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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SCHURKENSTÜCKE: RAOUL DE VÉNÉRANDE – Kolumne in der Buchkultur 192

October 7, 2020 Martin Pesl
© Reclam

© Reclam

In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Dass eine Frau lieber ein Mann wäre, ist nichts Böses. Heute sind wir so weit. 1884, als eine gewisse Marguerite Eymery ihren dritten Roman „Monsieur Vénus“ veröffentlichte, löste es durchaus Empörung aus. Nicht nur die Protagonistin Raoule de Vénérande trägt Hosenanzüge und zieht sich ihren Liebhaber zur unterwürfigen Verlobten heran, auch das Pseudonym auf dem Einband sollte auf einen männlichen Verfasser hindeuten: Der Name Rachilde klingt zwar wie „Mathilde“, ist aber von einem schwedischen Edelmann aus dem 16. Jahrhundert inspiriert, der Mlle. Eymery angeblich die Texte eingab. 

Die Strafe folgte auf dem Fuß: Obwohl Rachilde ihr Buch ganz bewusst erst in Belgien und nicht im prüderen Frankreich herausgebracht hatte, wurde es wegen Verstoßes gegen die guten Sitten verboten. Später vertrat sie zunehmend weniger progressive Ansichten als in jungen Jahren und geriet in Vergessenheit. 1953 starb sie 93-jährig, jetzt ist ihr „Monsieur Vénus“ mit aufschlussreichem Anhang erstmals auf Deutsch erschienen, übersetzt von Alexandra Beilharz und Anne Maya Schneider.

So. Nun waren wir uns ja einig, dass Transsexualität weder Schurken- noch Schurkinnentum bedingt. Jaja, aber: Diese Raoule de Vénérande, so sehr sie sich der Vermännlichung hingibt, ist eine Femme fatale der tückischsten Sorte, heiß- und kaltblütig zugleich wie eine andere Venus, nämlich die „im Pelz“ des Leopold von Sacher-Masoch. Seit sie dem armen Kunstblumenhersteller Jacques Silvert begegnete, schreckt sie vor nichts zurück: weder vor der Vernichtung seiner Schwester Marie noch vor der Manipulation des Baron de Raittolbe, der sich zuerst in sie, dann in Marie („Helfen Sie mir doch lieber, sie fertigzumachen“) und schließlich in Jacques verliebt, und auch nicht davor, Jacques, der ihr Ehemann sowie ihre „Geliebte“ wird, in ein tödliches Duell zu schicken und schließlich auszustopfen. 

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In Autor Tags Schurke, Buchkultur, Kolumne

IHRER ZEIT VORAUS – Porträt von Liquid Loft zum 15-jährigen Jubiläum im Falter 41/20

October 7, 2020 Martin Pesl
Mit „Posing Project B“ gewann Liquid Loft 2007 den Goldenen Löwen © Chris Haring

Mit „Posing Project B“ gewann Liquid Loft 2007 den Goldenen Löwen © Chris Haring

Seine Lieblingssprache sei die Fantasiesprache, gestand Choreograf Chris Haring einmal im Falter-Interview. In allen Arbeiten von Liquid Loft operierten die Tanzenden damals mit kleinen iPods, aus denen fremde Stimmen in exotischen Zungen erklangen. Dazu bewegten sie die Lippen und den Körper, jeweils für sich allein. „Foreign Tongues“ hieß das Langzeitprojekt. Daraus entwickelten sich organisch die „Stand-Alones“: Ganz inIn sich ruhende Menschen führen mit faszinierender Geschmeidigkeit die, wie es scheint, einzig richtigen Bewegungen aus. Den Tanz mit der Distanz beherrschte Liquid Loft schon vor Corona.

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In Autor Tags Tanz, Impulstanz, Jubiläum, Falter

TRAUMA UND CHUZPE – Porträt von Itay Tiran im Falter 41/20

October 7, 2020 Martin Pesl
Itay Tiran © Katarina Šoškić

Itay Tiran © Katarina Šoškić

Schauspieler Itay Tiran ist der wichtigste Repräsentant des neuen Burgtheaters unter Martin Kušej. Jetzt inszeniert der israelische Schauspieler und Regisseur „Mein Kampf“, George Taboris Farce über den jungen Adolf Hitler

Als ihm das Burgtheater George Taboris Stück „Mein Kampf“ zum Lesen gab, traute Itay Tiran seinen Augen nicht: In der Farce über den jungen Adolf Hitler und seinen Mitbewohner Schlomo Herzl kommt der Ort vor, aus dem seine, Tirans, Großmutter stammt. Herzl legt Hitler die jüdische Herkunft von dessen Familiennamen dar: aus Mukatschewo in den Karpaten. Genau dort wurde Tirans Großmutter geboren. Nach Krieg und KZ, die sie mit viel Glück überlebte, landete sie in Schweden und wanderte dann, aus Schuldgefühlen gegenüber ihrer jüdischen Kultur, nach Israel aus. 

Da liegt nahe, dass Tiran für seine Regiearbeit den Ansatz des Persönlichen wählt. „,Mein Kampf‘ ist sein Kampf, Taboris Kampf“, erklärt er. Taboris Vater kam in Auschwitz ums Leben. „Ich stelle mir vor, dass er, indem er sich in Schlomo Herzl hineinversetzte und diese fiktive Begegnung kreierte, das Trauma durch Humor bewältigen wollte.“ Am 9. Oktober ist Premiere, 33 Jahre nach der Uraufführung durch den Autor selbst. Tiran weiß, dass er in große Fußstapfen tritt, aber: „In Zeiten wie diesen braucht es sowieso das, was wir auf Jiddisch Chuzpe nennen.“

Am Burgtheater ist Tiran nicht nur Regisseur, sondern einer von mehreren Schauspielern nicht deutscher Muttersprache, die Direktor Martin Kušej mit seinem Amtsantritt 2019 ins Ensemble holte. Tirans viersprachige Eröffnungsinszenierung „Vögel“ symbolisiert, wie Kušej das Burgtheater idealtypisch versteht: als kulturellen Schmelztiegel, offen für Europa und die Welt. Unter den Ensemblemitgliedern genießt Tiran eine Sonderstellung. Bislang ist er der einzige Schauspieler, der am Haus auch inszenieren darf. Bei den Eröffnungspremieren der aktuellen Spielzeit saß er neben dem Direktor im Publikum.

Die anderen scheinen damit kein Problem zu haben. Rainer Galke, der mit ihm auf der Bühne stand und sich jetzt in „Mein Kampf“ von ihm inszenieren lässt, ist voll des Lobes: „Als Regisseur tut er alles dafür, dass die Spieler glänzen können. Als Kollege war ich begeistert von seinem geduldigen Insistieren darauf, den Kontakt zwischen Charakter und Form nie zu verlieren.“ 

Geduldiges Insistieren war nicht immer Tirans Sache. Ein Klavierstudium schmiss er hin, wusste dann lange nichts mit sich anzufangen. „Einmal sah ich mit meinem Vater ,Hamlet‘ im Fernsehen und sagte, ich könnte doch Schauspiel studieren.“ Der Vater, Grafiker von Beruf, meinte: „Warum nicht?“

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In Autor Tags Theater, Burgtheater, Israel, Falter

WOLLEN WIR KUSCHELN? – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Wien

October 1, 2020 Martin Pesl
Die Feuerwehr (oder auch Rettung) führt Mickey Mouse ab (Til Schindler und Vera von Gunten) © Matthias Heschl

Die Feuerwehr (oder auch Rettung) führt Mickey Mouse ab (Til Schindler und Vera von Gunten) © Matthias Heschl

Rand – Schauspielhaus Wien – Tomas Schweigen spielt zur Uraufführung mit Miroslava Svolikovas Tetristextbausteinen

Wien, 30. September 2020. Ein wohligeres Anfangsbild hätte Tomas Schweigen für die neue Saison am Schauspielhaus kaum finden können: Statt menschlicher Virenschleudern gibt es erst einmal Luft. Undefinierbare Stoffhäufchen auf der Bühne expandieren zu raumgreifenden Bällen, erst blau, dann rosa angeleuchtet und begleitet von epischem Sound, als fände hier Wiens gesündestes Clubbing statt. Bis alles aufgeblasen ist, braucht es seine Zeit. Dann setzt das klinische Weiß ein, das die Kulisse die nächsten zwei Stunden dominieren wird. Vera von Gunten schiebt sich zwischen zwei Ballons durch und sagt: "Ich bin ein Tetrisstein."

"das passt ja genau da rein"

Natürlich sagt sie das, handelt es sich doch um den neuen Text von Miroslava Svolikova, jener 1986 geborenen Wienerin, die sich 2017 mit dem Stück Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt in die Herzen des Schauspielhaus-Publikums schrieb. Ulkige Gestalten aller Art sagen bei ihr ulkige Sachen, auch in "Rand", dessen für April geplante Premiere nun nachgeholt wurde: Die Tetrissteine demonstrieren hier ihr quasisexuelles Bedürfnis, sich ineinander zu schieben ("uh. das passt ja genau da rein"), während sie erforschen wollende Soziolog*innen an den Strapazen der Expedition und an ihrer akademischen Eitelkeit zugrunde gehen. Es kommt zu einem blutigen Massaker, bei dem ein abgerissenes Bein als Waffe dient (ohne Saustall auf der Bühne, denn weiße Ballons eignen sich hervorragend als Projektionsleinwände).

Eine Mickey Mouse tapst auf der Suche nach Käse umher (von Gunten), ein Priester will Kakerlaken killen und findet dabei Gott in sich selbst (Jesse Inman mit wahrlich göttlichem Corona-Bart), ein polterndes Einsatzteam weiß nie so recht, ob es Polizei, Feuerwehr oder Rettung ist (Til Schindler und Sophia Löffler), und so weiter. Die Autorin baut diese Figuren nicht etwa in eine Handlung ein. Sie hat jeweils kleine Textinseln für sie geschrieben und wünscht sich, diese mögen „am ende etwas verwoben sein“. 

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In Autor Tags Theater, Kritik, Nachtkritik, Wien
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