• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

STERBEN MIT BORIS – Porträt von Boris Nikitin im Falter 36/20

September 1, 2020 Martin Pesl
© Martin Thomas Pesl

© Martin Thomas Pesl

Der Schweizer Theatermacher Boris Nikitin beschäftigt sich auf der Bühne mit dem Dokumentarischen. Bei den Wiener Festwochen zeigt er zwei Arbeiten über den Tod

Boris Nikitin hat einen speziellen Humor. Titel bekannter Arbeiten des Regisseurs lauten „Woyzeck“, „Hamlet“ oder „Bartleby“. Diese Abende stellen aber nicht die großen Erzählungen der Literatur auf die Bühne, sondern Themen der Realität. Der 41-Jährige nennt sein Genre selbst das Dokumentarische – eine viel zeitgemäßere Form von Theater. Warum nicht dem Nicht-Fiktionalen mit diesen kleinen Etikettenschwindeln einen Platz im Kanon erschleichen? 

Ganz willkürlich sind die Titel freilich nicht gewählt. Bei Tschechow wird etwa bekanntermaßen viel geplaudert. In Nikitins bisher letzter Produktion in Österreich 2013 sitzen Ensemblemitglieder des Schauspielhauses Graz bei Tisch und geben vermeintlich private Geschichten preis. Das Stück hätte ursprünglich als „Der Kirschgarten“ firmieren sollen, doch damit setzte sich Nikitin nicht durch. Es hieß dann „Sei nicht Du selbst“ und wurde hoch gelobt.

Sieben Jahre später ist Nikitin zurück in Österreich. Bei den auf den Spätsommer verschobenen Wiener Festwochen zeigt er gleich zwei Gastspiele – mit relativ aussagekräftigen Titeln. In „Versuch über das Sterben“ sitzt der Regisseur selbst auf der Bühne und stellt sein eigenes Coming-out als schwuler Mann der Ankündigung seines an amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankten Vaters gegenüber, assistierten Suizid in Erwägung zu ziehen. „Auch das war ein Outing“, erklärt er im Falter-Gespräch die Verbindung. „Er wusste nicht, wie wir reagieren würden. Das ist wie eine Wette. Man unterstellt dem Gegenüber, dass es damit klarkommen kann. Mit dem Outing erhebt man die anderen, man macht sie klüger.“

Ebenfalls den Tod verhandelt Nikitins neueste Arbeit „24 Bilder pro Sekunde“. Der Titel bezieht sich auf ein Zitat des Film-Auteurs Jean Cocteau: „Filmemachen bedeutet, den Menschen in 24 Bildern pro Sekunde beim Sterben zuzuschauen.“ Erstmals erklingt dabei in einem Nikitin-Stück kein Text. Das Klavierquartett Kukuruz zitiert die neuere Musikgeschichte von Julius Eastmans „Gay Guerilla“ bis zum Soundtrack von „Game of Thrones“, auf der Bühne agieren sechs Tänzerinnen und Tänzer. 

„Film hat viel mit Bild zu tun, aber noch viel mehr mit Zeit“, sagt der Regisseur. „Tanz wird mit Vitalität, Virtuosität und Professionalität assoziiert. Selbst der konzeptionelle zeitgenössische Tanz gibt sich meist vital und gesund.“ Die Auseinandersetzung mit den Themen Verwundbarkeit und Sterblichkeit vor dieser Folie bildet nur scheinbar einen Widerspruch.

Mehr im Falter 36/20

In Autor Tags Porträt, Falter, Theater, Wiener Festwochen, Schweiz, Festival, Tanz, Performance

THEATER SEHEN UND STERBEN – Kritik von den Salzburger Festspielen im Falter 35/20

August 25, 2020 Martin Pesl
Ursina Lardi und Helga Bedau beim Premierenapplaus © Marco Borrelli

Ursina Lardi und Helga Bedau beim Premierenapplaus © Marco Borrelli

Bei den Salzburger Festspielen setzen Milo Rau und Ursina Lardi dem „Jedermann“ eine „Everywoman“ entgegen

Milo Rau passt nicht zu den Salzburger Festspielen. Der Schweizer Theatermacher war immer schon gern gesehener Gast bei den weniger traditionsbewussten Festivals, in Österreich dem Steirischen Herbst oder zuletzt den Wiener Festwochen. Als Leiter des Nationaltheaters Gent in Belgien zeigt er, wie man Stadttheater international und zeitgemäß gestaltet. Aber Salzburg, das ist gewagt von einem Dokumentaristen, bei dem noch nie einfach Schauspieler geradlinig eine fiktive Geschichte auf der Bühne erzählt haben.

Dennoch wurde der 43-jährige Rau zum 100. Geburtstag der Festspiele eingeladen, den „Jedermann“ zu bearbeiten, jenes moralinsaure Mysterienspiel von Hugo von Hofmannsthal, das Jahr für Jahr auf dem Salzburger Domplatz läuft. Rau tat sich mit der Schauspielerin Ursina Lardi zusammen, mit der er bereits das Recherche-Stück „Mitleid“ für die Schaubühne Berlin entwickelt hatte. Die Schaubühne ist auch Koproduktionspartnerin von „Everywoman“, dem Gegen-„Jedermann“, der 2020 trotz Corona seine Uraufführung feiert.

Was im Theatersaal der Szene Salzburg zu sehen ist, hat freilich wenig mit Raus und Lardis ursprünglichen Plänen zu tun. Zur Recherche waren die beiden nach Brasilien gereist, um die Situation indigener Frauen zu verstehen. Daraus sollte ein Abend über Kunst, Feminismus und Solidarität werden. Vielleicht ist es für das Salzburger Publikum ganz gut, dass die Pandemie diesen weltpolitischen Zugang kompromittiert hat. Es bekam dafür eine so intime wie kraftvolle Auseinandersetzung mit dem Sterben, dem Stoff des „Jedermann“ und nicht zuletzt mit dem Medium Theater zu sehen. 

Im Lockdown lernten Rau und Lardi die unheilbar krebskranke 71-jährige Berlinerin Helga Bedau kennen, die als junge Statistin ihre Theaterlust entdeckt hatte und – so heißt es zumindest im Rahmen der Aufführung – vor ihrem Tod noch einmal in einem Stück mitwirken wollte. Eine Everywoman war gefunden.

Mehr im Falter 35/20

In Autor Tags Theater, Kritik, Salzburg, Festival

DER BÖSE ONKEL SCHLÄGT WIEDER ZU – Rezension in der Buchkultur 191

August 19, 2020 Martin Pesl
cover.do.jpeg

Das norwegische Enfant terrible Matias Faldbakken kapert für seinen neuen Roman „Wir sind fünf“ das Horrorgenre. Ein Tonklumpen wächst sich darin zu einer Art Frankenstein-Monster aus und kreiert eine eigenwillige Spannung.

Was für ein seltsamer Text! Die Bücher des bildenden Künstlers und Gelegenheitsromanciers Matias Faldbakken scheinen dafür geschaffen, diesen Ausruf zu provozieren. In den Nullerjahren war man von seiner Trilogie „Skandinavische Misanthropie“ schockiert ob der Fülle an Nazi-Chic, Porno und fäkal besprenkeltem Kulturpessimismus, am Folgeroman „The Hills“ 2018 empörte die vordergründige Abwesenheit von alledem. Jetzt, nur zwei Jahre später, hat der Norweger es wieder geschafft, sich neu zu erfinden und schon allein damit Stirnrunzeln auszulösen. Sein Roman „Wir sind fünf“ ist ein Horrormärchen ohne Sex und fast ohne Gewalt, dafür beladen mit allerlei mythischem Ballast – eine moderne nordische Deutung des Frankenstein-Stoffs.

In einem norwegischen Städtchen leben die Blystads, bis auf Vater Tormods Drogenvergangenheit eine konventionelle Familie: Tormod betreibt eine Werkstatt, seine Frau Siv ist Friseurin. Die Kinder Alf und Helene wünschen sich ein Geschwisterlein, aber Siv hat keine Lust mehr auf die Qualen der Schwangerschaft. Die stattdessen angeschaffte Hündin verschwindet zwar eines Tages spurlos, doch der Platz des fünften Familienmitglieds will nicht lange vakant bleiben: Tormods alter Saufkumpan verkauft ihm einen „intelligenten“ Tonklumpen, der sich nach Belieben verformen lässt. Der Ton wird für die Hausarbeit und zum Amüsement der Kinder eingesetzt, bis er ein Eigenleben entwickelt.

Mehr in der Buchkultur 191

In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Buch, Schurke

DIE KUNST LEBT LÄNGER – Doppelrezension in der Buchkultur 191

August 19, 2020 Martin Pesl
9783462055085.jpg

Ein Gesprächsband und eine theaterwissenschaftliche Abhandlung widmen sich zum 10. Todestag von Christoph Schlingensief einem heute fast unwahrscheinlich erscheinenden Universalkünstler.

Es ist schwer zu sagen, wie es Christoph Schlingensief heute ergehen würde. Wir leben in einer Zeit erhöhter politischer Wachsamkeit und Sensibilität. Videos auf eine dicke, nackte Frau projizieren; Menschen mit Behinderung auf der Bühne oder im Fernsehen vermeintlich ausstellen; Asylwerber in einem Container der Abwahl à la „Big Brother“ aussetzen – das erregte schon damals die Gemüter. Heute ist es gut möglich, dass man es nicht mehr achselzuckend als Aktionismus abstempeln könnte. Nicht auszudenken: ein Christoph Schlingensief, der sich entschuldigt, weil er zu weit gegangen ist.

Im August 2010 starb der Universalkünstler an Lungenkrebs, bevor er sein 50. Lebensjahr vollenden konnte. Seit der Diagnose war die Krankheit und der eigene bevorstehende Tod zentraler Gegenstand seiner Arbeit gewesen. Zum doppelten Anlass – zehnter Todestag, 60. Geburtstag – geben zwei Bücher Einblick in Schlingensiefs Kunst und Leben. 

Dass er sich aus der katholischen Bürgerlichkeit Nordrhein-Westfalens kommend von seiner Vergangenheit als Messdiener nie lossagte, machte ihn für das Publikum wohl noch schwerer zu fassen. Ein Angebot, es doch zu versuchen, unternimmt der Gesprächsband „Kein falsches Wort jetzt“, herausgegeben von Schlingensiefs Witwe, der Kostümbildnerin Aino Laberenz. Die Interviews mit diversen deutschsprachigen Medien sind chronologisch von 1984 bis 2010 geordnet und dokumentieren Schlingensiefs künstlerische Entwicklung von Filme- zum Theatermacher zum Aktions- und bildenden Künstler.  

Nebenbei veranschaulicht der Band den Umgang des kunst- und mediensatten ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts – noch vor Social Media – mit seinen Protagonisten. Vor allem zeigt er auf amüsante Weise: Christoph Schlingensief muss ein so begeisternder wie frustrierender Gesprächspartner gewesen sein. Er kam scheinbar vom Hundertsten ins Tausendste, hielt den eigenen roten Faden aber stets fest in der Hand, ein Regisseur sogar seiner Interviews.

Mehr in der Buchkultur 191

In Autor Tags Rezension, Buch, Theater, Buchkultur
← Newer Posts Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Buchkultur
  • Interview
  • Performance
  • Burgtheater
  • Wiener Festwochen
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Buch
  • Tanz
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl