. Es geht um Paranoia und konservativen Backlash zu Thatchers und Reagans Zeiten.

brut-wien.at, 7.2.

 

Beethoven zum 251.

Der arme Ludwig van! Sein Jubiläumsjahr verlief eher nicht so genial, Corona-bedingt herrschte „Tosende Stille“. Regisseurin Christa Hassfurther vom Salzburger Theater bodi end sole tröstet ihn mit einer Produktion dieses Namens – jetzt halt als Videoexperiment.

bodiendsole.at, 15.2.

 

Männer im Boxclub 

Vom Frühjahrs- bis in den Jänner-Lockdown durchgeboxt hat sich „Fight Club Fantasy“: Jetzt gibt die die Produktion über toxische Männlichkeit (nach Chuck Palahniuk und dem Brad-Pitt-Film) den Fight gegen das Streamen auf.

kosmostheater.at, 16.–20.2.

In Autor Tags Theater, Falter, Empfehlungen

„... UND DEINE MAMI SAGT WOW“ – Probenbericht aus dem Burgtheater-Kasino im Falter 52/20

December 22, 2020 Martin Pesl
Michael Maertens (links, analog) und Mark O’Connell (rechts, digital) © Marcella Ruiz Cruz

Michael Maertens (links, analog) und Mark O’Connell (rechts, digital) © Marcella Ruiz Cruz

Silvesterpremiere trotz Lockdown: Mit „Die Maschine in mir“ erforscht das Regieduo Dead Centre den Transhumanismus

Im Burgtheater-Kasino steht der Publikumsliebling Michael Maertens vor einer grünen Leinwand, wie man sie aus den Making-ofs von Fantasyfilmen kennt. Zwei Frauen knien vor ihm und fummeln am Schritt seiner Hose herum. Ein Schelm, wer Böses denkt: Beide tragen FFP2-Masken. 

Was hier vor sich geht, erschließt sich beim Probenbesuch zu „Die Maschine in mir“ erst später. Es gibt einen trockenen Durchlauf und zwei, nun ja, nasse. Maertens spricht zum Videobild von Mark O’Connell, Verfasser des Sachbuchs „To Be a Machine“, das dem Stück zugrunde liegt. Er äußert Verständnis, dass Mark sich wegen eines Blasenleidens nicht selbst auf die Bühne traue. „Man will sich da oben ja nicht vor den Leuten in die Hose machen.“ Auf Maertens’ Hose breitet sich ein dunkler Fleck aus.

„Wenn einem selber das passiert, ist es echt unlustig“, mahnt Bush Moukarzel, mit Ben Kidd zusammen Erfinder und Regisseur des Abends. Dass die Pointe hier gespoilert wird, geht in Ordnung. „Vielleicht gibt es ja ein paar seltsame Typen, die sagen: Wenn’s mit Pissen ist, dann komm ich!“, meint Michael Maertens im Gespräch schmunzelnd.

Maertens ist der einzige Schauspieler des digitalen Theaterstücks. Er schlüpft in die Rolle des Journalisten O’Connell, der prominente Vertreter des Transhumanismus traf. Diese Strömung will die Grenzen des sterblichen Körpers technisch überwinden. Auf der Bühne wird das in ein Spiel mit Maertens’ Identität übersetzt. „Man weiß nicht: Bin ich ich? Bin ich der Autor? Bin ich überhaupt ein Mensch? Eine Maschine? Ein Guru?“, sagt er, nun sehr wohl bemüht, nicht zu viel zu verraten. Wer eine Karte kauft, erhält zwei Links: einen, um kurze Videos des eigenen Gesichts aufzunehmen und einzuschicken, einen weiteren zur Live-Aufführung. Jeden Abend hat Maertens die Gesichter von 100 „anwesenden“ Personen vor sich. Sie werden auf iPads geladen, die im Zuschauerraum verteilt sind.

Obwohl gerade eine Silvesterpremiere geprobt wird, sieht es im Kasino mehr nach Filmset aus als nach Theater. Eine Kamera ist an einem Gerüst befestigt, das auf einer Schiene vor und zurück fährt. Für Burgtheater-Direktor Martin Kušej muss das ein schmerzlicher Anblick sein. Er ist erklärter Gegner der im Corona-Lockdown aufblühenden Praxis, Theater im Netz zu zeigen. „Aber als er realisiert hat, dass dieser fucking Lockdown womöglich ewig weitergeht und es Kapazitäten durch die Corona-bedingte Verschiebung einer anderen Produktion gab, hat er uns zu dieser Arbeit eingeladen“, sagt Moukarzel. Er und Kidd agieren unter dem Namen Dead Centre und haben heuer im Jänner bereits „Die Traumdeutung von Sigmund Freud“ ins Akademietheater gebracht.

Mehr im Falter 52/20

In Autor Tags Theater, Burgtheater, Bericht, Falter, Digitalität
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