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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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EIERLEGENDE WOLLMILCHSAU – Kritik aus dem Burgtheater im Falter 40/20

September 29, 2020 Martin Pesl
Großes Drama von und mit Frauen: Marie-Luise Stockinger als Sally © Marcella Ruiz Cruz

Großes Drama von und mit Frauen: Marie-Luise Stockinger als Sally © Marcella Ruiz Cruz

Wehklagen über den Untergang des Theaters kommen aus verschiedenen Ecken. Einige finden, der von Männern verfasste Klassikerkanon eigne sich nicht mehr für heutige Ensembles. Sie besetzen Hamlet und Co. mit Frauen, was wieder die Puristen empört. Andere sind genervt, dass immer mehr Filme, Romane und aktuelle Diskurse als Vorlage herhalten müssen, und schauen lieber Netflix. 

Statt zu jammern, nimmt sich die britische Dramatikerin Lucy Kirkwood, Jahrgang 1983, all dieser Probleme an. Kirkwood, die auch Drehbucherfahrung hat („Skins“), landet in London derzeit einen Hit nach dem anderen. Ihr Thriller „Das Himmelszelt“ wurde Anfang 2020 am National Theatre uraufgeführt. In Corinna Brochers Übersetzung ist er mit der Premiere am Burgtheater nun auch im deutschsprachigen Raum angekommen. Häuser, die sich das große Figurenpersonal leisten können, werden es nutzen, um zu zeigen: Es geht doch, mehr davon! Das postmoderne Drama, das 1759 spielt, aber erkennbar dem Geist einer Feministin im 21. Jahrhundert entspringt, bietet Rollen für 14 Frauen und zwei Männer.

Der Stoff ist ein Original und originell: Während ein englisches Dorf auf das Vorbeiziehen des Halleyschen Kometen wartet, wird die junge Sally für einen Mord zum Tod durch den Strang verurteilt. Als sie sagt, sie sei schwanger und dürfe daher nicht hingerichtet werden, tritt ein Geschworenengericht aus zwölf Frauen an, diese Aussage zu überprüfen. Dabei ist der Gerichtsdiener anwesend, hat aber Redeverbot.

Mehr im Falter 40/20

In Autor Tags Falter, Kritik, Theater, Burgtheater

„THEATER SOLLTE IMMER FÜR KINDER SEIN“ – Interview mit Robert Wilson im Falter 39/20

September 23, 2020 Martin Pesl
Aurore Déon spielt den Elefanten. Ihre Großmutter war Geschichtenerzählerin © Lucie Jansch

Aurore Déon spielt den Elefanten. Ihre Großmutter war Geschichtenerzählerin © Lucie Jansch

Der US-Theatermagier Robert Wilson bringt „Das Dschungelbuch“ nach St. Pölten

Er kommt aus Waco, Texas, aber dort will er nicht mehr sein: zu rassistisch und engstirnig das Umfeld. Robert Wilson lebt schon lange in Paris. Von dort aus hat der heute knapp 79-jährige Regisseur im letzten halben Jahrhundert die Ästhetik des modernen Theaters geprägt: mit einer bestimmten Körperlichkeit seiner Schauspieler, einem besonderen Einsatzes von Licht und einer schlichten, fast naiven Bildsprache. Auch „Das Dschungelbuch“ entstand in Paris. Rudyard Kiplings berühmte Geschichten vom Jungen, der bei den Affen aufwuchs, brachte Wilson mit Musik des Schwesternduos CocoRosie auf die Bühne. Bevor die Produktion am Wochenende im Festspielhaus St. Pölten gastiert, telefonierte „Bob“, wie ihn alle nennen, mit dem Falter.

Falter: Mister Wilson, sind Sie froh, in Paris und nicht in Amerika zu sein?

Robert Wilson: Es ist hier sicherer als in den Vereinigten Staaten. Die Franzosen haben praktisch meine Arbeit entdeckt. Vor acht Jahren habe ich hier mal acht Produktionen in einer Saison gemacht. So viel habe ich in Amerika in meinem Leben nicht zustande gebracht. 

„Das Dschungelbuch“ ist 125 Jahre alt. Was erzählt es Ihnen heute?

Wilson: Wie jedes große literarische Werk ist es voller Zeit und somit auch zeitgemäß. Es geht um soziale und ethnische Gerechtigkeit, Themen, über die wir Tag für Tag sprechen.

