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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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NERVENKITZEL – Vorbericht zu „Mission: Impossible – Rogue Nation“ im WIENER 403

July 23, 2015 Martin Pesl
Sogar fliegen kann er: Tom Cruise © syracuse.com

Sogar fliegen kann er: Tom Cruise © syracuse.com

Nervenkitzel

Er schießt Selfies von seinen Bauchmuskeln, macht alle Stunts selbst und entpuppt sich als durch und durch freundlicher Zeitgenosse: Tom Cruise auf Mission in Wien und in den Worten von Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Verena Altenberger und Marijana Stoistis 

Wussten Sie, dass die Wiener Straßenbahnen rückwärts fahren können? Sie können! Verena Altenberger hat es gesehen, mehrmals. Es geschah am Ring, vor der Staatsoper, immer und immer wieder, um die „Background action!“ – wie jemand vor jedem Take brüllte – wieder auf Anfang zu bringen. Verena Altenberger erinnert sich deshalb so genau, weil sie in ihrer Szene beim ersten Mal den Fehler beging,  auf „Background action!“ loszustarten. Da erkannte sie, dass sie doch neu ist im großen, hyperprofessionellen Hollywood-Blockbuster-Business. „Cut!“, rief Regisseur Christopher McQuarrie und erklärte ihr freundlich: „You are not background action. You are action.“

Es war Frühjahr 2014, als der Startschuss zum Dreh des fünften Teils der legendären Agentenfilmreihe „Mission: Impossible“ (ihrerseits eine Reminiszenz an die selbst legendäre TV-Serie „Kobra, übernehmen Sie“ aus den Sechzigern) unter großem Medieninteresse in und um die Wiener Staatsoper begann. Was genau Tom Cruise als Agent Ethan Hunt hier in der Oper zu schaffen hat – und ob es wirklich er ist oder nur eine dieser kultigen Gesichtsmasken trägt –, darüber drang nichts an die Öffentlichkeit. Die Macher und Pressevertreter Hollywoods sind bekanntlich selbst die größten Geheimagenten.

Verena Altenberger jedenfalls, gebürtige Salzburgerin, Schauspielabsolventin des Wiener Konservatoriums und nach Auftritten an Burg- und Volkstheater nun mit 27 zunehmend mit Kino- und Fernsehdrehs beschäftigt, war als eine von sechs Edelstatistinnen gecastet, die die Opernkarten der Hunderten von „normalen“ Statisten abreißen sollten. „Als Christopher McQuarrie unsere Maske und Kostüm absegnen sollte, kam er zu mir und sagte: ,You. You look so Austrian. Come with me.‘“

Später konkretisierte er: Da ihre Ausstrahlung so „warm and welcoming“ sei, sei sie die Richtige, um Fräulein Berger, die Assistentin des von Martin Bermoser dargestellten Staatsoperndirektors, zu spielen. Sie bekam zwei Sätze Text, die dann drei Nächte lang unermüdlich und penibel gedreht wurden. „Die Disziplin, die die hauptsächlich aus London stammenden Kollegen haben, spielt schon in einer eigenen Liga“, beobachtete Altenberger fasziniert. „Sie sitzen in gerader Haltung stundenlang da, lesen vielleicht mal ein Buch, und wenn es dann losgeht, agieren sie in der Sekunde professionell.“ Und: „Da ist halt noch das Geld da, um drei Nächte lang an einer kurzen Einleitungssequenz zu arbeiten.“

Wenn Regisseur McQuarrie (vor 20 Jahren Autor des famosen Drehbuchs zu „Die üblichen Verdächtigen“) über das Projekt spricht, klingt das freilich etwas anders: „Die größte Herausforderung? Immer die Zeit! Der Zeitplan ist jedes Mal viel zu eng gesetzt.“ Jammern also auf hohem Niveau. „Das Tolle ist, dass nichts unmöglich ist: Du stehst vor einem Modellflugzeug und fantasierst, Tom Cruise könnte außen auf dem Flügel mitfliegen, und jemand sagt: Klar, das können wir machen.“

