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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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DER BÖSE ONKEL SCHLÄGT WIEDER ZU – Rezension in der Buchkultur 191

August 19, 2020 Martin Pesl
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Das norwegische Enfant terrible Matias Faldbakken kapert für seinen neuen Roman „Wir sind fünf“ das Horrorgenre. Ein Tonklumpen wächst sich darin zu einer Art Frankenstein-Monster aus und kreiert eine eigenwillige Spannung.

Was für ein seltsamer Text! Die Bücher des bildenden Künstlers und Gelegenheitsromanciers Matias Faldbakken scheinen dafür geschaffen, diesen Ausruf zu provozieren. In den Nullerjahren war man von seiner Trilogie „Skandinavische Misanthropie“ schockiert ob der Fülle an Nazi-Chic, Porno und fäkal besprenkeltem Kulturpessimismus, am Folgeroman „The Hills“ 2018 empörte die vordergründige Abwesenheit von alledem. Jetzt, nur zwei Jahre später, hat der Norweger es wieder geschafft, sich neu zu erfinden und schon allein damit Stirnrunzeln auszulösen. Sein Roman „Wir sind fünf“ ist ein Horrormärchen ohne Sex und fast ohne Gewalt, dafür beladen mit allerlei mythischem Ballast – eine moderne nordische Deutung des Frankenstein-Stoffs.

In einem norwegischen Städtchen leben die Blystads, bis auf Vater Tormods Drogenvergangenheit eine konventionelle Familie: Tormod betreibt eine Werkstatt, seine Frau Siv ist Friseurin. Die Kinder Alf und Helene wünschen sich ein Geschwisterlein, aber Siv hat keine Lust mehr auf die Qualen der Schwangerschaft. Die stattdessen angeschaffte Hündin verschwindet zwar eines Tages spurlos, doch der Platz des fünften Familienmitglieds will nicht lange vakant bleiben: Tormods alter Saufkumpan verkauft ihm einen „intelligenten“ Tonklumpen, der sich nach Belieben verformen lässt. Der Ton wird für die Hausarbeit und zum Amüsement der Kinder eingesetzt, bis er ein Eigenleben entwickelt.

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In Autor Tags Buchkultur, Rezension, Buch, Schurke

DIE KUNST LEBT LÄNGER – Doppelrezension in der Buchkultur 191

August 19, 2020 Martin Pesl
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Ein Gesprächsband und eine theaterwissenschaftliche Abhandlung widmen sich zum 10. Todestag von Christoph Schlingensief einem heute fast unwahrscheinlich erscheinenden Universalkünstler.

Es ist schwer zu sagen, wie es Christoph Schlingensief heute ergehen würde. Wir leben in einer Zeit erhöhter politischer Wachsamkeit und Sensibilität. Videos auf eine dicke, nackte Frau projizieren; Menschen mit Behinderung auf der Bühne oder im Fernsehen vermeintlich ausstellen; Asylwerber in einem Container der Abwahl à la „Big Brother“ aussetzen – das erregte schon damals die Gemüter. Heute ist es gut möglich, dass man es nicht mehr achselzuckend als Aktionismus abstempeln könnte. Nicht auszudenken: ein Christoph Schlingensief, der sich entschuldigt, weil er zu weit gegangen ist.

Im August 2010 starb der Universalkünstler an Lungenkrebs, bevor er sein 50. Lebensjahr vollenden konnte. Seit der Diagnose war die Krankheit und der eigene bevorstehende Tod zentraler Gegenstand seiner Arbeit gewesen. Zum doppelten Anlass – zehnter Todestag, 60. Geburtstag – geben zwei Bücher Einblick in Schlingensiefs Kunst und Leben. 

Dass er sich aus der katholischen Bürgerlichkeit Nordrhein-Westfalens kommend von seiner Vergangenheit als Messdiener nie lossagte, machte ihn für das Publikum wohl noch schwerer zu fassen. Ein Angebot, es doch zu versuchen, unternimmt der Gesprächsband „Kein falsches Wort jetzt“, herausgegeben von Schlingensiefs Witwe, der Kostümbildnerin Aino Laberenz. Die Interviews mit diversen deutschsprachigen Medien sind chronologisch von 1984 bis 2010 geordnet und dokumentieren Schlingensiefs künstlerische Entwicklung von Filme- zum Theatermacher zum Aktions- und bildenden Künstler.  

Nebenbei veranschaulicht der Band den Umgang des kunst- und mediensatten ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts – noch vor Social Media – mit seinen Protagonisten. Vor allem zeigt er auf amüsante Weise: Christoph Schlingensief muss ein so begeisternder wie frustrierender Gesprächspartner gewesen sein. Er kam scheinbar vom Hundertsten ins Tausendste, hielt den eigenen roten Faden aber stets fest in der Hand, ein Regisseur sogar seiner Interviews.

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In Autor Tags Rezension, Buch, Theater, Buchkultur

WEITERSCHURKEN: OSTAP BENDER – Kolumne in der Buchkultur 191

August 19, 2020 Martin Pesl
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In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Es muss zugegangen sein in der Sowjetunion zu Zeiten des ersten Fünfjahresplans: Alle taten so, als nähmen sie das neue System ernst, und versuchten mit allen Mitteln, es zu unterlaufen. Wo es verboten ist, Geld zu haben, dort ist, wer Reichtum anstrebt, ein Schurke. Aber Ostap Suleyman Berta Maria Bender-Bey (wie er, ohne mit der Wimper zu zucken, zu heißen behauptet) kann nicht anders: Unter einer Million geht es für ihn nicht, und das Auswandern in ein vage imaginiertes Rio ist sein großes Lebensziel, an dem er – wie Oscar Wilde schon weise voraussagte – laufend scheitern muss, um glücklich zu sein.

„Der große Kombinator“ ist ein Schlitzohr aus Prinzip, wie es im Buche steht. In zwei Büchern genau genommen: Die Satiriker Ilja Ilf und Jewgeni Petrof ließen ihn zuerst „Zwölf Stühle“ jagen, weil in einen davon Brillanten eingenäht waren. Der Roman endete damit, dass ihm sein „partner in crime“ die Kehle durchschnitt. Doch wurde die Geschichte – trotz oder gerade wegen schrillster Regimekritik – ein derart großer Erfolg, dass Ilf/Petrow ihre Cashcow nicht verbluten lassen konnten. Ohne viel Erklärung, wie es zum überraschenden Überleben kam, ließen sie Ostap Bender in „Das goldene Kalb“ wieder sein Unwesen treiben. Diesmal versammelte er ein Team ärmlicher Gestalten um sich mit dem Ziel, einen illegalen Millionär ausfindig – und arm – zu machen.

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In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Schurke

„DIE PANDEMIE IST DIE KLIMAKRISE IM KÖRPER“ – Interview mit Anne Teresa De Keersmaeker im Falter 34/20

August 18, 2020 Martin Pesl
© Hugo Glendinning

© Hugo Glendinning

Die große Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, 60, eröffnet die Wiener Festwochen „reframed“ mit der Uraufführung eines Bach-Solos. Ein Gespräch über Krisen und ihre Ehe mit dem Tanz

Der Profitanz ist wie der Spitzensport normalerweise ein eher kurzes Vergnügen. Ab einem gewissen Alter spielt der Körper nicht mehr mit. Deshalb gibt es wohl nicht viele zeitgenössische Tänzerinnen, die behaupten können, etwa alle zwanzig Jahre ein Solo für sich selbst choreografiert zu haben. Gut möglich, dass Anne Teresa De Keersmaeker die einzige ist. 

Ihre Karriere begann in den frühen Achtzigerjahren mit dem Solo „Violin Phase“ zu Musik von Steve Reich. 2002 kehrte die belgische Choreografin, Kompanie-Direktorin und Schulleiterin mit „Once“ alleine auf die Bühne zurück. Die verschobene und verkürzte Ausgabe der Wiener Festwochen 2020 eröffnet sie am 26. August in der Halle E im Museumsquartier mit der Uraufführung von „Die Goldberg Variationen, BWV 988“ zur Musik ihres Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach. 

Auf Bildern sieht man De Keersmaeker meist hochkonzentriert und mit ernstem Blick. Das spiegelt sich auch im Telefonat mit dem Falter wider. Kein Wunder, Klimawandel und Corona-Pandemie haben der Starchoreografin sehr zugesetzt. Nur auf die Frage, wie es sein könne, dass ihr Kollege Akram Khan sein letztes Solo mit 45 machte und sie ihres mit 60, antwortet sie: „Ich kann nicht beurteilen, wie fit Akram ist.“ Da meint man kurz, ein Lächeln zu hören.

Falter: Frau De Keersmaeker, Sie waren mit Ihrer Kompanie Rosas oft Gast des Impulstanzfestivals unter Karl Regensburger. Seit Christophe Slagmuylder die Wiener Festwochen übernommen hat, sind Sie plötzlich Festwochen-Künstlerin. Finden Sie das seltsam?

Anne Teresa De Keersmaeker: Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Karl Regensburger meinen Dank und Respekt dafür auszusprechen, wie er über die Jahre unsere Beziehung zu Wien und dem österreichischen Publikum aufgebaut hat. Die Zeiten sind hart, Veranstalter und Produzenten müssen ihr Revier verteidigen. Das ist bedauerlich. Mit Christophe verbindet mich eine lange Beziehung durch das Kunstenfestival in Brüssel, das er zuvor geleitet hat. Dass wir letztes Jahr die „Brandenburgischen Konzerte“ und heuer die „Goldberg Variationen“ bei den Festwochen zeigen, hat auch mit den Umständen seiner kurzfristigen Bestellung nach Wien zu tun. Ich sehe es nicht als Verrat. Ich hoffe, Impulstanz geht es genauso.

