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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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UNSERE KÖRPER SIND MASCHINEN – Interviews zu „Ex Machina“ im WIENER 400

April 17, 2015 Martin Pesl
Domhnall Gleeson, Alicia Vikander und Oscar Isaac.  
 
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Domhnall Gleeson, Alicia Vikander und Oscar Isaac.  © freepresshouston.com

Unsere Körper sind Maschinen

Alex Garland gelingt mit „Ex Machina“ ein Sci-Fi-Film, der das Hirn in Gang setzt ‒ nicht nur bei dem Computer, den er zum Leben erweckt. Der WIENER traf das Team

Künstliche Intelligenz. Na gut, das Thema ist gerade in. Aber das war es doch immer schon. „Stimmt nicht“, sagt Computerexeperte Murray Shanahan. „Ich bin Datenfanatiker und habe jedes einzelne Vorkommen von Robotern und künstlichen Intelligenzen dokumentiert. So richtig boomen sie erst seit den Neunzigern in Filmen.“

An einem davon hat Shanahan kürzlich als Berater mitgearbeitet: „Ex Machina“ ist das Regiedebüt von Alex Garland, und ein junger, reicher Einzelgänger hat darin einen Computer entwickelt, von dem er meint, ihm ein Bewusstsein verliehen zu haben. Damit hätte er einen entscheidenden Schritt auf diehin zur „technologische Singularität“ zu gemacht, dawenn, sehr vereinfacht ausgedrückt, Mensch und Maschine nicht mehr zu unterscheiden sind.

Fetisch Alicia Vikander

Vielleicht trifft dieser Film gerade jetzt einen Nerv, weil vor kurzem große Namen aus der Wissenschaft ganz reale und düstere Zukunftsvisionen gezeichnet haben: Elon Musk und Stephen Hawking warnten beide vor den Folgen der Technologie, wenn wir nicht aufpassen. Es gibt auch eine Theorie, wonach Computer, sobald sie ein eigenes Bewusstsein entwickeln und draufkommen, dass sie das, was sie wollen, nicht nurauch bekommen können, indem wenn sie nicht tun, was der Mensch ihnen befiehlt, innerhalb kürzester Zeit alle töten werden. Die Mittel dazu hätten wir ihnen ja gegeben. Zwar beruhigt Shanahan (vorläufig): „Diese Szenarien klingen alle so, als stünden wir knapp davor. Da geht es schon noch um ein paar Jahrzehnte an Arbeit.“ Dennoch: Das Thema ist schon jetzt gänsehautfördernd, und seine Ambivalenz setzt Alex Garland in einen brillanten Thriller der Ideen um, aus dem nicht allzu viel verraten werden sollte.

Ein bisschen was muss aber sein. Oscar Isaac spielt, muskulär aufgepimpt und mit genial unsympathischer Arroganz, den Start-up-Star Nathan, der seine künstliche Intelligenz – durchaus nachvollziehbar – aus Daten von Usern seines supererfolgreichen Social-Media-Unternehmens speiste. Er gab dem Roboter eine Frauengestalt und nannte ihn Ava. Warum? „Wir fetischisieren Mädchen Frauen Anfang 20: in den Medien, in Filmen, im Leben. Die Tricks, die in diesem Film angewandt werden, gründen auf der Verobjektivierung eines jungen MädchensIch kann es nicht erklären, aber es ist berechenbar“, sagt Garland. Teile von Ava sind animiert, der Rest ist Alicia Vikander, eine aufstrebende schwedische Jungschauspielerin, mit der 2015 gleich sieben Filme rauskommen werden. Ein Roboter ist sie nur in einem davon. „Alle bisherigen Rollen hatten mit mir privat zumindest gemeinsam, dass sie Menschen waren“, erklärt Vikander. „Hier musste ich mir stets vergegenwärtigen, was an mir programmiert ist und was ich selbstständig gelernt habe. So habe ich wieder angefangen, über das Menschsein an sich nachzudenken.“

Nathan lebt alleine (mit Personal) auf einem gigantischen Areal in einem hypermodernen, organisch in die unberührte Natur eingefügten Gebäude, das eigentlich ein Designhotel sein sollte. Hierher holt er sich für eine Woche den jungen Caleb (Domhnall Gleeson), der Ava testen soll. Wie menschlich ist sie wirklich? Und wie menschlich ist Caleb?

