• Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt
Menu

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

Street Address
Vienna
Phone Number

Your Custom Text Here

Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

  • Aktuell
  • Blog
  • Autor
  • Übersetzer
  • Sprecher
  • Lektor
  • Kontakt

KUNST UND DIE ANGST VORM KOMMERZ – Text im WIENER 404

September 1, 2015 Martin Pesl
0
0
2015-08-28T11:55:00Z
1
8
47
.
1
1
54
14.0
 
 

 

 
Normal
0





false
false
false

DE
JA
X-NONE

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 <w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat=…

Coco Wasabi, „The Loving Ones“, Collage, Rufpreis: 900,- © cocowasabi.com

Kunst und die Angst vorm Kommerz

Künstler verkaufen sich nicht auf klassische Art. Einer von vielen unkonventionellen, aber effektiven Wegen ist die jährliche Young Art Auction in der Wiener Albertina

Diesen Mai kam in New York Picassos „Les femmes d’Alger“ für 180 Millionen Dollar unter den Hammer. Das war Weltrekord. Ebenso hammermäßig, wenn auch jünger, aufregender und preislich überraschend anständig kann es hierzulande zugehen. Hat man sich also einen Designeranzug oder eine richtig zeitgeistige Uhr geleistet, warum nicht auch: Kunst?

Einer, der die Argumente für die richtige Sammeltätigkeit parat hat, ist Valentin Kenndler, Geschäftsführer von Artware. „Unsere Hauptaufgabe ist die Vermittlung“, erklärt er. „Österreich ist bestens aufgestellt, was Kunsthochschulen angeht – Angewandte, Bildende –, aber viele Absolventen stehen nach dem Abschluss plötzlich vor dem Nichts. Wir möchten den Einstieg in den Vertrieb erleichtern.“ So unterstützt und vermittelt Artware Künstler mit Potenzial, unabhängig davon, ob eine Galerie sie unter Vertrag hat.

Die „Eye-Candys“, die nur hübsch anzusehen sind, halten sich dabei weniger lang als die Kunst mit Inhalt, betont Kenndler. Immerhin will man sich ein Werk zu Hause aufhängen und sich Tag für Tag neu daran erfreuen können. „Wir kennen unsere Sammler sehr gut, suchen meist schon die zu ihnen am besten passenden Werke aus und machen sie ihnen schmackhaft, indem wir aufzeigen, was dahintersteckt.“ Dass man auf den ersten Blick allzu genau „versteht“, was das Kunstwerk aussagen will, ist dabei natürlich nicht erwünscht.

Genauso ein No-Go ist auf dem Kunstmarkt die klassische (Be)Werbung mit Portfolio und Motivationsschreiben. „Bei den Galerien entsorgt das schon die Assistentin.“ Der größte Horror für Künstler ist, den Eindruck zu erwecken, kommerzielle Trends bedienen zu wollen. Künstler müssen auffallen: durch Inhalt, aber auch durch Präsenz und eine Prise Exzentrik – und indem sie ins Gerede kommen, etwa durch A(u)ktionen wie die YAA, die Young Art Auction. Dazu sucht Artware jährlich 40 bis 50 Werke aus, die im Kunstmonat September in der Albertina ausgestellt und obendrein bei einer großen Abendveranstaltung unter interessierten Sammlern versteigert werden. Höchstens 35 Jahre dürfen die Künstler alt sein, wenn es ihre erste Teilnahme ist; einige gelten trotzdem schon als Shootingstars, andere sind richtige Entdeckungen.

Die YAA findet heuer zum zehnten Mal statt, am 9. September in der Albertina. Auf allen erdenklichen Materialien wurde mit allen erdenklichen Stilen Unterschiedlichstes geschaffen. Ein einheitlicher Stil ist nicht abzulesen. „Zum Glück!“, findet Valentin Kenndler, der das Programm von Anbeginn an mitkuratiert hat, diesmal gemeinsam mit Andrea Jungmann vom Auktionshaus Sotheby’s, Elsy Lahner von der Albertina und dem Unternehmer Martin Ohneberg. „Trends gehen bei uns höchstens in die Richtung: Ist die Malerei tot oder eh okay? Im Moment wird die klassische Malerei wieder höher geschätzt.“

Die Rufpreise liegen zwischen 300 und 3.900 Euro. Die Listenpreise, mit denen die Galerien oder die Künstler selbst ihre Werke beziffern, sind etwa doppelt so hoch, der finale Hammerpreis kann, wenn es für den Künstler gut läuft, einiges darüber liegen. Und doch: insgesamt eigentlich leistbar. Und in ein paar Jahren ja vielleicht viel, viel mehr wert? Die YAA ist eine geschlossene Gesellschaft für 200 Geladene, aber wer den Sammler oder Kunstinvestor in sich entdecken möchte, kann ja mal lieb fragen und hat gute Aussichten, auf die Gästeliste zu kommen und zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten laut „YAA!“ zu rufen.

Mehr Infos zur YAA ...

In Autor Tags Kunst, WIENER

ZAPPELPHILIPP – Interview mit Michael Steinocher im WIENER 403

August 12, 2015 Martin Pesl
Michael Steinocher&nbsp;© miss.at

Michael Steinocher © miss.at

Zappelphilipp

Er ist der neue Wiener Strizzi: Michael Steinocher sagt, was der „Planet Ottakring“ für ihn bedeutet, wofür er sich zu gut ist und warum wir alle ein Sauhaufen sind

Er ist 32, sieht aber aus wie maximal 24. „Bin ja auch grad zwanzig Deka leichter“, lacht Michael Steinocher, der nach einem schweren Motorradunfall seiner Milz beraubt wurde, und begrüßt mich freundlich nach einem erfolgreichen Drehtag für „CopStories“. Die Hand gibt er mir nicht. „Wenn jemand zudrückt, schreie ich immer noch wie ein Kastratensänger.“ Sonst geht es ihm aber schon viel besser. „Eine Woche Spital, eine Woche zu Hause und zurück ans Set“, sagt er mit dem aktuell wohl schelmischsten Strahlen in Fernsehen und Kino.

Nach der Kinderkrimiserie „Die Knickerbocker-Bande“ und Andreas Prochaskas Horrorhit „In 3 Tagen bist du tot“ trägt Steinocher seit 2013 die Hauptrolle in der ORF-True-Crime-Dramaserie „CopStories“ und wird immer mehr zum neuen Bildschirmrepräsentanten der jungen Wiener Seele. Auch für die Leinwand haben ihm Drehbuchautor Mike Majzen und Kinoregiedebütant Michi Riebl eine Hauptrolle auf den Leib erdacht, in der er ab Mitte August die Herzen erobern wird. Als Soft-Drogendealer Sammy Lischka übernimmt er die Geschäfte des verstorbenen „letzten Paten von Ottakring“ und rettet in Robin-Hood-Manier seine Hood vor der bösen Schuldeneintreiberin Jahn (Susi Stach). Vom Kieberer zum modernen Strizzi ‒ und all das in Ottakring, wo natürlich auch unser WIENER-Gespräch stattfindet.

„Planet Ottakring“, „CopStories“: Ihr Berufsleben spielt sich im 16. Bezirk ab. Wohnen Sie auch hier? Ich bin in Floridsdorf aufgewachsen, und in der Zeit, als „In 3 Tagen bist du tot“ gedreht wurde, habe ich in der Nähe des Yppenplatzes gewohnt. Ich muss sagen: Ottakring ist ein Wahnsinn, aber ich habe es nur ein Jahr ausgehalten. Ich bin zwar ein Zappelphilipp, aber ich brauche auch Ruhephasen. Wenn du hier in der Früh das Fenster aufmachst, hörst du einmal die Menschenmassen vom Markt, und kaum ist es dunkel, gehen die Gürtelbögen los. Darum habe ich das eine Jahr fast nur Party gemacht und bin dann zurück in den 21., wo es grün und ruhig ist.

In „PO“ wird Ottakring quasi zu einem Staat mit eigener Volkswirtschaft und roten Schillingen als Währung. Ist diese Utopie wünschenswert? Der Film ist ein modernes Märchen. Die Jahn erinnert mich an die böse Hexenkönigin, und ihre Neffen sind genau wie die zwei Aale aus „Arielle“. Das mit der Komplementärwährung ist ja schon einmal passiert, das sogenannte Wunder von Wörgl. In kleinem Rahmen könnte es unter dem Radar der Regierung funktionieren, aber dazu müssten wie im Film alle zusammenhalten.

Es war die erste Kinoregie von Michi Riebl, der auch „CopStories“ macht. Wie war die Zusammenarbeit? Michi Riebl ist mein absoluter Lieblingsregisseur, weil bei ihm eine gute Stimmung am Set Grundvoraussetzung ist. Er sucht sich seine Leute zusammen, die einander über Jahre kennen und wo es kein böses Blut gibt. Da bleibt man gerne zwei Stunden länger.

Sie wirken in der Rolle des Sammy Lischka sehr natürlich. Gab es etwas, wo Sie sich trotzdem stark verstellen mussten? Ich habe ihn sehr nah an mir angelegt. Schon als ich das Drehbuch gelesen habe, hatte ich sehr fixe Vorstellungen von allen Szenen. Bei guten Büchern brauche ich immer sehr lang, weil ich mir schon alles zusammenträume und aufpassen muss, am Text zu bleiben.

Der Typ Wiener Strizzi hat eine große Tradition. Ist das ein Rollenbild für die nächsten paar Jahre für Sie? Das wechselt immer. Nach der „Knickerbockerbande“ bin ich ein paar Jahre nur als der Freund gecastet worden: ans Set, bissi knutschen und wieder gehen. Mit „In 3 Tagen bist du tot“ hat sich das geändert, und ich habe auch öfter die Bösewichter bekommen.

Gibt es etwas, wo Sie sagen: Das mach ich nicht? Hatte ich schon. Es gibt Regisseure, die gerne provozieren. Das ist schon ganz okay so, aber wenn ich in der Zusammenfassung schon lese, dass ich vor Nonnen onanieren soll ... Ich bin Schauspieler und kein Gesichtsverleiher. Wenn eine Nacktszene sein soll, muss sie Sinn haben. Nur damit man einen Penis durchs Bild wacheln sieht – Entschuldigung, aber dafür bin ich mir zu gut.

Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter? Ich habe gerade den „Tatort: Sternschnuppe“ in Wien abgedreht, aktuell „CopStories“. Ein neues Projekt habe ich nicht. Generell habe ich im Winter immer sehr viel Freizeit. Also wenn wer was braucht ...

Was machen Sie denn, wenn Sie so viel frei haben? Ich gehe gerne Airwheel oder Motorrad fahren, schwimmen oder mit Freunden fort. Oder ich spiele Playstation oder Handy.

Mit wem möchten Sie unbedingt noch zusammenarbeiten? Seit ich ein Kleinkind bin, ist mein Traum, für Steven Spielberg zu spielen. Oder in irgendeinem „Star Wars“-Teil, da würde ich sogar als Statist mitrennen. Und generell möchte ich mehr Actionfilme drehen. Ich hoffe, die Österreicher trauen sich da bald mehr. Wir müssen ja nicht 17 BMW in die Luft jagen, dann nimmt man halt 17 Einsergolf oder lässt ein Radl explodieren. Wenn man weniger Budget hat, muss man halt mehr arbeiten.

Und außerhalb von Österreich? Ich würde mir wünschen, dass die Deutschen ein bisschen lockerer werden, was die Sprache betrifft. Kein Wiener traut sich, in einer deutschen Produktion zu wienern, und trotzdem sagen sie dir: Du wienerst. Bei uns lacht auch keiner über einen deutschen Akzent. Also könnten sich die Deutschen langsam daran gewöhnen, dass die Wiener ein bisschen singen beim Reden. Und außerdem: Wer redet denn in Berlin schon richtig Berlinerisch? Oder in Ottakring Ottakringerisch? Wir sind alle alles: Wir sind einfach ein Sauhaufen.


FILMISCHES

Ob Ottakring immer noch der hipste Bezirk von Wien ist, sei dahingestellt. Es ist aber definitiv derjenige, über den es am meisten zu erzählen gibt: Multikulti, Gentrifizierung, schicke Villen ‒ der Sechzehnte ist ein vielfältiger Kosmos in sich. Ein Planet gar, fanden Drehbuchautor Mike Majzen und Regisseur Michi Riebl und erdachten ein modernes Märchen über ein romantisch verschrulltes Ottakring, wie sie es sich wünschen und wie es nie so lieblich ausgesehen hat wie bei ihnen. „Planet Ottakring“ nennen sie wahlweise „sozialkritische Gaunerkomödie“ nach irischem Vorbild oder die „ultimative österreichische Sommerkomödie“.

Michael Steinocher darf sich in die filigrane deutsche Wirtschaftsstudentin Valerie (Cornelia Gröschel) verlieben, während Sandra Cervik ihre große Liebe, den „letzten Paten von Ottakring“ gerade verloren hat. Zugegeben, die Figuren in „PO“ reden manchmal ziemliches (Sechzehner)Blech. Unterhaltsam ist der Film dennoch ‒ und ein hübscher Blick ins Wartezimmer für die künftige erste Reihe der Wiener Schauspielerelite: von Sebastian Wendelin, Wilhelm Iben, Christopher Schärf und natürlich Steinocher selbst ­wird man sicher noch mehr sehen.

Kinostart: 14. August

Hier geht's zur Website des Films

In Autor Tags Film, Kino, Interview, WIENER

GUT ZU GEBRAUCHEN – Filmrezension von „Buoni a nulla“ im WIENER 402

August 6, 2015 Martin Pesl
0
0
1
2
15
.
1
1
16
14.0
 
 

 

 
Normal
0




false
false
false

DE
JA
X-NONE

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


 <w:LatentStyles DefLockedState="false" DefUnhideWhenUsed="true"
DefSemiHidden="true" DefQFormat="false" DefPriority="9…

Am Set von „Buoni a nulla“  © Filmladen

Gut zu gebrauchen

Gianni Di Gregorio macht uns den Kinosommer italienischer. In „Buoni a nulla“ erinnert er uns, warum der Urlaub vom Büro dringend nötig war

Die Italiener sind Meister darin, sich selbst zu inszenieren. Kein Schauspieler hätte „Das Leben“ so „schön“ für Roberto Benigni sein lassen können wie Roberto Benigni. Nanni Moretti spielt in seinen Filmkomödien meist selbst die Haupt- oder wichtige Nebenrollen. Und Jacques Tati – na gut, der war Franzose.

Ein stillerer, erst spät im Leben anerkannter filmischer Selbstinszenator ist Gianni di Gregorio, der in seinen Filmen selbst die Figur des gutmütigen, etwas müden alten Herren Gianni gibt. „Pranzo di Ferragosto“ („Das Festmahl im August“, 2008) und „Gianni e le donne“  („Gianni und die Frauen“, 2011) waren die ersten Erfolge dieses gar nicht aufbrausenden und somit eher untypischen italienischen Antihelden. Diesen Sommer erheitert uns Fast-Pensionist Gianni mit seinem neuesten Streich: „Buoni a nulla“ heißt „zu gar nix zu gebrauchen“ und bezieht sich vor allem auf den Freund Marco, den Gianni an seiner neuen Arbeitsstelle gewinnt. Anstatt ihm den wohlverdienten Ruhestand zu gönnen, hat Giannis Firma ihn nämlich an den Arsch der Welt versetzt – sprich: in den römischen Randbezirk EUR. Dann schreibt ihm sein Arzt vor, sich nicht immer alles gefallen zu lassen und auch mal „Nein“ sagen zu lernen. Stattdessen schleimt sich Gianni mittels Hündchen-Gassi-Führens bei der Direktorin ein und nimmt Tanzstunden mit Marcos Schwester.

Klingt nicht nach der großen Action. Die gibt es auch nicht. Den großen Bruhaha-Brüller darf man ebenfalls nicht erwarten. Gianni di Gregorios Humor ist einer von der schelmisch-subtilen Sorte: Er besteht in kleinen Überraschungen und Irreführungen. Was passiert mit Giannis Familie, als er, frisch angelernter Rebell, sie bei einer Wohnungsbesichtigung schlichtweg auf dem Balkon aussperrt und davonläuft? Oder die sexy Cinzia (Valentina Lodovini), die Marco immer mit tiefen Ausschnitten aufreizt, mit herzzerreißenden Geschichten von ihrer kranken Mutter hinhält und dazu bringt, ihre Arbeit für sie zu erledigen, zu seinem Geburtstag aber nicht erscheint – wer rechnet schon damit, dass sie wirklich eine kranke Mutter und keine einzige Lügengeschichte erzählt hat? Reingefallen! Oder war die Mutter nur gut gebrieft, als es darauf ankam? Di Gregorio operiert geschickt mit den Unzulänglichkeiten des menschlichen Charakters ebenso wie mit den Erwartungen der Zuschauer, die denken, dass sie alles schon kennen.

Lebensfroh tanzt sich der ältere Herr durchs Leben, zu einer Musik, die den Erwartungen an das Italienische noch eher entspricht – heißt doch der Mann, der sie komponiert hat, Enrico Melozzi! – und zu Stadtbildern, die uns daran erinnern, dass „romantisch“ von „Rom“ kommt (oder so ähnlich). „Buoni a nulla“ ist keineswegs zu gar nichts gut, sondern zum Beispiel für den jährlichen Kinobesuch mit dem Opa oder fürs Kopffreiblasen nach einem unsäglichen Bürotag, der die Hölle war, weil die Hälfte der Belegschaft auf Urlaub ist. 

Ab 7. August im Kino.

Filmladen

In Autor Tags Film, Rezension, WIENER

NERVENKITZEL – Vorbericht zu „Mission: Impossible – Rogue Nation“ im WIENER 403

July 23, 2015 Martin Pesl
Sogar fliegen kann er: Tom Cruise&nbsp;© syracuse.com

Sogar fliegen kann er: Tom Cruise © syracuse.com

Nervenkitzel

Er schießt Selfies von seinen Bauchmuskeln, macht alle Stunts selbst und entpuppt sich als durch und durch freundlicher Zeitgenosse: Tom Cruise auf Mission in Wien und in den Worten von Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Verena Altenberger und Marijana Stoistis 

Wussten Sie, dass die Wiener Straßenbahnen rückwärts fahren können? Sie können! Verena Altenberger hat es gesehen, mehrmals. Es geschah am Ring, vor der Staatsoper, immer und immer wieder, um die „Background action!“ – wie jemand vor jedem Take brüllte – wieder auf Anfang zu bringen. Verena Altenberger erinnert sich deshalb so genau, weil sie in ihrer Szene beim ersten Mal den Fehler beging,  auf „Background action!“ loszustarten. Da erkannte sie, dass sie doch neu ist im großen, hyperprofessionellen Hollywood-Blockbuster-Business. „Cut!“, rief Regisseur Christopher McQuarrie und erklärte ihr freundlich: „You are not background action. You are action.“

Es war Frühjahr 2014, als der Startschuss zum Dreh des fünften Teils der legendären Agentenfilmreihe „Mission: Impossible“ (ihrerseits eine Reminiszenz an die selbst legendäre TV-Serie „Kobra, übernehmen Sie“ aus den Sechzigern) unter großem Medieninteresse in und um die Wiener Staatsoper begann. Was genau Tom Cruise als Agent Ethan Hunt hier in der Oper zu schaffen hat – und ob es wirklich er ist oder nur eine dieser kultigen Gesichtsmasken trägt –, darüber drang nichts an die Öffentlichkeit. Die Macher und Pressevertreter Hollywoods sind bekanntlich selbst die größten Geheimagenten.

Verena Altenberger jedenfalls, gebürtige Salzburgerin, Schauspielabsolventin des Wiener Konservatoriums und nach Auftritten an Burg- und Volkstheater nun mit 27 zunehmend mit Kino- und Fernsehdrehs beschäftigt, war als eine von sechs Edelstatistinnen gecastet, die die Opernkarten der Hunderten von „normalen“ Statisten abreißen sollten. „Als Christopher McQuarrie unsere Maske und Kostüm absegnen sollte, kam er zu mir und sagte: ,You. You look so Austrian. Come with me.‘“

Später konkretisierte er: Da ihre Ausstrahlung so „warm and welcoming“ sei, sei sie die Richtige, um Fräulein Berger, die Assistentin des von Martin Bermoser dargestellten Staatsoperndirektors, zu spielen. Sie bekam zwei Sätze Text, die dann drei Nächte lang unermüdlich und penibel gedreht wurden. „Die Disziplin, die die hauptsächlich aus London stammenden Kollegen haben, spielt schon in einer eigenen Liga“, beobachtete Altenberger fasziniert. „Sie sitzen in gerader Haltung stundenlang da, lesen vielleicht mal ein Buch, und wenn es dann losgeht, agieren sie in der Sekunde professionell.“ Und: „Da ist halt noch das Geld da, um drei Nächte lang an einer kurzen Einleitungssequenz zu arbeiten.“

Wenn Regisseur McQuarrie (vor 20 Jahren Autor des famosen Drehbuchs zu „Die üblichen Verdächtigen“) über das Projekt spricht, klingt das freilich etwas anders: „Die größte Herausforderung? Immer die Zeit! Der Zeitplan ist jedes Mal viel zu eng gesetzt.“ Jammern also auf hohem Niveau. „Das Tolle ist, dass nichts unmöglich ist: Du stehst vor einem Modellflugzeug und fantasierst, Tom Cruise könnte außen auf dem Flügel mitfliegen, und jemand sagt: Klar, das können wir machen.“

Oder du suchst nach einem prunkvollen Opernhaus, und die Republik Österreich stellt dir ihres zur Verfügung, sperrt nächtelang den Ring und schleckt sich alle zehn Finger ab wegen der Publicity. „Tom hatte Wien schon in der Vergangenheit immer wieder als mögliche Location im Visier. Er ist öfters hingefahren, aber es hat dann nie geklappt. Diesmal suchten wir ein Opernhaus, und das war perfekt.“

Passenderweise wird auch die Weltpremiere von „Rogue Nation“ am 23. Juli in der Staatsoper stattfinden. Tom Cruise wird kommen. Ob Verena Altenberger auch kommt, ist unklar. „Paramount muss sich noch entscheiden, ob die österreichischen Schauspieler eingeladen werden.“ Freilich kann sie auch nicht sicher sein, ob sie überhaupt im Film vorkommt. Ein komisches Gefühl, in einem so großen Film gewesen zu sein und den Schnitt vielleicht nicht zu überleben? Verena ist entspannt. „Nein, ich habe die Arbeit ja gemacht. Und ich lasse das Projekt auf jeden Fall im Lebenslauf stehen.“

London, April 2015. Hier kommen ein paar Menschen zusammen, die „Mission: Impossible“ durchaus prominent in ihrem Lebenslauf stehen haben werden. Tom Cruise ist nicht dabei, aber ebenfalls eine lange M:I-Vergangenheit hat der Brite Simon Pegg, Protagonist und Autor der nerdigen Cornetto-Trilogie von „Shaun of the Dead“ bis „The World’s End“. Er begann in „Mission: Impossible 3“ als Computerfachmann Benji, der Ethan Hunt aus der Ferne durch Shanghai lotst. „Nach diesem Nervenkitzel muss Benji gedacht haben: Ich kann hier nicht mehr bleiben, ich muss in die Welt hinaus!“ In Teil 4 geht er Ethan tatsächlich zur Hand, bietet dabei aber immer noch vor allem komische Erleichterung. Jetzt, im fünften Teil, heißt es, steht das Verhältnis von Ethan und Benji im Mittelpunkt der Geschichte – der leichtfüßig-naive Pegg wird also immer wichtiger. Beweis: Es gibt eine Benji-Gesichtsmaske, ein Tool, das bislang nur Ethan und den Bösen vorbehalten war! Und Benji hat hier endlich auch seine dramatischen und actiongeladenen Szenen. „Wenn der Lustige plötzlich allen Ernstes in Lebensgefahr gerät, ist das eine besondere Herausforderung zu spielen.“

Bei einer Verfolgungsjagd im Auto durch Casablanca hingegen „war keinerlei Schauspiel erforderlich. Tom fährt wie ein Irrer, und ich schreie auf dem Beifahrersitz wie am Spieß. Genau so war’s.“ Denn Tom Cruise, das ist das berüchtigte Alleinstellungsmerkmal dieser Serie, macht all seine Stunts selbst. „Selbst in Einstellungen, in denen man nicht sieht, dass Tom fährt, fährt Tom“, versichert der Regisseur. „Es hätte auch keinen Sinn, einen Stuntfahrer zu bestellen, denn der wäre nicht so gut wie Tom Cruise.“

Der mysteriöse Tom Cruise. Er steht hier nicht für Interviews zur Verfügung, und doch ist er omnipräsent in den Aussagen der anderen: ihre Bewunderung für sein Engagement, seine Hingabe, seine Professionalität als Schauspieler und Produzent. Und seinen Humor. „Er wollte meine Bauchmuskeln sehen“, erzählt die schwedisch-britische Schauspielerin Rebecca Ferguson, die als Ilsa Faust, geheimnisvolle Gegen- (oder Mit-?) Spielerin der Impossible Missions Force erstmals in Erscheinung tritt. „Ich fotografierte also meinen Bauch, bearbeitete das Foto ein bisschen und hängte es ihm an die Trailerwand. Am nächsten Tag fand ich ein Foto von seinen Bauchmuskeln vor: kein Filter, keine Bearbeitung.“

„Mir hat er im Auto heimlich immer die Sitzheizung aufgedreht“, berichtet Simon Pegg. „Und ich dann ihm ‒ es war ein Spiel, und wir konnten nicht aufhören, darüber zu kichern. Während einer Verfolgungsjagd ist das ein bisschen kontraproduktiv.“ Weniger Lustiges, aber auch nicht ganz Unsympathisches weiß immerhin Verena Altenberger zu berichten: „Tom Cruise hat sich vorgestellt, ein paar höfliche Witze gerissen und war auch schon wieder weg.“ Und Simon Pegg kommt gar nicht aus dem Schwärmen heraus, wie normal Tom Cruise ihm immer vorkomme. „You’re just a guy!“, habe er immer wieder gedacht und den Kopf geschüttelt.

Und dieser einfache Bursch ist letzten Sommer also auf einem Flugzeugflügel gestanden und in die Luft gegangen ‒ die Trailer beweisen es. „Wie lief das mit der Versicherung ab?“, lautet die häufigste Frage, die Christopher McQuarrie dazu zu hören bekommt. Er nennt keine Details: „Tom und ich machen normalerweise einfach, bis jemand kommt und uns sagt, dass wir aufhören sollen!“ Aber er erzählt, was alles hätte schiefgehen können: „Im Auto ist alles unter Toms Kontrolle. Einmal hätte er sich fast überschlagen, aber das hat er im Griff. Auf dem Flugzeug war er einzig und allein vom Piloten abhängig. Wäre er über eine bestimmte Geschwindigkeit gegangen, wäre es aus gewesen. Dass er herunterfallen könnte, war aber unsere geringste Sorge. Die Hauptgefahr lag auf der Startbahn: In die Propeller gesogen wäre jedes kleine Schmutzteilchen zur Kugel geworden, jedes Sandkorn im Gesicht: eine Katastrophe!“