Im Ankündigungstext zu Ihrer Performance steht, Sie hätten für „Die Goldberg Variationen“ einen „signature move“ entwickelt. Können Sie diesen charakteristischen Tanzschritt beschreiben?

De Keersmaeker: Nein, das kann ich nicht. Aber Folgendes kann ich sagen: „Die Goldberg Variationen“ sind meine Goldene Hochzeit mit meinem Partner, dem Tanz. Ich bin jetzt 60, und als ich zehn war, begann meine Beziehung zum Tanz als Art, mich zu bewegen, zu denken, zu atmen und zuzuhören. Der Tanz ist meiner DNA eingeschrieben, meinem Blut und meinen Knochen.

Es ist auch Ihre fünfte Arbeit mit dem Werk von Johann Sebastian Bach (1685–1750), aber Sie sind nicht die Einzige, die sich choreografisch damit auseinandersetzt. Wieso ist dieser Barockkomponist so tanzbar?

De Keersmaeker: Die Musik nimmt einen praktisch bei der Hand und fordert einen zum Tanzen auf. Das hat damit zu tun, wie die Harmonien organisiert sind. In Bachs Werk gibt es Vertikalen und Horizontalen, das ist geradezu architektonisch. Ich höre immer wieder, ich solle mich mal mit was anderem beschäftigen, aber ich glaube nicht, dass ich Bach verlassen kann. Das ist jetzt mein fünftes Rendezvous mit ihm. Alle erdenklichen menschlichen Emotionen finden sich in seiner Musik wieder, dazu ein Stück Unendlichkeit: Sie könnte immer schon dagewesen sein und ewig weitergehen.

Bach schrieb die „Goldberg-Variationen“ zu einem späten Zeitpunkt in seinem Leben, als er befürchtete, seine Musik könne nicht mehr modern sein. Spiegelt sich in Ihrer Beschäftigung mit dem Spätwerk auch eine solche Angst?

De Keersmaeker: Es ist keine Angst, es ist ein natürlicher Prozess. Gerade wenn man die Ereignisse der letzten sechs Monate betrachtet, haben wir, glaube ich, andere Sorgen als nicht modern zu sein. Bach hatte sein Handwerk zur Vollkommenheit gebracht und begann, eine Verbindung mit etwas Spirituellem jenseits von sich aufzubauen. Seine Werke unterzeichnete er mit „Soli Deo gloria“: „Gott allein sei die Ehre“.  

Erzählen Sie uns von Pavel Kolesnikov, dem Pianisten, der Sie begleiten wird!

De Keersmaeker: Ich wollte mit jemand Jungem arbeiten, denn der Organist Goldberg, für den Bach sein Stück angeblich schrieb, war auch ein Jungtalent. Pavel kommt eher aus dem romantischen Repertoire, er hat ein Album mit Chopin-Mazurkas veröffentlicht. Es wird das erste Mal sein, dass er Bach live spielt. Über eineinhalb Jahre haben wir uns regelmäßig getroffen. Während des Lockdowns mussten wir Zoom verwenden, aber als wir das erste Mal physisch zusammen proben konnten, war das eine höchst fruchtbare Fusion. 

Mit ihrer Kompanie Rosas machen Sie oft große Gruppenstücke. Dass Sie jetzt nach 20 Jahren erstmals wieder ein Solo planten, war angesichts des Lockdowns wohl ein Glück. Haben Sie in Brüssel ständig weitergeprobt?

De Keersmaeker: Ich war buchstäblich komplett allein. Es erfordert große Disziplin, sich als Leiterin von seiner Kompanie abschotten zu müssen, aber es hat auch etwas Friedliches, es schärft den Fokus. Ich konnte eine Bewegungssprache für mich selbst entwickeln. Bald darauf kam aber meine Dramaturgin hinzu. Auch sie war zuerst nur über Zoom zugeschaltet, dann aber durfte sie nach Brüssel kommen. Der Proberaum hier ist sehr groß, wir konnten Abstand halten.

Was bedeutet die Pandemie für den Tanz?

De Keersmaeker: Sie trifft die DNA unserer Praxis. Alles ist anders. Viele der Vorstellungen von Rosas wurden abgesagt. Wir leben vom Live-Auftritt als Teil einer Marktlogik, die ganz anders ist als in der bildenden Kunst, wo man spekulieren kann, kaufen und verkaufen. Im Tanz gibt es so viel Arbeit, die immer wieder und wieder gemacht werden muss. Aber wir trauern nicht nur um unsere Praxis, sondern auch um das, was uns als Menschen ausmacht. Die Zukunft ist extrem unsicher, weil die eigentliche Ursache des Problems nicht behandelt wird.

Mehr im Falter 34/20

In Autor Tags Tanz, Festival, Wiener Festwochen, Interview, Falter
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