Das faszinierend Ambivalente an Alex Garlands Film erwächst vermutlich daraus, dass er selbst eine sehr klare Haltung hat. „Künstliche Intelligenz? Die Singularität? Ich bin voll dafür! Ich hoffe, dass es dazu kommt“, sagt er. Es ist Garlands erster Film als Regisseur, aber das könnte ihm wurschter nicht seinlässt ihn kalt. Schon öfter oft hat er als Autor (Romanvorlage für „The Beach“, Drehbuch bei zu „Sunshine“ und „Alles, was wir geben mussten“) und Produzent agiert, das Business ist ihm wohlbekannt. „Und Film ist eh ein Gemeinschaftsprodukt.“ Im Gespräch kurz zuvor haben seine Robotikexperten sich bewundernd (und wohl auch ein wenig frustriert) darüber geäußert, wie wenig sich Garland einreden lässt und wie er auf alle Fragen sofort eine Antwort weiß. Und so ist es auch im Interview.

„Wenn man sich mit künstlicher Intelligenz intensiv beschäftigt, geht es schnell um Menschen“, erklärt er da etwa. „Es geht um unsere Gehirne, unsere Psyche und darum, wieso wir nicht wie Hunde oder Jakobsmuscheln sind.“

Because I can!

Im Interview wischt er die Angst, die sein Film bei manchen auslöst, vom Tisch: „Die Angst, die der Film in manchen auslöst,Das ist eher eine allgemeine Furcht vor der Technologie und davor, was wir von uns selbst aufgeben – Stichwort NSA und soziale Medien. Die eigentliche Kreation eines Bewusstseins ist nichts Furchtbares. Wir alle sind das Produkt zweier Menschen, die sich dessen bewusst sind, dass ihre Kreatur sie wahrscheinlich vermutlich überleben wird. An dieses Konzept sollten wir uns gewöhnt haben. Auch eine künstliche Intelligenz hätte etwas mit uns zu tun, wäre anfänglich wie ein Kind, das unsere Eigenschaften hat, sich aber verbessertnur besser. Der Unterschied wäre nur: Es würde länger überleben und müsste sich nicht mit Krebs und, Altern und Sterblichkeit auseinandersetzen. Das hat gewaltige Implikationen, aber ich fürchte mich nicht davor. Auf lange Sicht geht es nicht anders. Sonst sterben wir in diesem Sonnensystem. Wir werden nicht durch ein Wurmloch im Saturn in eine andere Galaxie spazieren oder mit dem Raumschiff auf einen anderen Planeten fliegen. Bis wir dort wären, wären 600.000 Jahre vergangen und wir wären eine andere Spezies.“

Dennoch kann man wahrlich nicht behaupten, der Film entwerfe eine beruhigende Vision. „Das ist eine subjektive Reaktion!“, entgegnet Garland. „Schauen Sie, eEs gibt im Film mehrere Parallelen zu Oppenheimer und der Atombombe. Man muss sich das schon genau anschauen, und es ist logisch, das man psychisch gestört wird, während man dabei ist, es zuso etwas entwickelnt. Ein Soldat, der Kinder umbringt, ohne Empathie für sie zu verspüren, weil er abgestumpft oder gar blutrünstig ist, kann zwei Tage später weinen, weil sein Kamerad im Sterben liegt. Es ist nicht so einfach. Aber Sie können ein Kind haben, das scheiße zu Ihnen ist, aber und es trotzdem lieben. Das ist unbequem und hart. Nein, dDer Film tröstet nicht, aber ich will auch nicht trösten, sondern ehrlich sein.“

Wenn man das weiterdenkt, wird einem bewusst: Jeder von uns könnte also schon jetzt ein Roboter sein! Na und? Spielt das eine Rolle? „Wenn man akzeptiert, dass in ihrem Avas Bewusstsein etwas ist, dass unserem Bewusstsein betrifftentspricht, dann gilt jegliche ethische Verantwortung, die wir empfinden, auch Ava ihr gegenüber. So einfach ist das. Wenn man eine Maschine abschalten will und sie glaubwürdig vermittelt: ,Ich will nicht abgeschaltet werden‘, dann hat dieseas Abschalten dieser Maschine eine ethische Dimension. Warum sollte das menschliche Bewusstsein wertvoller sein als das einer Maschine? Wir sind eingefasst in unsere Gehirne, u. Unsere Körper sind Maschinen. Wenn man jemandem beim Sterben zusieht, ist dassieht man eine Maschine, die sich abschaltet. Wenn Sie mir den Arm abschneiden, existiere ich weiter, aber wenn sie mir das Hirn rausnehmen, existiere ichdann nicht mehr.“ Und wie ist das mit derdie Seele? „Ich bin Atheist, ich glaube nicht an das Konzept der Seele. Ich glaube an Bewusstsein.“ 

Endlosspirale

Diesem Mann ist bewusst, was er will und was er (nicht) glaubt. Mit „Ex Machina“ hat er eine ästhetisch perfekte Science-Fiction kreiert, die verstört, weil man sich nicht entscheiden kann, ob sie Traum oder Albtraum ist, oder doch vielleicht Realität. Zumindest demnächst. „Warum machst du Ava?“, fragt Caleb einmal den großen Erfinder. „Weil ich kann.“ Schauspieler Domhnall Gleeson schließt daraus: „Wenn wir einen roten Knopf vor uns haben, wird ihn zwangsläufig jemand betätigen. Die Evolution schreitet voran, wir können sie nicht aufhalten.“

Und warum sollten wir das auchtun wollen? wollen? Auch auf diese Frage gibt es eine Reihe gültiger Antworten. „Ex Machina“ katapultiert die eigene Intelligenz in eine – künstliche oder natürliche – Endlosspirale hinein. Auch nicht das Schlechteste.

Ab 23. April 2015 im Kino.

www.exmachina-movie.com

 

In Autor Tags Film, Interview, Kino, Sci-Fi, WIENER

SOMMERBEGINN – Kurzbericht aus Paphos im WIENER 399

April 2, 2015 Martin Pesl
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Blick aus dem Almyra © Martin Thomas Pesl

Sommerbeginn

Die drei Thanos Hotels auf Zypern entstanden aus dem Nichts. Heute sind sie alles, was das Paradies ausmacht – nicht nur für Menschen

Inselleben. „Als wir Zyprer erfuhren, dass sie sich am Bankenrettungspaket beteiligen müssen, streikten wir nicht. Wir standen auf und gingen arbeiten“, sagt Natascha Michaelides, Marketingchefin der Thanos Hotels. Kein Wunder, dass die Insulaner sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie leben dort, wo der Sommer Europa betritt und als längsten bleibt. Sie leben quasi im Paradies.

Für die Zuspitzung des paradiesischen Zustands sorgen drei Hotels bei Paphos. Ihre Entstehungsgeschichte ist episch, sie beginnt mit dem Ex-Außenminister, der aus Nordzypern fliehen musste und im Westen Land von der Kirche kaufte. Mit seiner Tochter stand er am Strand und sagte: „Das, meine Königin, gehört jetzt uns“, und Natascha sollte nicht schlecht staunen, was aus der leeren Fläche werden sollte: drei prachtvolle Ressorts als organischer Übergang vom Land ins Meer, versüßt durch die Früchte der Insel und köstlichen Rotwein. Das edelste der drei Häuser wollte er Natascha nennen, doch die zierte sich. Stattdessen suchte sie den Namen aus: Anassa – Königin.

Mit ihren Geschwistern leitet sie heute die Geschicke der Thanos Hotels, wo schon mal auf Wunsch von Stammgästen eine neue Villa gebaut wird, wenn ihre gewohnte belegt ist. Wo das Frühstücksbuffet so opulent ist, dass es auf zwei Restaurants aufgeteilt werden muss, wo Spa und Infinity-Pool unendlichen Luxus bieten. Der Luxus erstreckt sich sogar auf die Schildkröten: Damit sie das grelle Licht nicht für den Mond halten und zu früh schlüpfen, herrscht abends Lagerfeuerstimmung am Strand. Und die Gäste sehen so die Sterne besser.

Paphos wird 2017 europäische Kulturhauptstadt. Niki fliegt schon seit heuer hin ‒ mit Wien als Dreh- und Angelpunkt Richtung Paradies.

In Autor Tags Reise, Zypern

ANNE FRANK – Blitz-Bildung zum Tagebuch der Anne Frank im WIENER 399

March 28, 2015 Martin Pesl
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Anne Frank © prezi.com

Anne Frank

Tagebuch

Fassung von Otto H. Frank und Mirjam Pressler

Deutsch von Mirjam Pressier

S. Fischer, € 8,20
 

Der WIENER liest für Sie Klassiker der Weltliteratur. Diesmal aus den Niederlanden: das meistgelesene Tagebuch der Welt.

“Das halte ich nicht aus, wenn so auf mich aufgepaßt wird, dann werde ich erst schnippisch, dann traurig, und schließlich drehe ich mein Herz wieder um, drehe das Schlechte nach außen, das Gute nach innen und suche dauernd nach einem Mittel, um so zu werden, wie gern sein würde und wie ich sein könnte, wenn ... wenn keine anderen Menschen auf der Welt leben würden. Deine Anne M. Frank”

Und aus. Mit diesen Sätzen endet am 1. August 1944 der letzte Eintrag im Tagebuch einer 15-Jährigen. Drei Tage später wird das Hinterhaus in Amsterdam, in dem sie und ihre Familie sich fast zwei Jahre lang vor den Nazis versteckt hielten, geräumt und die Jüdin Anne Frank ins Konzentrationslager Bergen-Belsen gebracht. Dort stirbt sie – vor 70 Jahren, irgendwann im März 1945, wenige Wochen bevor der ganze Horror sowieso endet. Das Tagebuch wird von einer Helferin, die der Verhaftung entgeht, aufbewahrt, die es später Annes Vater Otto übergibt. Der wiederum weiß, dass seine Tochter gerne Schriftstellerin geworden wäre, und macht daraus einen der weltweit größten Bucherfolge – in weiterer Folge aber auch die am meisten kommerziell verwertete Opfergeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das Faszinierendste an Kitty, wie die junge, aus Deutschland ausgewanderte Wahlniederländerin ihr Tagebuch adressierte, ist dabei gar nicht so sehr, dass darin ein Teenager die politischen Geschehnisse in den besetzten Niederlanden mit erstaunlicher Reife schildert. Die Alltagsbeschreibungen und der ganz normale Wahnsinn des Erwachsenwerdens bilden das verblüffende Zeitdokument – natürlich im ständigen Bewusstsein, dass draußen Gefahr lauert und es jederzeit vorbei sein könnte. Auch sexuelle Fantasien schildert Anne, die einen ebenfalls sich versteckenden Jungen namens Peter, aber durchaus auch Frauen betreffen. Dazu reges Treiben, oft schlechte Stimmung im Versteck, manchmal aber auch schöne Überraschungen wie Weihnachtsgeschenke. Schon die Regelmäßigkeit, mit der sie sich ihrer Kitty zuwandte, kann manch einem Möchtegern-Tagebuchschreiber als Vorbild dienen, der entweder nichts erlebt und daher viel Zeit zu schreiben hat oder eben vor lauter Leben nicht zum Schreiben kommt.

Interessant ist auch, dass Anne das Tagebuch zwar für sich selbst schrieb und niemand ihre Aufzeichnungen lesen durfte, sie ihren Mitbewohnern aber dennoch Pseudonyme verlieh. War es für den Fall, dass die Nazis die Texte fanden? Oder wohl doch mit Hinblick auf eine literarische Ebene? Bei allem tragischen Ende ist Anne Franks Tagebuch doch ein wunderbares Beispiel, wie Geschichte und Geschichten zusammentreffen.


KURZES LEBEN, LANGER ATEM

Anne Franks Geschichte lebt auf unterschiedlichste Arten weiter

Erben
Buddy Elias war Anne Franks letzter noch lebender Verwandter, ein Cousin ersten Grades. Er starb im März 2015. Vor der Pensionierung hatte er hauptberuflich als Clown und Schauspieler gearbeitet und dann ehrenamtlich das Erbe der Anne Frank in Form eines Fonds verwaltet, mit dem Ziel, dass keine Fälschungen auftauchen und Lizenzen für Adaptionen vergeben werden.

Haus
Mit dem Anne-Frank-Fonds zerkracht ist die Anne-Frank-Stiftung. Diese betreibt das Originalhaus in Amsterdam, in dem der Großteil des Tagebuchs entstand, als Museum mit neun Euro Eintritt – angeblich gegen den Willen der Erben, die mit diesem Ort des Verrats nichts mehr zu tun haben wollten.

Filme
Die Internet Movie Database verzeichnet 32 Verkörperungen von Anne Frank in Film, Fernsehen und einem Videospiel (!). Mit drei Oscars gekrönt war gleich die erste Verfilmung 1959, einer davon ging an Shelley Winters als Mitbewohnerin Frau van Daan. Eine neuere, eher kuriose Ausformung des Anne-Frank-Kults ist die deutsche Schauspielerin Franka Potente, die in Staffel zwei der US-Serie „American Horror Story“ eine Wahnpatientin, die sich für Anne Frank hält. Der Israeli Ari Folman arbeitet an einem Animationsfilm.

Multimediashow
Zynismus pur: In Kombination mit einem Zwei-Gänge-Menü und/oder einer Snackbox kann man sich in Amsterdam „Anne“ ansehen, in einem modernen Theater mit Leinwand und Spektakel. Schließlich könnte man ja Hunger kriegen, in drei Stunden. In Leon de Winters Bühnenfassung wird spekuliert, was wäre, wenn Anne Frank überlebt hätte. Eine ganz frühe Theaterversion, die fast gleichzeitig mit dem Tagebuch herauskam, gilt als „Standardversion“.

Gerichtsverfahren
Hitlers Tagebücher entpuppten sich legendär als Fälschung. Ein paar hartnäckige Rechtsextremisten wollten Ähnliches über das Tagebuch der Anne Frank gewusst haben (ihr Vater habe es selbst geschrieben) und strengten forensische Prüfungen an. Ohne Erfolg: Seit 1998 ist es in den Niederlanden sogar verboten, die Echtheit des Dokuments anzuzweifeln.


FRANK UND FREI
„TOLLE BERICHTE!“ – Anne Frank schreibt heiter aufs Erwachsenwerden hin

“Zum Schluß dieser Kuddelmuddelmitteilungen noch einen besonders komischen Witz, der von Herrn van Daan stammt: Was macht 999 mal klick und einmal klack? Ein Tausendfüßler mit einem Klumpfuß! Tschüs, Deine Anne”
— S. 61
“Liebe Kitty! Pim erwartet jeden Tag die Invasion. Churchill hat eine Lungenentzündung gehabt, aber es geht ihm langsam besser. Gandhi, der indische Freiheitskämpfer, hält seinen soundsovielten Hungerstreik.”
— S. 94
“Gandhi ißt wieder.”
— S. 96
“Es hat mich viel, viel Kampf und Tränen gekostet, so selbständig zu werden, wie ich es jetzt bin. Du kannst lachen und mir nicht glauben, es macht mir nichts. Ich weiß, daß ich ein eigenständiger Mensch bin, und ich fühle mich euch gegenüber absolut nicht verantwortlich.”
— S. 268
“Nun werde ich hoffnungsvoll, nun endlich geht es gut. Ja, wirklich, es geht gut! Tolle Berichte! Ein Mordanschlag auf Hitler ist ausgeübt worden, und nun mal nicht durch jüdische Kommunisten oder englische Kapitalisten, sondern durch einen hochgermanischen deutschen General, der Graf und außerdem noch jung ist.”
— S. 310
In Autor Tags Tagebuch, Buch, Blitz-Bildung, Krieg

SUPERGESPANN – Interview mit Karl Markovics und Ulrike Beimpold im WIENER 398

March 17, 2015 Martin Pesl
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Reimbold und Markovics bei der Berlinale 2015 © Coldrey/Epofilm

Supergespann

Im neuen Film von Karl Markovics spricht Ulrike Beimpold mit Gott. Aber mit wem spricht sie wirklich? Ein Superinterview zu „Superwelt“

Oh Gott! Karl Markovics bastelt fleißig an seinem Gesamtwerk. Seit ein paar Jahren tritt er seltener als Schauspieler auf, dafür arbeitet er die vielen Geschichten, die in ihm stecken, eine nach der anderen als Film-Auteur auf. Nach dem Supererfolg seines Regiedebüts „Atmen“ (2011) kommt nun „Superwelt“. Der Film besticht durch seine kühne Behauptung: Eine Kassiererin wird von Gott angesprochen. Und nicht zuletzt durch die erstaunliche Hauptdarstellerin: Ulrike Beimpold ist von Bühne und Fernsehen allseits als frohgemutes, ewig junggebliebenes, properes Mädel bekannt. Hier hebt sie zu einer preiswürdigen Performance ab. „Superwelt“ ist die erste Begegnung dieses ungewöhnlichen Paares. 

Herr Markovics, war Ulrike Beimpold eine Besetzung, die Sie sich schon beim Schreiben vorgestellt haben? Nein. Schauspieler – das darf ich sagen, weil ich selber einer bin – sind keine gute Inspirationsquelle.

Kann man denn überhaupt schreiben, ohne dass sich Gedanken an bestimmte Schauspieler aufdrängen? Ich kann das sehr gut! Ich habe so einen Fundus an Menschenbegegnungen in mir. Allein auf einer Zugfahrt speichere ich an die 100 Fragmente von Figuren.

Was war die größte Überraschung im Arbeitsprozess? Dass das mein Film geworden ist. An keinem Tag hätte ich mir vorstellen können, dass aus dem, was wir da machen, irgendwas wird. Es liegt vielleicht am Thema, weil das so unendlich ist. Gott spricht zu mir? Was sagt der? Ich höre es ja nicht. Jedenfalls ist „Superwelt“ im Gegensatz zu „Atmen“ erst im Schneideraum und in der Mischung mein Film geworden.

Die Tonmischung ist tatsächlich der einzige „Effekt“, der etwas Übernatürliches andeutet. Wenn meine Arbeit etwas prägt – die bisherige und die zukünftige –, dann ist das tatsächlich der Zauber der Banalität, das, was großartig ist im Rinnstein, im Mittelmaß, im Durchschnitt.

Kommt Gott deshalb ausgerechnet nach Bruck an der Leitha, das man bisher eher für eine gottverlassene Gegend zu halten geneigt war? Genau. Das ist eine Gegend, die jeder Österreicher kennt: der Einzugsbereich von Schwechat. Hier fährt man auch durch, wenn man nach Ungarn will. Man streift diesen Bereich immer nur, aber stehenbleiben tut niemand. Mich haben die Windräder fasziniert: einerseits vom Menschen gemacht und andererseits von etwas Unsichtbarem angetrieben. Es gibt einen weiten Horizont und viel Himmel im Sommer. So hat sich das angeboten.

Frau Beimpold, Sie sind durch Theater und TV seit Jahrzehnten bekannt, dennoch ist das Ihre erste Kinohauptrolle. Wie ging es Ihnen als Debütantin mit 50? Es war der richtige Film zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt habe ich mein Körberl an Erfahrung so eingesammelt, dass ich mit so einer großen Rolle umgehen kann.

Wenn man in so einem Film eine Rolle spielt, die mit Gott spricht, dabei Gott aber nie wirklich zu sehen und zu hören kriegt – kann es dann passieren, dass man den Regisseur für Gott hält? Natürlich ist dieser Dialog von Karl Markovics durchdrungen – ich musste ja einen anderen Text mitlernen, den das Publikum nie hört. Manchmal haben wir uns beide beim Drehen überrascht, weil wir plötzlich andere Worte gehört haben als geplant. Und manchmal, wenn wir weit voneinander entfernt waren und er Anweisungen ins Walkie-Talkie gesprochen hat, dann war es wirklich ein bisschen wie die Stimme Gottes.

Herr Markovics, haben Sie sich diesen Gesprächspartner beim Konzipieren sehr genau vorgestellt? Das ist, glaube ich, unmöglich. Der ganze Film ist nur ein Versuch über Gott. Wie weit der dann einem Bild entspricht, das sich auch andere machen, ist buchstäblich im Auge des Betrachters.  

Auslöser war aber gar nicht der Antritt eines Gottesbeweises, sondern das Bild einer Supermarktkassiererin, die beim Reinigen des Förderbandes ins Leere schaute. War die Begegnung mit Gott eine Story, die sich daraus automatisch ergeben hat? Sowohl die Geschichte von „Atmen“ als auch die von „Superwelt“ steckte wohl in irgendeiner Weise in mir drinnen und musste sich in einem Bild kondensieren. Henne und Ei – beides musste zusammenfinden, damit ich meine Eierspeise kriege.

Sie werden jetzt sicher oft gefragt, ob Sie an Gott glauben. Nervt das? Ich habe in meinem Blog während des Drehs die neun wahrscheinlichsten Fragen schon selbst beantwortet – also auch diese –, kann bei Interviews jetzt also einfach auf den Blog verweisen!

Stolz, kein einziges Mal auf den Blog verwiesen worden zu sein, verabschieden wir uns. Karl Markovics’ Selbstbeantwortung auf die Frage, ob er an Gott glaube, lautet darin übrigens: „Ja.“ „Nein.“ „Ja.“ „Nein.“


FILMISCHES
Ginge auch als Horrorfilm durch

Verstörung. Man sieht nix, hört nix, nur beklemmenden Sound und die Verstörung einer Frau. Sie hört eines Tages plötzlich die Stimme Gottes. Surreale Dinge geschehen. Bei der Berlinale lief er schon, die Diagonale wird „Superwelt“ eröffnen, ab 20.3. läuft der zweite Markovics regulär an. Beimpold ist fantastisch, auch Rainer Wöss als wortkarger Ehemann.

www.superwelt.at

In Autor Tags Kino, FIlm, Markovics, Interview
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