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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WEITERSCHURKEN: OSTAP BENDER – Kolumne in der Buchkultur 191

August 19, 2020 Martin Pesl
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In meinem 2016 erschienenen „Buch der Schurken“ versammelte ich 100 der genialsten Bösewichte der Weltliteratur in einem Minilexikon. Einige blieben dabei auf der Strecke. Schändlicherweise. Hier begleiche ich nach und nach die schurkische Schuld.

Es muss zugegangen sein in der Sowjetunion zu Zeiten des ersten Fünfjahresplans: Alle taten so, als nähmen sie das neue System ernst, und versuchten mit allen Mitteln, es zu unterlaufen. Wo es verboten ist, Geld zu haben, dort ist, wer Reichtum anstrebt, ein Schurke. Aber Ostap Suleyman Berta Maria Bender-Bey (wie er, ohne mit der Wimper zu zucken, zu heißen behauptet) kann nicht anders: Unter einer Million geht es für ihn nicht, und das Auswandern in ein vage imaginiertes Rio ist sein großes Lebensziel, an dem er – wie Oscar Wilde schon weise voraussagte – laufend scheitern muss, um glücklich zu sein.

„Der große Kombinator“ ist ein Schlitzohr aus Prinzip, wie es im Buche steht. In zwei Büchern genau genommen: Die Satiriker Ilja Ilf und Jewgeni Petrof ließen ihn zuerst „Zwölf Stühle“ jagen, weil in einen davon Brillanten eingenäht waren. Der Roman endete damit, dass ihm sein „partner in crime“ die Kehle durchschnitt. Doch wurde die Geschichte – trotz oder gerade wegen schrillster Regimekritik – ein derart großer Erfolg, dass Ilf/Petrow ihre Cashcow nicht verbluten lassen konnten. Ohne viel Erklärung, wie es zum überraschenden Überleben kam, ließen sie Ostap Bender in „Das goldene Kalb“ wieder sein Unwesen treiben. Diesmal versammelte er ein Team ärmlicher Gestalten um sich mit dem Ziel, einen illegalen Millionär ausfindig – und arm – zu machen.

Mehr in der Buchkultur 191

In Autor Tags Buchkultur, Kolumne, Schurke

„DIE PANDEMIE IST DIE KLIMAKRISE IM KÖRPER“ – Interview mit Anne Teresa De Keersmaeker im Falter 34/20

August 18, 2020 Martin Pesl
© Hugo Glendinning

© Hugo Glendinning

Die große Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, 60, eröffnet die Wiener Festwochen „reframed“ mit der Uraufführung eines Bach-Solos. Ein Gespräch über Krisen und ihre Ehe mit dem Tanz

Der Profitanz ist wie der Spitzensport normalerweise ein eher kurzes Vergnügen. Ab einem gewissen Alter spielt der Körper nicht mehr mit. Deshalb gibt es wohl nicht viele zeitgenössische Tänzerinnen, die behaupten können, etwa alle zwanzig Jahre ein Solo für sich selbst choreografiert zu haben. Gut möglich, dass Anne Teresa De Keersmaeker die einzige ist. 

Ihre Karriere begann in den frühen Achtzigerjahren mit dem Solo „Violin Phase“ zu Musik von Steve Reich. 2002 kehrte die belgische Choreografin, Kompanie-Direktorin und Schulleiterin mit „Once“ alleine auf die Bühne zurück. Die verschobene und verkürzte Ausgabe der Wiener Festwochen 2020 eröffnet sie am 26. August in der Halle E im Museumsquartier mit der Uraufführung von „Die Goldberg Variationen, BWV 988“ zur Musik ihres Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach. 

Auf Bildern sieht man De Keersmaeker meist hochkonzentriert und mit ernstem Blick. Das spiegelt sich auch im Telefonat mit dem Falter wider. Kein Wunder, Klimawandel und Corona-Pandemie haben der Starchoreografin sehr zugesetzt. Nur auf die Frage, wie es sein könne, dass ihr Kollege Akram Khan sein letztes Solo mit 45 machte und sie ihres mit 60, antwortet sie: „Ich kann nicht beurteilen, wie fit Akram ist.“ Da meint man kurz, ein Lächeln zu hören.

Falter: Frau De Keersmaeker, Sie waren mit Ihrer Kompanie Rosas oft Gast des Impulstanzfestivals unter Karl Regensburger. Seit Christophe Slagmuylder die Wiener Festwochen übernommen hat, sind Sie plötzlich Festwochen-Künstlerin. Finden Sie das seltsam?

Anne Teresa De Keersmaeker: Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Karl Regensburger meinen Dank und Respekt dafür auszusprechen, wie er über die Jahre unsere Beziehung zu Wien und dem österreichischen Publikum aufgebaut hat. Die Zeiten sind hart, Veranstalter und Produzenten müssen ihr Revier verteidigen. Das ist bedauerlich. Mit Christophe verbindet mich eine lange Beziehung durch das Kunstenfestival in Brüssel, das er zuvor geleitet hat. Dass wir letztes Jahr die „Brandenburgischen Konzerte“ und heuer die „Goldberg Variationen“ bei den Festwochen zeigen, hat auch mit den Umständen seiner kurzfristigen Bestellung nach Wien zu tun. Ich sehe es nicht als Verrat. Ich hoffe, Impulstanz geht es genauso.

Im Ankündigungstext zu Ihrer Performance steht, Sie hätten für „Die Goldberg Variationen“ einen „signature move“ entwickelt. Können Sie diesen charakteristischen Tanzschritt beschreiben?

De Keersmaeker: Nein, das kann ich nicht. Aber Folgendes kann ich sagen: „Die Goldberg Variationen“ sind meine Goldene Hochzeit mit meinem Partner, dem Tanz. Ich bin jetzt 60, und als ich zehn war, begann meine Beziehung zum Tanz als Art, mich zu bewegen, zu denken, zu atmen und zuzuhören. Der Tanz ist meiner DNA eingeschrieben, meinem Blut und meinen Knochen.

Es ist auch Ihre fünfte Arbeit mit dem Werk von Johann Sebastian Bach (1685–1750), aber Sie sind nicht die Einzige, die sich choreografisch damit auseinandersetzt. Wieso ist dieser Barockkomponist so tanzbar?

De Keersmaeker: Die Musik nimmt einen praktisch bei der Hand und fordert einen zum Tanzen auf. Das hat damit zu tun, wie die Harmonien organisiert sind. In Bachs Werk gibt es Vertikalen und Horizontalen, das ist geradezu architektonisch. Ich höre immer wieder, ich solle mich mal mit was anderem beschäftigen, aber ich glaube nicht, dass ich Bach verlassen kann. Das ist jetzt mein fünftes Rendezvous mit ihm. Alle erdenklichen menschlichen Emotionen finden sich in seiner Musik wieder, dazu ein Stück Unendlichkeit: Sie könnte immer schon dagewesen sein und ewig weitergehen.

Bach schrieb die „Goldberg-Variationen“ zu einem späten Zeitpunkt in seinem Leben, als er befürchtete, seine Musik könne nicht mehr modern sein. Spiegelt sich in Ihrer Beschäftigung mit dem Spätwerk auch eine solche Angst?

De Keersmaeker: Es ist keine Angst, es ist ein natürlicher Prozess. Gerade wenn man die Ereignisse der letzten sechs Monate betrachtet, haben wir, glaube ich, andere Sorgen als nicht modern zu sein. Bach hatte sein Handwerk zur Vollkommenheit gebracht und begann, eine Verbindung mit etwas Spirituellem jenseits von sich aufzubauen. Seine Werke unterzeichnete er mit „Soli Deo gloria“: „Gott allein sei die Ehre“.  

Erzählen Sie uns von Pavel Kolesnikov, dem Pianisten, der Sie begleiten wird!

De Keersmaeker: Ich wollte mit jemand Jungem arbeiten, denn der Organist Goldberg, für den Bach sein Stück angeblich schrieb, war auch ein Jungtalent. Pavel kommt eher aus dem romantischen Repertoire, er hat ein Album mit Chopin-Mazurkas veröffentlicht. Es wird das erste Mal sein, dass er Bach live spielt. Über eineinhalb Jahre haben wir uns regelmäßig getroffen. Während des Lockdowns mussten wir Zoom verwenden, aber als wir das erste Mal physisch zusammen proben konnten, war das eine höchst fruchtbare Fusion. 

Mit ihrer Kompanie Rosas machen Sie oft große Gruppenstücke. Dass Sie jetzt nach 20 Jahren erstmals wieder ein Solo planten, war angesichts des Lockdowns wohl ein Glück. Haben Sie in Brüssel ständig weitergeprobt?

De Keersmaeker: Ich war buchstäblich komplett allein. Es erfordert große Disziplin, sich als Leiterin von seiner Kompanie abschotten zu müssen, aber es hat auch etwas Friedliches, es schärft den Fokus. Ich konnte eine Bewegungssprache für mich selbst entwickeln. Bald darauf kam aber meine Dramaturgin hinzu. Auch sie war zuerst nur über Zoom zugeschaltet, dann aber durfte sie nach Brüssel kommen. Der Proberaum hier ist sehr groß, wir konnten Abstand halten.

Was bedeutet die Pandemie für den Tanz?

De Keersmaeker: Sie trifft die DNA unserer Praxis. Alles ist anders. Viele der Vorstellungen von Rosas wurden abgesagt. Wir leben vom Live-Auftritt als Teil einer Marktlogik, die ganz anders ist als in der bildenden Kunst, wo man spekulieren kann, kaufen und verkaufen. Im Tanz gibt es so viel Arbeit, die immer wieder und wieder gemacht werden muss. Aber wir trauern nicht nur um unsere Praxis, sondern auch um das, was uns als Menschen ausmacht. Die Zukunft ist extrem unsicher, weil die eigentliche Ursache des Problems nicht behandelt wird.

Mehr im Falter 34/20

In Autor Tags Tanz, Festival, Wiener Festwochen, Interview, Falter

EIN HAUCH VON SCHLINGENSIEF – Kurzbericht vom Festival Hin & weg im Falter 34/20

August 18, 2020 Martin Pesl
Felix Kammerer bereitet sich auf den Ausbruch aus dem Glaskasten vor © Martin Thomas Pesl

Felix Kammerer bereitet sich auf den Ausbruch aus dem Glaskasten vor © Martin Thomas Pesl

Beim Theaterfestival Hin & weg ging die 14-tägige Dauerisolationsaktion „Bitte nicht berühren“ mit einer Performance zu Ende

In Litschau war die Quarantäne Dorfgespräch. Die Mitwirkenden der über hundert anderen Veranstaltungen beim Theaterfestival Hin & weg hatten in puncto Aufmerksamkeit gegen die fünf Mitglieder der Gruppe KollekTief kaum eine Chance. Diese waren Anfang August in Glascontainer gezogen, um zwei Wochen unter Aufsicht der Öffentlichkeit voneinander isoliert zu proben. Es handelte sich dabei um eine Überspitzung der bekannten 14-tägigen Quarantäne bei Corona-Verdacht, in deren Folge Virenfreiheit garantiert sein soll.

Die fünf einander zugewandten Boxen standen auf dem Gelände des Hoteldorfs Königsleitn, das seit heuer von Hin-&-weg-Leiter Zeno Stanek betrieben und ab Herbst mit theatralem Fokus renoviert wird: Aus der Tennishalle werden etwa Probenräume. 

Am letzten Tag der Aktion „Bitte nicht berühren“ waren die Glasfronten schon dicht mit Sprüchen vollgeschrieben und mit Zetteln beklebt, im Inneren türmten sich Geschenke an die die Isolierten. Die Kombi aus Theaterdorf und Containern erweckte Erinnerungen an den vor zehn Jahren verstorbenen Universalkünstler Christoph Schlingensief. Da sich der offizielle Auszug aus festivallogistischen Gründen verzögerte, konnte man den Insassen noch bei letzten Besprechungen der Abschlussperformance zusehen (leider nicht zuhören, die Lautsprecher waren deaktiviert). Da wurde entspannt geraucht, geschminkt, das Cello gestimmt.

Mehr im Falter 34/20

In Autor Tags Festival, Niederösterreich, Performance, Falter, Bericht

SINN UND SINNLICHKEIT – Kritik von den Sommerspielen Perchtoldsdorf im Falter 33/20

August 11, 2020 Martin Pesl
Was sich liebt, das neckt sich: Lena Kalisch und Valentin Postlmayr sind Julia und Romeo © Sophia Wiegele

Was sich liebt, das neckt sich: Lena Kalisch und Valentin Postlmayr sind Julia und Romeo © Sophia Wiegele

Bezaubernd pur: „Romeo und Julia“ nehmen sich bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf Zeit zum Schmusen und Sterben

Sie sind so süß: Und noch ein Bussi. Jetzt aber gehen, schnell! Na gut, doch noch ein letztes! Lena Kalisch und Valentin Postlmayr geben zwei äußerst authentische Frischverliebte. Bevor Shakespeares „Romeo und Julia“ ins Tragische kippt, schmusen sie schüchtern, necken einander und vergessen die Welt um sich herum. Die legendäre Balkonszene funktioniert in Veronika Glatzners Inszenierung vor der Fassade der Burg Perchtoldsdorf auch deshalb so gut, weil das der Burg vorgebaute Gerüst gleich eine ganze Bühnenbreite an bekletterbaren Balkonen bietet. So kommt Bewegung ins Liebeswerben.

Zum zweiten Mal nach 2017 sprang Glatzner als Regisseurin für Michael Sturminger ein. Der Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf musste sich um seine „Jedermann“-Inszenierung in Salzburg kümmern. Seine Kinder blieben. Marie Sturminger entwarf farbarme und teils bizarre Kostüme: Je jünger oder progressiver ein Charakter, desto genderfluider die Gewandung. Ihr Bruder Paul Sturminger hat vor besagtem Gerüst ein paar Blumen platziert. Blickfang des Bühnenbilds sind aber großflächige weiße Tücher, deren wildes Flattern sich im Abendwind kaum bändigen lässt. Der Wind verblies bei der Premiere auch manche Subtilität im Spiel, manche psychologische Pause. Veronika Glatzner ging ein Wagnis ein, indem sie auf der großen Freiluftbühne neben obligatorischen Schwertkämpfen und Deklamationen auch auf leise Töne abzielte. 

Wann immer diese gelingen, sind sie bezaubernd pur und zeigen Romeo und Julia als die unerfahrenen Teenager, die sie sind. Postlmayrs Liebesschwüre klingen, als fielen sie ihm im Stress, das Mädchen zu beeindrucken, Wort für Wort ein. Und wenn Kalisch Dinge sagt wie: „Dann sei mein Grab ab jetzt mein Hochzeitsbett“, merkt man, dass die dreizehnjährige Julia derlei Gerede bei den Erwachsenen abgelauscht hat. Das ist sinnvoll und sinnlich. Bisweilen steht die größtenteils gereimte Neuübersetzung der Dramaturgin Angelika Messner dem natürlichen Sprechstil freilich auch im Weg. Da wirkt es fast befreiend, wie Roman Blumenschein in der Rolle von Julias grindig-übergriffigem Vater statt wohlklingender Shakespeare-Verse zu einer ordinären Schimpftirade ansetzt, als die Kleine nicht gehorcht. 

Mehr im Falter 33/20

In Autor Tags Theater, Niederösterreich, Kritik, Falter
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