Oder du suchst nach einem prunkvollen Opernhaus, und die Republik Österreich stellt dir ihres zur Verfügung, sperrt nächtelang den Ring und schleckt sich alle zehn Finger ab wegen der Publicity. „Tom hatte Wien schon in der Vergangenheit immer wieder als mögliche Location im Visier. Er ist öfters hingefahren, aber es hat dann nie geklappt. Diesmal suchten wir ein Opernhaus, und das war perfekt.“

Passenderweise wird auch die Weltpremiere von „Rogue Nation“ am 23. Juli in der Staatsoper stattfinden. Tom Cruise wird kommen. Ob Verena Altenberger auch kommt, ist unklar. „Paramount muss sich noch entscheiden, ob die österreichischen Schauspieler eingeladen werden.“ Freilich kann sie auch nicht sicher sein, ob sie überhaupt im Film vorkommt. Ein komisches Gefühl, in einem so großen Film gewesen zu sein und den Schnitt vielleicht nicht zu überleben? Verena ist entspannt. „Nein, ich habe die Arbeit ja gemacht. Und ich lasse das Projekt auf jeden Fall im Lebenslauf stehen.“

London, April 2015. Hier kommen ein paar Menschen zusammen, die „Mission: Impossible“ durchaus prominent in ihrem Lebenslauf stehen haben werden. Tom Cruise ist nicht dabei, aber ebenfalls eine lange M:I-Vergangenheit hat der Brite Simon Pegg, Protagonist und Autor der nerdigen Cornetto-Trilogie von „Shaun of the Dead“ bis „The World’s End“. Er begann in „Mission: Impossible 3“ als Computerfachmann Benji, der Ethan Hunt aus der Ferne durch Shanghai lotst. „Nach diesem Nervenkitzel muss Benji gedacht haben: Ich kann hier nicht mehr bleiben, ich muss in die Welt hinaus!“ In Teil 4 geht er Ethan tatsächlich zur Hand, bietet dabei aber immer noch vor allem komische Erleichterung. Jetzt, im fünften Teil, heißt es, steht das Verhältnis von Ethan und Benji im Mittelpunkt der Geschichte – der leichtfüßig-naive Pegg wird also immer wichtiger. Beweis: Es gibt eine Benji-Gesichtsmaske, ein Tool, das bislang nur Ethan und den Bösen vorbehalten war! Und Benji hat hier endlich auch seine dramatischen und actiongeladenen Szenen. „Wenn der Lustige plötzlich allen Ernstes in Lebensgefahr gerät, ist das eine besondere Herausforderung zu spielen.“

Bei einer Verfolgungsjagd im Auto durch Casablanca hingegen „war keinerlei Schauspiel erforderlich. Tom fährt wie ein Irrer, und ich schreie auf dem Beifahrersitz wie am Spieß. Genau so war’s.“ Denn Tom Cruise, das ist das berüchtigte Alleinstellungsmerkmal dieser Serie, macht all seine Stunts selbst. „Selbst in Einstellungen, in denen man nicht sieht, dass Tom fährt, fährt Tom“, versichert der Regisseur. „Es hätte auch keinen Sinn, einen Stuntfahrer zu bestellen, denn der wäre nicht so gut wie Tom Cruise.“

Der mysteriöse Tom Cruise. Er steht hier nicht für Interviews zur Verfügung, und doch ist er omnipräsent in den Aussagen der anderen: ihre Bewunderung für sein Engagement, seine Hingabe, seine Professionalität als Schauspieler und Produzent. Und seinen Humor. „Er wollte meine Bauchmuskeln sehen“, erzählt die schwedisch-britische Schauspielerin Rebecca Ferguson, die als Ilsa Faust, geheimnisvolle Gegen- (oder Mit-?) Spielerin der Impossible Missions Force erstmals in Erscheinung tritt. „Ich fotografierte also meinen Bauch, bearbeitete das Foto ein bisschen und hängte es ihm an die Trailerwand. Am nächsten Tag fand ich ein Foto von seinen Bauchmuskeln vor: kein Filter, keine Bearbeitung.“

„Mir hat er im Auto heimlich immer die Sitzheizung aufgedreht“, berichtet Simon Pegg. „Und ich dann ihm ‒ es war ein Spiel, und wir konnten nicht aufhören, darüber zu kichern. Während einer Verfolgungsjagd ist das ein bisschen kontraproduktiv.“ Weniger Lustiges, aber auch nicht ganz Unsympathisches weiß immerhin Verena Altenberger zu berichten: „Tom Cruise hat sich vorgestellt, ein paar höfliche Witze gerissen und war auch schon wieder weg.“ Und Simon Pegg kommt gar nicht aus dem Schwärmen heraus, wie normal Tom Cruise ihm immer vorkomme. „You’re just a guy!“, habe er immer wieder gedacht und den Kopf geschüttelt.

