• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

WIEDERGELESEN: GOTT UND DIE WELT – Kolumne in der Buchkultur 193

December 4, 2020 Martin Pesl
Voltaire © Nicolas de Largillière

Voltaire © Nicolas de Largillière

Vor einem Vierteljahrtausend wurden die Artikel als ketzerisch verbrannt. Heute amüsiert Voltaires Anti-Kreuzzug mit Nadelstichen.

Voltaire sah sich als großen Dramatiker. Es genügt nicht, dass er über 50 Bühnenstücke verfasste, sogar seine Wörterbuchartikel konnte er bisweilen nicht umhin, in Dialogform zu verfassen. „Was? Ich bin nicht frei zu wollen, was ich will?“, empört sich etwa B. in „De la liberté – Über die Freiheit“, eingeordnet unter L wie liberté. Doch sein Gegenüber A. beherrscht die sokratische Hebammentechnik: „Was verstehen Sie darunter?“, bohrt er. „Ich verstehe darunter, dass ich frei bin zu wollen, wie es mir gefällt.“ – „Mit Verlaub, das hat keinen Sinn.“

Diese Auseinandersetzung mit dem Ziel, zum Kern einer vermeintlich unbestreitbaren Idee vorzudringen, gehört zu den vielen Gedankengängen, die auch 256 Jahre nach dem Erscheinen des Dictionnaire philosophique portatif höchst anschaulich Vernunft einkehren lassen. Damals war die Aufklärung noch in ihren Kinderschuhen. Alles, was nicht geradeheraus als fromm erkennbar war, hatte mit Entsetzen, Bestrafung und Verbrennung zu rechnen. Der Philosoph Voltaire wusste das. Stets voll des Hohns für alle, die sich fürs Glauben anstelle des Denkens entschieden, formulierte er stets süffisant um den heißen Brei herum und bot seinen Gegnern nichts, woran sie ihn hätten greifen können.  

Dennoch brauchte es keine Gelehrten, um ihn zu verstehen, nur ein bisschen Verstand. So wuchs seine Popularität, und so wuchs auch das Taschenwörterbuch immer weiter an. Louis Moland schildert, wie sich Voltaire einmal lautstark von den Texten distanzierte, ihre Beschlagnahmung bei einem Buchhändler einforderte und gleichzeitig einem anderen eine größere Lieferung zuschanzte. Die ehemalige Vorbemerkung ist nun das Nachwort der ersten deutschen Ausgabe, in der sämtliche Artikel in Übersetzung vereint sind. Bisherige Ausgaben hatten sich um die besonders religionskritischen Einträge bis zuletzt gedrückt. Diese hier enthält die ganze Bandbreite von A wie „Abraham“ und B wie „Tout est bien – Alles ist gut“ bis V wie „Vertu – Tugend“.

Mehr in der Buchkultur 193

In Autor Tags Kolumne, Literatur, Buchkultur

AUF TEUFEL KOMM RAUS – Buchrezension in der Buchkultur 193

December 4, 2020 Martin Pesl
William Blake: „Satan“. Kupferstich nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Füssli, 1789 © The British Museum

William Blake: „Satan“. Kupferstich nach einer Zeichnung von Johann Heinrich Füssli, 1789 © The British Museum

In ihrem vierten Band widmet sich die „Handliche Bibliothek der Romantik“ dem Teufelswerk berühmter Autoren

Mit einer „Handlichen Bibliothek der Romantik“ aus 15 Bänden möchte der Berliner Verlag Secession Hinweise dafür liefern, wieso wir heutigen Menschen so sind, wie wir sind. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert hat sich viel verändert, finden die Herausgeber. Der Mensch war danach nicht mehr der alte. Der heuer erscheinende vierte Band der Reihe legt dabei eine besondere Wunde offen: unseren Hang zum Bösen, zum Treffen von falschen Entscheidungen.  

Acht romantische „Teufelsgeschichten“ sind darin versammelt, eher unbekannter Erzählungen größtenteils hochberühmter Autoren von den Gebrüdern Grimm über E.T.A. Hoffmann bis zu ihren englischsprachigen Kollegen Edgar Allan Poe und Washington Irving. Auch eine Autorin ist dabei: Adele Schopenhauer erzählt in „Das Hausmärchen“ schnörkellos von drei Schwestern, einem Waisenkind und einem mysteriösen Schmuckstück.