Diese Themen werden anhand von Tieren behandelt.

Wilson: Deshalb ist der Stoff auch so perfekt für mich. Bei mir nähern sich die Menschen oft dem Verhalten der Tiere an. Wie schaut ein Grizzlybär? Wie geht ein Hund auf einen Vogel zu? Da lauscht der ganze Körper, nicht nur die Ohren. 

„Das Dschungelbuch“ ist ab zehn Jahren geeignet. Worin liegt für einen Starregisseur der Reiz, Theater für Kinder zu machen?

Wilson: Theater sollte immer für Kinder sein. Selbst wenn man „Medea“ macht, ein Stück, in dem eine Mutter ihre Kinder tötet, sollte man sich vorstellen, dass ein Kind im Publikum sitzt. Wenn wir Kindern Grimms Märchen vorlesen, tun wir das auch mit Leichtigkeit und Humor, damit sie gut schlafen.

Sie haben aber auch schon düstere Stoffe bearbeitet, zum Beispiel Samuel Beckett. 

Wilson: Stimmt, damit waren wir auch in St. Pölten! Aber das ist ein gutes Beispiel. Wir kaufen eine Karte für ein Stück mit dem Titel „Glückliche Tage“. Dann sehen wir eine Frau, die in einem Erdhügel steckt, und sie sagt: „Wieder ein glücklicher Tag“. Wir sehen ein tragisches Bild, aber es ist ein glücklicher Tag. Der Himmel kann nicht ohne die Hölle existieren. Becketts Lieblingsschauspieler waren Buster Keaton und Charlie Chaplin!

Mehr im Falter 39/20

In Autor Tags Falter, Interview, Theater, Niederösterreich, Tier

WER BRAUCHT SCHON WIEN? – Vorschau auf das Festival Werkstatt im Falter 38/20

September 15, 2020 Martin Pesl
Die Compagnie Zirkus Dada zeigt „Genesis“ im THEO © Natali Glisic

Die Compagnie Zirkus Dada zeigt „Genesis“ im THEO © Natali Glisic

Das Theater Oberzeiring zeigt beim Festival Werkstatt neun Uraufführungen an diversen Spielstätten

Es ist schon spektakulär, dass der steirische Ort Oberzeiring mit seinen weniger als 1000 Einwohnern ein eigenes Stadttheater mit zwei Spielstätten hat. Was man so hört, waren diese auch bei Vor-Corona-Bestuhlung bestens verkauft. Dem künstlerischem Leiter des THEO (Theater Oberzeiring) reicht das aber nicht. Jedes Jahr veranstaltet Peter Faßhuber das Festival Werkstatt und präsentiert Uraufführungen aus der Steiermark, Österreich und dem Rest der Welt. Diese haben natürlich nicht alle auf den regulären Bühnen Platz, also wird – ein Feuchttraum aller Theater- und Festivalmacher in Wien und anderen Großstädten – in den Ort ausgeschwärmt. Auch heuer wird von 22. bis 27. September kaum ein ober- oder unterzeiringischer Quadratmeter zu finden sein, auf dem sich kein Theater abspielt.

Um den Besuch der neun Produktionen ist dieses Jahr ein besonderes G’riss, denn pro Vorstellung haben nur 40 Personen Platz (dafür davon dann sehr viel). Eine Ausnahme bildet die Eröffnungsshow „La vita mi piaggio“, eine Koproduktion mit dem Grazer Straßentheaterfestival La Strada. Hanni Westphal und Martina Kolbinger-Reiner, ehrenwerte Gründerinnen von Mezzanin Theater, ironisieren darin die eigene Angejahrtheit. 

Mehr im Falter 38/20

In Autor Tags Theater, Steiermark, Falter

FLUCHT IN DIE FINSTERNIS – Sammelkritik aus den Spielstätten des Burgtheaters im Falter 38/20

September 15, 2020 Martin Pesl
Sarah Viktoria Frick, Markus Scheumann in „Antigone. Ein Requiem” © Matthias Horn

Sarah Viktoria Frick, Markus Scheumann in „Antigone. Ein Requiem” © Matthias Horn

Das Burgtheater eröffnet die neue Spielzeit mit drei sehr unterschiedlichen Premieren an drei Spielstätten

Die Eröffnung ist geschafft. Egal, wohin die Ampel jetzt umschaltet, das Burgtheater wird als erstes großes Wiener Schauspielhaus in der neuen Spielzeit drei Premieren rausgehaut haben. Bis auf die flexiblen Sitzpläne mit Lücken, die Beförderung des Saalpersonals zu Corona-Beauftragten und die Nutzung ungekannter Eingänge zu den diversen Spielstätten ist dabei alles wie gewohnt: mal öd, mal super. Einer von drei Versuchen ergab sogar eine richtige Punktlandung.