Und dieser einfache Bursch ist letzten Sommer also auf einem Flugzeugflügel gestanden und in die Luft gegangen ‒ die Trailer beweisen es. „Wie lief das mit der Versicherung ab?“, lautet die häufigste Frage, die Christopher McQuarrie dazu zu hören bekommt. Er nennt keine Details: „Tom und ich machen normalerweise einfach, bis jemand kommt und uns sagt, dass wir aufhören sollen!“ Aber er erzählt, was alles hätte schiefgehen können: „Im Auto ist alles unter Toms Kontrolle. Einmal hätte er sich fast überschlagen, aber das hat er im Griff. Auf dem Flugzeug war er einzig und allein vom Piloten abhängig. Wäre er über eine bestimmte Geschwindigkeit gegangen, wäre es aus gewesen. Dass er herunterfallen könnte, war aber unsere geringste Sorge. Die Hauptgefahr lag auf der Startbahn: In die Propeller gesogen wäre jedes kleine Schmutzteilchen zur Kugel geworden, jedes Sandkorn im Gesicht: eine Katastrophe!“

„Was er macht, ist hohe Action“, fasst Rebecca Ferguson es zusammen. Sie selbst und Tom Cruise hatten täglich sechs Stunden Körpertraining, wobei ihr zugute kam, dass sie früher argentinischen Tango unterrichtete. „Kampf ist oft wie Tanz“, sagt sie. Und was ist das Geheimnis von Karate in Stöckelschuhen mit hohen Absätzen? „Das Geheimnis“, zwinkert die 32-jährige, die gerade erst im Fernsehen Queen Elizabeth gespielt hat, „ist, die Schuhe auszuziehen!“

Zurück nach Wien. Hier zieht Verena Altenberger die Schuhe an, um zum nächsten Dreh zu fliegen: „Tatort: Hundstage“ in Dortmund. „Hundstage“ ‒ ebnfalls very Austrian, wie Christopher McQuarrie sagen könnte, und natürlich hofft Verena, auch mal mit Ulrich Seidl drehen zu dürfen. Tja, für sie, die quasi über Nacht gleichzeitig in Staatsoper und Hollywood auftreten durfte, lautet die selbst gesetzte Mission für die nächsten Jahre: österreichisches Kino. Um diese Mission zu vereiteln, wird Hollywood also sehr laut rufen müssen.


DIE FRAU MIT DEN SECHS-MEILEN-STIEFELN

Marijana Stoisits, als Chefin der Vienna Film Commission haben Sie Dreh und Weltpremiere von M:I nach Wien geholt. ‪Wessen Idee war das? Das war die Idee von Regisseur McQuarrie, aber Tom Cruise als Kenner der Staatsoper hatte nicht unmaßgeblich Anteil. An einem der Tage beim Scouting haben wir allein in der Oper bis in jeden letzten Winkel sechs Meilen zurückgelegt! Spätestens da war klar: Das wird was werden!

Was waren Ihre Tricks? Entscheidend ist, dass es einem schon beim allerersten Scouting gelingt, einen persönlichen Draht zu den Leuten herzustellen, mit ihnen in Kontakt zu bleiben und ihnen Lösungsmöglichkeiten für ihre (unerfüllbaren) Wünsche zu präsentieren.

‪Was hat Sie beim Dreh in der Staatsoper besonders überrascht? Wie offen und zugänglich die Crew und die Produktion waren. Es gibt immer wieder österreichische Produktionen, die aus ihrem Dreh ein Staatsgeheimnis gemacht. Die MI:5-Produzenten, der Regisseur, die Heads of Departments und der Hauptdarsteller haben uns immer spüren lassen, wie sehr sie unsere Unterstützung schätzen.

‪Woody Allen ist ja leidenschaftlicher „Regie-Tourist“. Wie würden Sie ihn in die Stadt locken? Mit viel Geld. Denn die Stadt selbst kennt er ganz gut.

In Autor Tags Film, Interview, Kino, WIENER

DER TOD DES VERGIL – Blitz-Bildung im WIENER 403

July 20, 2015 Martin Pesl
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© Suhrkamp Verlag

Hermann Broch

Der Tod des Vergil

Suhrkamp, € 14,00

ISBN: 978-3518388662

Der WIENER liest für Sie Klassiker der Weltliteratur. Diesmal: Ein Heimkehrbuch eines Wiener Auswanderers und die längsten letzten Worte aller Zeiten

“,Du bist Vergil.‘
,Ich war es einstens; vielleicht werde ich es wieder sein.‘”

Ausgesprochen. Wenn der Tod des Vergil am Ende endlich eintritt, sieht der große Dichter zu allerletzt das Wort entgleiten, bis es „jenseits der Sprache“ ist – so die letzten Worte des Romans. Bis Vergil also buchstäblich mit seinem Latein am Ende ist, hat er auf 450 dicht bedruckten Seiten mit dieser Sprache allerlei angestellt und ihre Möglichkeit derart ausgereizt, dass sie, die Sprache, früher oder später ins Jenseits übergehen musste: lange, lange Sätze, abstrakte Gedankenwindungen, innerer Monolog: Dichtung höchster Geschliffenheit.

Danke, Vergil, aber vor allem: danke, Hermann Broch. Der eigenwillige Autor ersann die Fiktion über den (natürlich seinerseits historischen) römischen Dichter Publius Vergilius Maro, der zum Sterben in den Palast seines Kaisers Augustus zurückkehrt. Als er unterwegs das Elend und Proletariat auf den Straßen des römischen Festlands erblickt, ist Vergil entsetzt und sieht sich gezwungen, von seinem elfenbeinernen Turm herabzusteigen und ein Opfer zu bringen: nämlich sein Hauptwerk, das Epos „Aeneis“, zu verbrennen.

In den nun folgenden letzten 18 Stunden braucht es dann nicht nur gute alte Freunde und die Fata Morgana eines mysteriösen Knaben, in dem sich Vergils eigene Jugend spiegelt, sondern das gute Zureden des Kaisers persönlich, damit der Literat von dieser neuerlichen (feuerlichen) Schrulle ab- und die „Aeneis“ dem Volke überlässt.

Die Dichterdichtung ist das Hauptwerk des 1886 in Wien geborenen Hermann Broch. Als er 1936 daran zu arbeiten begann, lebte er noch in Österreich, im Zuge des „Anschlusses“ an Hitler-Deutschland floh der gebürtige Jude ins Exil in den USA. „Der Tod des Vergil“ erschien somit auch in New York, und zwar gleichzeitig auf Deutsch und in englischer Übersetzung. Die Frage, wie viel hohe Kunst im Angesicht der miserablen Realität noch okay ist, war damals, im letzten Kriegsjahr, hochaktuell und ist es gewissermaßen heute wieder. Die Frage, wie wertvoll Brochs hohe Sprachkunst eigentlich ist, ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Dispute, an denen sich auch der Autor selbst – noch vor dem Erscheinen seines Romans! – in diversen Kommentaren beteiligte. Bei aller Kritik stieß sein Werk letztlich weltweit auf Bewunderung. Dass er 1951 den Literaturnobelpreis zugesprochen bekam, verhinderte womöglich nur eines: der Tod des Hermann Broch.


LATEINSTUNDE
BROCH FIKTIONALISIERT REALE FIGUREN AUS ROMS GESCHICHTE

Vergil
Publius Vergilius Maro (70–19 v. Chr.) war der wichtigste Autor der römischen Antike, Verfasser u.a. der „Bukolika“. Er starb, ohne sein Hauptwerk zu vollenden: die „Aeneis“, ein odysseenähnliches Epos über die Wanderjahre eines Troja-Kämpfers. Im Mittelalter wurde er zum Vorboten des Christentums hochstilisiert, Schüler humanistischer Gymnasien kämpfen sich mit allerlei Schmierern ausgestattet durch sein Werk. Zudem gab Vergil nicht erst für Hermann Broch einen beliebten Handlungsträger ab: Schon Dante ließ ihn in seiner „göttlichen Komödie“ prominent in Höllenkreisen auftauchen.