Mehr in der Buchkultur 193

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Literatur, Schurke

SCHURKENSTÜCKE: DOKTOR A. – Kolumne in der Buchkultur 193

December 3, 2020 Martin Pesl
César Aira, „Die Wunderheilungen des Doktor Aira“, Matthes & Seitz © Martin Thomas Pesl

César Aira, „Die Wunderheilungen des Doktor Aira“, Matthes & Seitz © Martin Thomas Pesl

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Erzfeind, Widersacher: Wenn solche Begriffe schon im Umschlagtext auftauchen, hüpft das Schurkensammlerherz. Dabei ist die Lage bei Doktor Actyn, Chefarzt für Inneres am Hospital Piñero in Buenos Aires deutlich komplexer. 

In César Airas eigenwillig selbstreferenziellem Roman „Die Wunderheilungen des Doktor Aira“ wird Actyn eindeutig als der Böse hingestellt – freilich von Doktor Aira, aus dessen Perspektive die ganze Geschichte, wenn auch nicht in der Ich-Form, erzählt wird. Ihn, den Wunderheiler, auffliegen zu lassen, scheint Actyns vorderstes Ziel zu sein, für das er den Aufwand umfangreicher Inszenierungen nicht scheut. Was das kosten muss, all die Schauspieler zu engagieren, die sich als „unheilbar“ Kranke und deren verzweifelte Pflegekräfte ausgeben!

Die Frage, ob ein Scharlatan wie Aira nicht einen gewissen investigativen Eifer verdient hat, kommt dennoch auf, obwohl er seine Aktivitäten wortreich theoretisch unterfüttert und Actyn mit Framings wie „Mastermind“, „der finstere Doktor“ oder „Hinterhalt“ beschreibt. „In seinen Augen glich Actyn den Superschurken der Comics, die sich nie weniger als die Weltherrschaft vornahmen“. 

Ein kluger Spin des 50-jährigen Doktors, würden heutige Medienbeobachter:innen sagen.

Mehr in der Buchkultur 194

In Autor Tags Kolumne, Buchkultur, Schurke

„KABARETT IST POP“ – Interview mit Hosea Ratschiller im Falter 49/20

December 2, 2020 Martin Pesl
© Heribert Corn

© Heribert Corn

Hosea Ratschiller ist Radiomacher, Fernsehmoderator und einer der wenigen Satiriker Österreichs. Am 8. Dezember wird ihm zum dritten Mal der Österreichische Kabarettpreis verliehen

Wie kaum ein anderer kann der 39-jährige seine Stimme verstellen, trifft Dialekte und Akzente auf den Punkt. Hosea Ratschiller war der FM4-Ombudsmann, er moderiert die ORF-Sendung „Pratersterne“ und hat auch kein Problem damit, andere an die Rampe zu lassen. Obwohl er nie dem Klischee des Austro-Kabarettisten entsprach, nimmt er am Dienstag nun schon zum dritten Mal den erst seit 1999 vergebenen Österreichischen Kabarettpreis entgegen. Wer ist der gebürtige Kärntner, der sich einst beschwerte, die Berichterstattung über ihn in dieser Zeitung sei zu freundlich? Der Falter traf Hosea Ratschiller – ein plakatives Symbol für die Situation der Kunst in Zeiten von Corona – in der derzeit verwaisten Wiener Stadthalle.

 

Falter: Herr Ratschiller, mit Ihrem Solo „Ein neuer Mensch“ erhalten Sie zum dritten Mal den Österreichischen Kabarettpreis. Haben Sie Ihr Stück seit der Premiere 2019 mit Corona-Gedanken angereichert?

Ratschiller: An einer Stelle sage ich das Wort Lockdown, ansonsten ist das Stück völlig unverändert. Interessanterweise ist es sogar aktueller geworden. Mein Bühnen-Ich zieht sich in seine Wohnung zurück, dort gerät alles aus den Fugen. Ein möglicher Titel wäre auch „Auf der Suche nach der neuen Normalität“. 

 

Sie nennen Ihre Programme konsequent Theaterstücke. 

Ratschiller: Angefangen habe ich mit Texten für Off-Theater-Produktionen. Da ist das Publikum aber sehr eingeschworen. Das Coole am Kabarett ist, dass die Leute aus sehr unterschiedlichen Hintergründen und Altersgruppen kommen. Dadurch sucht man immer nach einer Durchlässigkeit zwischen großen Gedanken, Philosophie, Wissenschaft, Politik einerseits und einer Sprache, die sich nicht an Zielgruppen wendet, sondern an Menschen. Kabarett ist Pop. 

 

Aber haben die verschiedenen Kabaretts in Österreich nicht unterschiedliche Zielgruppen? Kommen Sie im Orpheum in der Donaustadt gleich gut an wie im distinguierten Niedermair in der Josefstadt?

Ratschiller: Anders gut, würde ich sagen. Mein Text stellt eine Welt hin. Und durch diese Welt wird dann spaziert. Am einen Abend kann die eine Geschichte wichtiger sein, am anderen eine andere, mal mehr Schauspiel, mal mehr Stand-up, je nachdem, wie das Publikum drauf ist. Aber es bleibt derselbe Text, nur anders nuanciert. Je besser ich als Performer das Stück beherrsche, desto eleganter kann ich variieren. Darum ist mein Ziel, meine Programme mehrere Jahre spielen zu können.

 

Ist hierfür das regelmäßige Gewinnen von Kabarettpreisen förderlich?
Ratschiller: Es ist schon hilfreich. Also dem Publikum ist völlig wurscht, ob man einen Kabarettpreis hat, aber es senkt die Hemmschwelle der Veranstalter, einen zu buchen.  

 

Können Sie sich, sobald Sie gebucht wurden, darauf verlassen, gut besucht zu sein?

Ratschiller: Bei mir hat es zehn Jahre gedauert, bis die Leute wirklich wegen mir gekommen sind. Jetzt ist es so: Wenn der Abend gut ist, spricht sich das rum, wenn nicht, dann nicht. Wenn ein Programm im ersten Jahr nicht anspringt, sollte man schauen, dass man bald ein neues schreibt.

 

Gab es das bei Ihnen auch?

Ratschiller: Zwischendurch hatte ich schon schwierige Jahre. Da ist man ständig knapp vorm Aufhören und muss Nebenjobs annehmen.

 

Was haben Sie gemacht?

Ratschiller: Da waren diverse Jobs und ein Abstecher ins Altersheim. Aber ich lebe, seit ich 18 bin, hauptsächlich von kleineren und größeren Arbeiten im Kulturbetrieb. Der einzige Berufswunsch, den ich je hatte, war Schauspieler. Mein Idol mit sieben war Prince. Ich habe auch noch nie etwas geschrieben, was nicht dazu gedacht war, vorgetragen oder gespielt zu werden. 

 

Und das seit den Neunzigern.

Ratschiller: Als ich 15 war, hat sich Radio Orange gerade neu gegründet. Mein Freund Lukas Tagwerker und ich mussten also nur hingehen und sagen, dass wir Lust haben, was zu machen. Die haben uns gezeigt, wie der Regler aufgeht, und wir hatten eine Radiosendung.

 

Hat sich die auch jemand angehört?

Ratschiller: Wahrscheinlich schon. Wir haben schon Anrufe gekriegt von seltsamen Gestalten. Schwer zu sagen, ob die gewusst haben, was wir da machen. Wir selbst wussten es jedenfalls nicht so genau. Wir haben Sketches gespielt, dazwischen Musik aufgelegt und irgendetwas geredet. Ich will das aber gar nicht kleinreden. Zwischen 16 und 23 war das mein Leben. Am Wochenende sind wir vor dem Ausgehen bei mir oder beim Lukas im Zimmer gesessen und haben uns ausgedacht, was wir am Sonntag senden werden. Geprobt wurde vorm Flex und von dort ging’s fast direkt ins Studio. Es war unglaublich bestärkend.

 

Besagter Lukas Tagwerker hat uns außerdem mitgeteilt, Sie hätten sich gemeinsam in einem Klagenfurter Hörsaal die nackte Brust aufgeschlitzt.

Ratschiller: Das war er, nicht ich! Wir haben allerlei Performances gemacht. Schlingensief hat uns stark beeinflusst, und ich habe damals Antonin Artaud und Dario Fo gelesen – ich wollte anarchistisches Theater machen.

Mehr im Falter 49/20

In Autor Tags Kabarett, Falter, Interview
← Newer Posts Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Wiener Festwochen
  • Interview
  • Burgtheater
  • Performance
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Tanz
  • Buch
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl