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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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FLUCHT IN DIE FINSTERNIS – Sammelkritik aus den Spielstätten des Burgtheaters im Falter 38/20

September 15, 2020 Martin Pesl
Sarah Viktoria Frick, Markus Scheumann in „Antigone. Ein Requiem” © Matthias Horn

Sarah Viktoria Frick, Markus Scheumann in „Antigone. Ein Requiem” © Matthias Horn

Das Burgtheater eröffnet die neue Spielzeit mit drei sehr unterschiedlichen Premieren an drei Spielstätten

Die Eröffnung ist geschafft. Egal, wohin die Ampel jetzt umschaltet, das Burgtheater wird als erstes großes Wiener Schauspielhaus in der neuen Spielzeit drei Premieren rausgehaut haben. Bis auf die flexiblen Sitzpläne mit Lücken, die Beförderung des Saalpersonals zu Corona-Beauftragten und die Nutzung ungekannter Eingänge zu den diversen Spielstätten ist dabei alles wie gewohnt: mal öd, mal super. Einer von drei Versuchen ergab sogar eine richtige Punktlandung.

 

Der Trailer 

Es ist die zweite Spielzeit der Direktion Martin Kušej. Bevor die erste unfreiwillig im März endete, gab es reichlich Gelegenheit, sich mit seiner Ästhetik als Regisseur vertraut zu machen: Sieben seiner Inszenierungen wurden gezeigt, der Großteil Übernahmen aus seiner vorigen Wirkungsstätte, dem Münchner Residenztheater. Große Klassiker der Dramenliteratur übersetzt Kušej in große Bilder mit verschiedenen Schwarztönen. Es herrscht staatstragende Grabesstimmung, gespickt mit aggressiven Ausbrüchen, wo immer der Text es zulässt, und irgendjemand hat früher oder später einen nackten Ober- und manchmal auch Unterkörper.

So nun auch bei „Das Leben ein Traum“. Der Titel des 1634/35 von Pedro Calderón de la Barca verfassten Versdramas ist wesentlich bekannter als der Text selbst, der selten aufgeführt wird, weil er als gar blumig und schwer übersetzbar gilt. Die Version des Schriftstellers Soeren Voima ist poetisch und mundgerecht. Dennoch erlaubt Kušej seinen Schauspielern nicht immer, sie sich anzueignen. Die Monologe sind abgehackt und von Pausen durchsetzt, bisweilen klingen sie wie von Computerstimmen abgesondert.

In der geschulten Stimme des Hauptdarsteller Franz Pätzold geht das auf und unterstreicht das Entmenschlichte seiner Figur, des Prinzen Sigismund, der vom königlichen Vater als Kind weggesperrt wurde. Der weibliche Gegenpart Rosaura wird von Julia Riedler gespielt. Kušej misst ihr besonderes Gewicht bei und lässt sie auch einen aus dem Stück „Calderón“ von Pier Paolo Pasolini entlehnten Schlussmonolog sprechen. Dehnt sie den Text in die Länge, seufzt man gequält in seinen Mund-Nasen-Schutz.

Thematische Bezüge zu aktuellen Themen wie Isolation und Machtgier lassen sich nur mit viel Fantasie herstellen. Die Inszenierung ist darauf beschränkt, in ihrer triefenden Schwärze gut und sexy auszusehen. Das immerhin gelingt ihr: Das Bühnenbild von Annette Murschetz dreht sich zwischen schiefen Gebäudefragmenten und einer Wand aus fallendem Bauschutt hin und her. Wenn darauf Videobilder finsterer Waldwege (Sophie Lux) projiziert werden, kommt schaurig-schöne Stimmung auf. Anfangs wirkt der Abend mit seinen kurzen, durch Schwarzblenden und aufgeregte Musik von Bert Wrede unterteilten Szenen wie der Trailer zu einem Hollywood-Film-noir, den man sich unbedingt demnächst anschauen sollte.

 

Das Wahre

Düster geht es auch im Akademietheater zu, von Eskapismus kann hier allerdings keine Rede sein. Der höchst produktive, vielgepriesene oberösterreichische Autor Thomas Köck hat den antiken Antigone-Mythos aufgegriffen und mit einem simplen, aber genialen Kniff brandaktuell gemacht. Bei Sophokles möchte Antigone ihrem Bruder Polyneikes gegen den Willen des Tyrannen von Theben, Kreon, ein angemessenes Begräbnis ermöglichen. In Köcks „Antigone. Ein Requiem“ sind es die vielen an Thebens Küste angeschwemmten Leichen, die Antigone begraben will. Eigentlich sind in Theben alle dafür, nur Kreon wird nicht müde zu betonen, dass das ja „nicht unsere Toten“ seien.

Dass diese österreichische Erstaufführung an demselben Wochenende stattfand, an dem der Kanzler ausführte, warum er justament keine Kinder aus dem griechischen Lager Moria aufnehmen wolle, ist ein tragischer Zufall, durch den diese Inszenierung endgültig zum Hit wird. 

Mehr im Falter 38/20

In Autor Tags Falter, Kritik, Burgtheater, Theater

„DIE WIENER HABEN EIN KONSERVATIVES HERZ“ – Interview mit Claus Peymann im Falter 37/20

September 8, 2020 Martin Pesl
© Heribert Corn

© Heribert Corn

Claus Peymann ist wieder da. Der ehemalige Burgtheater-Direktor inszeniert Bernhard in der Josefstadt und teilt kräftig in alle Richtungen aus

„Lauter Nazis statt Nudeln“, heißt es in Thomas Bernhards Dramolett „Der deutsche Mittagstisch“: „Nazisuppe, Nazisuppe, Nazisuppe“. Der vielgelobte und gehasste 1989 verstorbene Schriftsteller hatte zeitlebens und posthum vor allem einen Förderer: Claus Peymann, Burgtheater-Direktor von 1986 bis 1999. Peymanns Direktion war von Skandalen geprägt, seit seinem Abgang ans Berliner Ensemble scheint in Wien aber schwer zu vermissen. Immer wieder ließen seine Nachfolger ihn als Regisseur am Burgtheater inszenieren, unter dessen neuem Chef Martin Kušej ist das nicht sehr wahrscheinlich. 

 

Dafür hat ein anderer zugegriffen: Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt, engagierte Peymann für den „deutschen Mittagstisch“. Unter dem gleichen Namen wie das Dramolett ist eine ganze Reihe von Kurzstücken versammelt, eines davon wurde zuvor noch nie in Österreich aufgeführt. Im Juni hätten die Stücke Premiere haben sollen, nach Lockdown-bedingten Verschiebungen eröffnen sie nun die neue Saison in der Josefstadt.

 

Während seiner Zeit als Burgtheater-Direktor war Claus Peymann der Falter stets suspekt. Jetzt, auf neuem Terrain, gab er uns ein offenherziges Interview – und sucht immer noch nach Nazis in der Suppe.

Falter: Herr Peymann, soll ich die Maske beim Interview lieber anlassen?

Claus Peymann: Wie Sie wollen. Ich bin 83, mir ist es egal, woran ich sterbe — nur für die Proben wär’s blöd!

Die Kollegen beim Falter waren recht überrascht über Ihre Bereitschaft, uns ein Interview zu geben.

Peymann: Ihr Blatt war immer gegen mich. Es hat mir damals gefallen, dass das ein linkes Blatt war. Aber die haben vom ersten Tag an gegen mich geschrieben. Zusammen mit der Kronen Zeitung und der Presse, aber von der anderen Ecke: „Wir sind jung, wir frisch, was soll uns dieser Peymann da?“ Kralicek war da ein Hauptschreihals. Aber es ist mir auch egal, ich bin nicht auf Zustimmung aus. Und außerdem ist das alles dreißig Jahre her … Jetzt habe ich Karin Bergmann, mit der ich ja sehr lange zusammengearbeitet habe und die damals bei uns am Burgtheater als Pressesprecherin engagiert war, gefragt, ob ich das Interview mit Ihnen zusagen soll. Sie hat gesagt: „Du musst das unbedingt tun, die Jungen kennen dich nicht mehr.“ Deshalb möchte ich auch einen guten Eindruck machen (lacht). 

Eigentlich hätten Sie schon im Frühjahr mit den Proben zu „Der deutsche Mittagstisch“ von Thomas Bernhard beginnen sollen. Stattdessen kam der Corona-Lockdown. Wie haben Sie ihn erlebt? 

Peymann: Da war ich in Berlin-Köpenick in meinem — leider nur gemieteten! — Haus. Ich hatte es leicht, ich war viel draußen in meinem Garten. Aus der Nachkriegszeit kenne ich das ja noch, dass man aus Furcht vor Krisenzeiten Vorräte anlegt, deshalb habe ich einen kleinen Kartoffelacker. Direkt hinterm Garten ist ein Wald, da lebt eine Wildsau mit zehn Jungen. Die sind nachts immer durch ein Loch im Zaun gekrochen und haben die Kartoffeln ausgebuddelt.

Ihr Kollege Frank Castorf, Ex-Intendant der Berliner Volksbühne, hat die Corona-Maßnahmen belächelt und gesagt, er wolle sich nicht von Kanzlerin Merkel vorschreiben lassen, sich die Hände zu waschen.

Peymann: Manchmal trifft er’s. Auf der Bühne trifft der Castorf immer weniger, aber im Interview hat er noch Humor. — Sagen Sie jetzt nicht: „Genau wie Sie!“

Mehr im Falter 37/20

In Autor Tags Falter, Interview, Theater, Burgtheater, Josefstadt, Bernhard

EMOJIS IM RAUSCH – Kritik von Kampnagel im Falter 36/20

September 1, 2020 Martin Pesl
© Charlotte Hafke

© Charlotte Hafke

Die Choreografin Marlene Monteiro Freitas zeigt ihr erstaunliches Bildertanztheaterstück „Mal“ bei den Wiener Festwochen

Am Anfang spielt das Ensemble erst einmal Volleyball. Das lässt sich nicht choreografieren – der Ball fliegt, wo er hinfliegt. Vom Band eingespielte Schimpftiraden, Lustgeräusche und ein im Vordergrund mit der Waffe wachender Soldat geben der Sportszene etwas Verstörendes. Vielleicht dient sie dem Beweis, dass die neun Personen auf der Bühne echte Menschen sind.  

Im weiteren Verlauf von „Mal – Embriaguez Divina“ wird man das nämlich immer wieder in Zweifel ziehen. Da werden sie in kantigen Bewegungen über die Bühne zucken, mit ausdrucksstark verzerrten Gesichtern, als wären sie Playmobil-Männchen, zum Leben erwachte Emojis oder gequälte Insekten. Ihre Beine, die sie oftmals stark anwinkeln, um den Fuß erst recht nur wenige Millimeter weiter vorne abzustellen, sind in weiße Strümpfe gekleidet und sehen aus, wie aus Porzellan geschliffen. Je possierlicher sie sich geben, desto bedrohlicher wirken sie.

Mehr im Falter 36/20

In Autor Tags Tanz, Theater, Wiener Festwochen, Festival, Kritik, Hamburg

STERBEN MIT BORIS – Porträt von Boris Nikitin im Falter 36/20

September 1, 2020 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

Der Schweizer Theatermacher Boris Nikitin beschäftigt sich auf der Bühne mit dem Dokumentarischen. Bei den Wiener Festwochen zeigt er zwei Arbeiten über den Tod

Boris Nikitin hat einen speziellen Humor. Titel bekannter Arbeiten des Regisseurs lauten „Woyzeck“, „Hamlet“ oder „Bartleby“. Diese Abende stellen aber nicht die großen Erzählungen der Literatur auf die Bühne, sondern Themen der Realität. Der 41-Jährige nennt sein Genre selbst das Dokumentarische – eine viel zeitgemäßere Form von Theater. Warum nicht dem Nicht-Fiktionalen mit diesen kleinen Etikettenschwindeln einen Platz im Kanon erschleichen? 

Ganz willkürlich sind die Titel freilich nicht gewählt. Bei Tschechow wird etwa bekanntermaßen viel geplaudert. In Nikitins bisher letzter Produktion in Österreich 2013 sitzen Ensemblemitglieder des Schauspielhauses Graz bei Tisch und geben vermeintlich private Geschichten preis. Das Stück hätte ursprünglich als „Der Kirschgarten“ firmieren sollen, doch damit setzte sich Nikitin nicht durch. Es hieß dann „Sei nicht Du selbst“ und wurde hoch gelobt.

Sieben Jahre später ist Nikitin zurück in Österreich. Bei den auf den Spätsommer verschobenen Wiener Festwochen zeigt er gleich zwei Gastspiele – mit relativ aussagekräftigen Titeln. In „Versuch über das Sterben“ sitzt der Regisseur selbst auf der Bühne und stellt sein eigenes Coming-out als schwuler Mann der Ankündigung seines an amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankten Vaters gegenüber, assistierten Suizid in Erwägung zu ziehen. „Auch das war ein Outing“, erklärt er im Falter-Gespräch die Verbindung. „Er wusste nicht, wie wir reagieren würden. Das ist wie eine Wette. Man unterstellt dem Gegenüber, dass es damit klarkommen kann. Mit dem Outing erhebt man die anderen, man macht sie klüger.“

Ebenfalls den Tod verhandelt Nikitins neueste Arbeit „24 Bilder pro Sekunde“. Der Titel bezieht sich auf ein Zitat des Film-Auteurs Jean Cocteau: „Filmemachen bedeutet, den Menschen in 24 Bildern pro Sekunde beim Sterben zuzuschauen.“ Erstmals erklingt dabei in einem Nikitin-Stück kein Text. Das Klavierquartett Kukuruz zitiert die neuere Musikgeschichte von Julius Eastmans „Gay Guerilla“ bis zum Soundtrack von „Game of Thrones“, auf der Bühne agieren sechs Tänzerinnen und Tänzer. 

„Film hat viel mit Bild zu tun, aber noch viel mehr mit Zeit“, sagt der Regisseur. „Tanz wird mit Vitalität, Virtuosität und Professionalität assoziiert. Selbst der konzeptionelle zeitgenössische Tanz gibt sich meist vital und gesund.“ Die Auseinandersetzung mit den Themen Verwundbarkeit und Sterblichkeit vor dieser Folie bildet nur scheinbar einen Widerspruch.

Mehr im Falter 36/20

In Autor Tags Porträt, Falter, Theater, Wiener Festwochen, Schweiz, Festival, Tanz, Performance
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