Plotia
Bei Broch erscheint die einstige Geliebte dem Dichter in seinen zahlreichen Fieberträumen. Über Plotia Hieria ist wenig bekannt, auch dass sie mit ihm zusammenlebte, gilt eher als Gerücht, vor allem da Vergil wie viele Dichter der Antike eher der Knabenliebe anhing. Der Name bedeutet jedenfalls „Wölfin“, weshalb gemutmaßt wird, Plotia könnte auch eine Prostituierte gewesen sein.

Plotius Tucca und Lucius Varius Rufus
Die beiden besten Freunde Vergils sind als dessen Nachlassverwalter verbürgt, die tatsächlich nach seinem Tode die „Aeneis“ herausgaben. Varius war selbst Dichter, von Tucca vermutet man Ähnliches. Auch in Brochs Roman trägt Vergil seinen Spezis am Ende auf, eine tadellose Abschrift des unfertigen Epos zu erstellen.

Augustus
Gaius Octavius (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) war unter dem Namen Augustus der erste wirkliche Kaiser von Rom. Der Großneffe Julius Cäsars setzte sich in den Machtkämpfen nach dessen Tod durch und leitete daraufhin eine längere Friedensphase in der römischen Geschichte ein. Er galt als großer Förderer der Kunst und der Dichtung, schrieb selbst und – das hob ihn von anderen Kreativdespoten ab – erkannte, dass es nicht gut war.


BROCHIERTES: JENSEITS DER SPRACHE
Einige der kürzesten Sätze aus dem „Tod des Vergil“

“Oh, das Irdische!”
— S. 61
“Hatten sich Worte in seinem Munde geformt? er wußte es kaum, er wußte es nicht und war trotzdem nicht erstaunt, als ein Widerhall kam, fast eine Antwort: ,Du riefst?!‘, so tönte es zart und vertraut, fast heimatlich aus einem Nirgendwo, unerahnbar nahe oder unerahnbar fern.”
— S. 170
“Ach, mag der Literat in seiner Schwäche sich auch vorgaukeln, daß die Kindheitslandschaft, nach der er vielleicht sich sehnt, die Unendlichkeit saturnischen Gefildes sei und daß er von hier aus die Tiefen des Himmels und der Erde belauschen werde, seine ihm wahrhaft eigentümliche Leidenschaft ist die der schieren Flachheit, und er belauscht nichts, am allerwenigsten den Tod; ...”
— S. 237
“,Seine Zeit ist um‘, sagte der Riese, und fast war es wie ein Lächeln, ,ich tue ihm nichts an‘, die Zeit tut es.‘”
— S. 382

In Autor Tags Blitz-Bildung, Roman, Rezension, WIENER

SPINNEN, BIS DER HITLER KOMMT – Rezension zu Dorothea Zemanns „Das Rapportbuch“ im bellelit 2

July 7, 2015 Martin Pesl
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© Edition Atelier

Spinnen, bis der Hitler kommt

Über „Das Rapportbuch“ von Dorothea Zemann

Die längst Genesene, die weiter simuliert, damit der Oberarzt sie verhätschelt. Der hypochondrische Schauspieler, der am liebsten in den Mutterleib zurückkriechen möchte. Die klatschenden und tratschenden Schwestern und die sich als Götter in Weiß pudelwohl fühlenden Ärzte. Diese liebevoll überspitzten Krankenhausgestalten, die uns heute in mehr oder weniger ernst gemeinten Arztserien unterhalten, hat Dorothea Zemann in ihrem 1959 erschienen Roman „Das Rapportbuch“ in literarischer Form verknüpft. Unbarmherzig ist ihr Blick auf die unverbesserlichen Egozentriker, bissig beschreibt sie ihr meist selbstverschuldetes Unglück.

Dass die Autorin (1909 – 1993) auf eigene Erfahrungen aus der Arbeit als Krankenschwester in der Psychiatrie zurückgreifen konnte, trägt sicher auch zur Lebhaftigkeit ihrer miteinander versponnenen Spinnergeschichten bei. Bevor man diese jedoch schlicht als gelungenes Vorzeit-„Scrubs“ abtun kann, schleicht sich die Zeit ins Bewusstsein. „Die Medizinmänner können dem jungen Menschen die Begegnung mit der eigenen Zeit und ihren Gespenstern nicht ersparen.“ Denn der ganze Irrsinn spielt sich in Wien ab, in den Monaten vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland im März 1938. Und ist dadurch plötzlich gar nicht mehr so lustig. Nun wird jede Psychose zum Symptom der Verdrängung, jede sorgsam bereitgehaltene Giftspritze eine verständliche Waffe gegen den hereinbrechenden Untergang.

Aber Dorothea Zemann wäre des dämonischen Doderers, ihres damaligen Liebhabers, nicht würdig, wären ihre Giftspritzen nicht auch sprachlicher Natur und somit wahnsinnig witzig. Die Neuauflage des galligen „Rapportbuchs“ im Zeitalter der Neurosen einerseits und des großen Kriegsgedenkens andererseits schafft eine passende Therapie für Nostalgiker.

 Auch zu lesen im Textlicht-Verlagsblog ...

In Autor Tags Buch, Rezension

EINE STORY, DIE SIE NICHT ABLEHNEN KÖNNEN – Text im WIENER 402

July 6, 2015 Martin Pesl
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Marlon Brando, nicht abzulehnen. © moviepilot.de

Eine Story, die Sie nicht ablehnen können

Welche Italiener Mann sich zum Vorbild nehmen sollte – und warum man trotz aller Italophilie dabei nicht auf den Dude vergessen darf

Italiener sehen immer gut aus, auch wenn sie gewalttätige Killer, Kämpfer oder KO-Schläger sind. Wie machen sie das? Aufschluss geben legendäre Filme aus den Sechziger- und Siebzigerjahren, aber auch von davor und danach. Filmhelden mit italienischem Blut sind beliebte Zitateschleudern, nach denen wir, ohne es zu merken, unsere Coolnessansprüche ausrichten. Ein paar unvergessliche Typen zum Nachmachen.

***

CORLEONE-STYLE

Gefürchtet und einfach cool

„Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.“ Um diesen legendären Satz sagen zu können (und dabei ernst genommen zu werden), braucht es eine gehörige Portion Autorität. Marlon Brandos Don Vito Corleone (nur etwas weniger kultig: Robert De Niro in Teil II) und sein Sohn Michael (Al Pacino) haben das Bild des mafiösen Überdrüberoberhaupts geprägt. Die Familie geht über alles, jede einzelne Regung im Gesicht ist kontrolliert, meist ist die Mimik gänzlich eingefroren, die Mundwinkel sind nach unten gezogen. Erlauben Sie sich ja keine Farbe in der Kleidung, aber sich die Anzüge maßschneidern zu lassen wäre eine gute Idee – man will sich ja keine Blöße geben.

Und dann dürfen Sie immer wieder mal mit dem Handrücken vom Kehlkopf bis zum Kinn entlangstreichen, um auszudrücken: Ich weiß es nicht, es interessiert mich nicht, und falls mir die Hand ausrutscht und nach vorne flutscht, habe ich mir damit eine der kränkendsten Gesten italienischen Geistes geleistet. „Stronzo!“ Aber das ist schon zu viel Emotion. Lieber lasse ich dich in aller Eleganz umbringen.

So gefürchtet und grausam die italienische Cosa Nostra ist – noch heute in Italien selbst (speziell Sizilien) und in New York City –, so sehr haben wir sie durch Francis Ford Coppolas Filme lieben gelernt. Der Godfather in uns möchte herrschen, aber ohne großen Aufwand. Er möchte geliebt und gefürchtet werden und dabei makellos aussehen. Er ist einfach cool.