„Was er macht, ist hohe Action“, fasst Rebecca Ferguson es zusammen. Sie selbst und Tom Cruise hatten täglich sechs Stunden Körpertraining, wobei ihr zugute kam, dass sie früher argentinischen Tango unterrichtete. „Kampf ist oft wie Tanz“, sagt sie. Und was ist das Geheimnis von Karate in Stöckelschuhen mit hohen Absätzen? „Das Geheimnis“, zwinkert die 32-jährige, die gerade erst im Fernsehen Queen Elizabeth gespielt hat, „ist, die Schuhe auszuziehen!“

Zurück nach Wien. Hier zieht Verena Altenberger die Schuhe an, um zum nächsten Dreh zu fliegen: „Tatort: Hundstage“ in Dortmund. „Hundstage“ ‒ ebnfalls very Austrian, wie Christopher McQuarrie sagen könnte, und natürlich hofft Verena, auch mal mit Ulrich Seidl drehen zu dürfen. Tja, für sie, die quasi über Nacht gleichzeitig in Staatsoper und Hollywood auftreten durfte, lautet die selbst gesetzte Mission für die nächsten Jahre: österreichisches Kino. Um diese Mission zu vereiteln, wird Hollywood also sehr laut rufen müssen.


DIE FRAU MIT DEN SECHS-MEILEN-STIEFELN

Marijana Stoisits, als Chefin der Vienna Film Commission haben Sie Dreh und Weltpremiere von M:I nach Wien geholt. ‪Wessen Idee war das? Das war die Idee von Regisseur McQuarrie, aber Tom Cruise als Kenner der Staatsoper hatte nicht unmaßgeblich Anteil. An einem der Tage beim Scouting haben wir allein in der Oper bis in jeden letzten Winkel sechs Meilen zurückgelegt! Spätestens da war klar: Das wird was werden!

Was waren Ihre Tricks? Entscheidend ist, dass es einem schon beim allerersten Scouting gelingt, einen persönlichen Draht zu den Leuten herzustellen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben und ihnen Lösungsmöglichkeiten für ihre (unerfüllbaren) Wünsche zu präsentieren.

‪Was hat Sie beim Dreh in der Staatsoper besonders überrascht? Wie offen und zugänglich die Crew und die Produktion waren. Es gibt immer wieder österreichische Produktionen, die aus ihrem Dreh ein Staatsgeheimnis gemacht. Die MI:5-Produzenten, der Regisseur, die Heads of Departments und der Hauptdarsteller haben uns immer spüren lassen, wie sehr sie unsere Unterstützung schätzen.

‪Woody Allen ist ja leidenschaftlicher „Regie-Tourist“. Wie würden Sie ihn in die Stadt locken? Mit viel Geld. Denn die Stadt selbst kennt er ganz gut.

In Autor Tags Film, Interview, Kino, WIENER
← Newer Posts Older Posts →

FILTER

Filtern nach Kategorie: Blog
Filtern nach Kategorie:
Filtern nach Kategorie: Übersetzer
Filtern nach Kategorie: Sprecher
Filtern nach Kategorie: Lektor
RSS Feed des Blogs abonnieren

Tags

  • Theater
  • Kritik
  • Falter
  • Wien
  • Festival
  • Nachtkritik
  • Wiener Festwochen
  • Buchkultur
  • Performance
  • Interview
  • Burgtheater
  • Deutschlandfunk Kultur
  • Rezension
  • Buch
  • Bericht
 


℗ © 2005–2016 Martin Thomas Pesl