 

Der Trailer 

Es ist die zweite Spielzeit der Direktion Martin Kušej. Bevor die erste unfreiwillig im März endete, gab es reichlich Gelegenheit, sich mit seiner Ästhetik als Regisseur vertraut zu machen: Sieben seiner Inszenierungen wurden gezeigt, der Großteil Übernahmen aus seiner vorigen Wirkungsstätte, dem Münchner Residenztheater. Große Klassiker der Dramenliteratur übersetzt Kušej in große Bilder mit verschiedenen Schwarztönen. Es herrscht staatstragende Grabesstimmung, gespickt mit aggressiven Ausbrüchen, wo immer der Text es zulässt, und irgendjemand hat früher oder später einen nackten Ober- und manchmal auch Unterkörper.

So nun auch bei „Das Leben ein Traum“. Der Titel des 1634/35 von Pedro Calderón de la Barca verfassten Versdramas ist wesentlich bekannter als der Text selbst, der selten aufgeführt wird, weil er als gar blumig und schwer übersetzbar gilt. Die Version des Schriftstellers Soeren Voima ist poetisch und mundgerecht. Dennoch erlaubt Kušej seinen Schauspielern nicht immer, sie sich anzueignen. Die Monologe sind abgehackt und von Pausen durchsetzt, bisweilen klingen sie wie von Computerstimmen abgesondert.

In der geschulten Stimme des Hauptdarsteller Franz Pätzold geht das auf und unterstreicht das Entmenschlichte seiner Figur, des Prinzen Sigismund, der vom königlichen Vater als Kind weggesperrt wurde. Der weibliche Gegenpart Rosaura wird von Julia Riedler gespielt. Kušej misst ihr besonderes Gewicht bei und lässt sie auch einen aus dem Stück „Calderón“ von Pier Paolo Pasolini entlehnten Schlussmonolog sprechen. Dehnt sie den Text in die Länge, seufzt man gequält in seinen Mund-Nasen-Schutz.

Thematische Bezüge zu aktuellen Themen wie Isolation und Machtgier lassen sich nur mit viel Fantasie herstellen. Die Inszenierung ist darauf beschränkt, in ihrer triefenden Schwärze gut und sexy auszusehen. Das immerhin gelingt ihr: Das Bühnenbild von Annette Murschetz dreht sich zwischen schiefen Gebäudefragmenten und einer Wand aus fallendem Bauschutt hin und her. Wenn darauf Videobilder finsterer Waldwege (Sophie Lux) projiziert werden, kommt schaurig-schöne Stimmung auf. Anfangs wirkt der Abend mit seinen kurzen, durch Schwarzblenden und aufgeregte Musik von Bert Wrede unterteilten Szenen wie der Trailer zu einem Hollywood-Film-noir, den man sich unbedingt demnächst anschauen sollte.

 

Das Wahre

Düster geht es auch im Akademietheater zu, von Eskapismus kann hier allerdings keine Rede sein. Der höchst produktive, vielgepriesene oberösterreichische Autor Thomas Köck hat den antiken Antigone-Mythos aufgegriffen und mit einem simplen, aber genialen Kniff brandaktuell gemacht. Bei Sophokles möchte Antigone ihrem Bruder Polyneikes gegen den Willen des Tyrannen von Theben, Kreon, ein angemessenes Begräbnis ermöglichen. In Köcks „Antigone. Ein Requiem“ sind es die vielen an Thebens Küste angeschwemmten Leichen, die Antigone begraben will. Eigentlich sind in Theben alle dafür, nur Kreon wird nicht müde zu betonen, dass das ja „nicht unsere Toten“ seien.

Dass diese österreichische Erstaufführung an demselben Wochenende stattfand, an dem der Kanzler ausführte, warum er justament keine Kinder aus dem griechischen Lager Moria aufnehmen wolle, ist ein tragischer Zufall, durch den diese Inszenierung endgültig zum Hit wird. 

Mehr im Falter 38/20

In Autor Tags Falter, Kritik, Burgtheater, Theater
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