***

ROCKY BALBOA

Der italienische Hengst

„Rocky“, also steinig ist auch der Weg, den dieser Boxer bis zum Triumph hinter sich bringen muss. „The Italian Stallion“ nennen sie ihn wegen seiner Vorfahren, und er ist eine echte Kämpfernatur. Will man es als Mann lieber ohne Corleone, ist auch Rocky ein gutes Vorbild. Also erst einmal ein bisschen trainieren, dann noch ein bisschen mehr trainieren. Dann so aussehen wie Sylvester Stallone in den Siebzigern (und sich passende Kleidung zulegen – vielleicht ein rotes Sakko, vielleicht auch lieber nicht). Dann sich nicht einschüchtern lassen von großen Namen und überschätzter Professionalität. Die Verhältnisse, in die man hineingeboren wurde, hinter sich lassen, jede Chance ergreifen und das Beste daraus machen. Denn: „Keiner kann so hart zuschlagen wie das Leben, was zählt, ist nur, wie viele Schläge man einstecken kann und trotzdem weitermacht.“

***

DIE BESTEN AUS DEM WESTERN

Bud Spencer und Terence Hill

Wer auch außerhalb des Rings die Fäuste gerne parat hat, ist im Italo-Western der Sechziger und Siebziger am besten aufgehoben. „Vier Fäuste für ein Halleluja“, der Titel sagt schon einiges über die Temperatur aus, die hier herrscht. Man suche sich also einen zweiten Italiener mit Sportvergangenheit – ja, Bud Spencer und Terence Hill sind eigentlich die Schwimmer Carlo Pedersoli und Mario Girotti – und werde beste Freunde, sodass man einander die Sätze beendet, aber eigentlich generell nicht so viel reden muss. Anschließend lege man sich ein paar Kilos zu (per Muskeltraining, aber auch per Spaghetti) und begebe sich in ein paar lustige, harmlose Prügeleien – nach dem Motto: Es geht auch ohne Waffen; wozu ein Colt, wenn die Fäuste Kult sind? Wichtig dabei: den Humor nicht vergessen! Wozu hat man schließlich Freunde?

***

MARCELLO

La dolce Vita

Wer beneidet heute noch Journalisten und Fotografen? Menschen, die sich an Marcello im Fellini-Film „Das süße Leben“ erinnern. Mastroianni der Name des Schauspielers, Rubini jener der Hauptfigur. Natürlich im Anzug, trotz größter Hitze Roms, aber ohne Schweißtropfen – das ausschweifende Leben der Stars dokumentierend, aber auch miterlebend, draußen und drinnen gleichzeitig. Von schönen Frauen benetzt (Anita Ekberg im Trevi-Brunnen) und selbst in seiner Verletzlichkeit und seinem Überdruss noch erhaben wirkt dieser Marcello in einem melancholischen Film, den man nicht vergisst. Und mit dem noch eine stiltechnisch bittere Erkenntnis verbunden ist: So schade, dass man im echten Leben nicht schwarz-weiß sein kann. Das würde vielen von uns viel besser stehen.

***

DER DUDE

Unser aller wahrer Held, auch wenn er wirklich kein Italiener ist

„Ich bin nicht Mister Lebowski“, sagt Jeffrey Lebowski. „Du bist Mister Lebowski. Ich bin der Dude.“ An diesem Mann ist wirklich nichts Italienisches – und das ist wahrlich befreiend! Der Taugenichts aus Kalifornien lebt für seine Bowlingleidenschaft und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Die Wohnung so versifft wie die Kleidung, die Karriereaussichten so trüb wie der White Russian, den er gerne trinkt. Einen wie den Dude hat es vorher nicht gegeben. Einen, der nicht weiß, welcher Wochentag ist. Einen, nach dem kein Hahn kräht und der nur zur Hauptfigur wird, weil zufällig ein einflussreicher Reicher den gleichen Nachnamen hat. Jeff Bridges und die Coen-Brüder haben den Antihelden der Antihelden erschaffen, der es trotzdem schafft, dass wir Männer manchmal so sein wollen wie er. Weil wir uns vorstellen, wie traumhaft es wäre, würden die Frauen auf einen Dude abfahren. 

In Autor Tags Magazin, Film
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