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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SUPERGESPANN – Interview mit Karl Markovics und Ulrike Beimpold im WIENER 398

March 17, 2015 Martin Pesl
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Reimbold und Markovics bei der Berlinale 2015 © Coldrey/Epofilm

Supergespann

Im neuen Film von Karl Markovics spricht Ulrike Beimpold mit Gott. Aber mit wem spricht sie wirklich? Ein Superinterview zu „Superwelt“

Oh Gott! Karl Markovics bastelt fleißig an seinem Gesamtwerk. Seit ein paar Jahren tritt er seltener als Schauspieler auf, dafür arbeitet er die vielen Geschichten, die in ihm stecken, eine nach der anderen als Film-Auteur auf. Nach dem Supererfolg seines Regiedebüts „Atmen“ (2011) kommt nun „Superwelt“. Der Film besticht durch seine kühne Behauptung: Eine Kassiererin wird von Gott angesprochen. Und nicht zuletzt durch die erstaunliche Hauptdarstellerin: Ulrike Beimpold ist von Bühne und Fernsehen allseits als frohgemutes, ewig junggebliebenes, properes Mädel bekannt. Hier hebt sie zu einer preiswürdigen Performance ab. „Superwelt“ ist die erste Begegnung dieses ungewöhnlichen Paares. 

Herr Markovics, war Ulrike Beimpold eine Besetzung, die Sie sich schon beim Schreiben vorgestellt haben? Nein. Schauspieler – das darf ich sagen, weil ich selber einer bin – sind keine gute Inspirationsquelle.

Kann man denn überhaupt schreiben, ohne dass sich Gedanken an bestimmte Schauspieler aufdrängen? Ich kann das sehr gut! Ich habe so einen Fundus an Menschenbegegnungen in mir. Allein auf einer Zugfahrt speichere ich an die 100 Fragmente von Figuren.

Was war die größte Überraschung im Arbeitsprozess? Dass das mein Film geworden ist. An keinem Tag hätte ich mir vorstellen können, dass aus dem, was wir da machen, irgendwas wird. Es liegt vielleicht am Thema, weil das so unendlich ist. Gott spricht zu mir? Was sagt der? Ich höre es ja nicht. Jedenfalls ist „Superwelt“ im Gegensatz zu „Atmen“ erst im Schneideraum und in der Mischung mein Film geworden.

Die Tonmischung ist tatsächlich der einzige „Effekt“, der etwas Übernatürliches andeutet. Wenn meine Arbeit etwas prägt – die bisherige und die zukünftige –, dann ist das tatsächlich der Zauber der Banalität, das, was großartig ist im Rinnstein, im Mittelmaß, im Durchschnitt.

Kommt Gott deshalb ausgerechnet nach Bruck an der Leitha, das man bisher eher für eine gottverlassene Gegend zu halten geneigt war? Genau. Das ist eine Gegend, die jeder Österreicher kennt: der Einzugsbereich von Schwechat. Hier fährt man auch durch, wenn man nach Ungarn will. Man streift diesen Bereich immer nur, aber stehenbleiben tut niemand. Mich haben die Windräder fasziniert: einerseits vom Menschen gemacht und andererseits von etwas Unsichtbarem angetrieben. Es gibt einen weiten Horizont und viel Himmel im Sommer. So hat sich das angeboten.

Frau Beimpold, Sie sind durch Theater und TV seit Jahrzehnten bekannt, dennoch ist das Ihre erste Kinohauptrolle. Wie ging es Ihnen als Debütantin mit 50? Es war der richtige Film zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt habe ich mein Körberl an Erfahrung so eingesammelt, dass ich mit so einer großen Rolle umgehen kann.

Wenn man in so einem Film eine Rolle spielt, die mit Gott spricht, dabei Gott aber nie wirklich zu sehen und zu hören kriegt – kann es dann passieren, dass man den Regisseur für Gott hält? Natürlich ist dieser Dialog von Karl Markovics durchdrungen – ich musste ja einen anderen Text mitlernen, den das Publikum nie hört. Manchmal haben wir uns beide beim Drehen überrascht, weil wir plötzlich andere Worte gehört haben als geplant. Und manchmal, wenn wir weit voneinander entfernt waren und er Anweisungen ins Walkie-Talkie gesprochen hat, dann war es wirklich ein bisschen wie die Stimme Gottes.

Herr Markovics, haben Sie sich diesen Gesprächspartner beim Konzipieren sehr genau vorgestellt? Das ist, glaube ich, unmöglich. Der ganze Film ist nur ein Versuch über Gott. Wie weit der dann einem Bild entspricht, das sich auch andere machen, ist buchstäblich im Auge des Betrachters.  

Auslöser war aber gar nicht der Antritt eines Gottesbeweises, sondern das Bild einer Supermarktkassiererin, die beim Reinigen des Förderbandes ins Leere schaute. War die Begegnung mit Gott eine Story, die sich daraus automatisch ergeben hat? Sowohl die Geschichte von „Atmen“ als auch die von „Superwelt“ steckte wohl in irgendeiner Weise in mir drinnen und musste sich in einem Bild kondensieren. Henne und Ei – beides musste zusammenfinden, damit ich meine Eierspeise kriege.

Sie werden jetzt sicher oft gefragt, ob Sie an Gott glauben. Nervt das? Ich habe in meinem Blog während des Drehs die neun wahrscheinlichsten Fragen schon selbst beantwortet – also auch diese –, kann bei Interviews jetzt also einfach auf den Blog verweisen!

Stolz, kein einziges Mal auf den Blog verwiesen worden zu sein, verabschieden wir uns. Karl Markovics’ Selbstbeantwortung auf die Frage, ob er an Gott glaube, lautet darin übrigens: „Ja.“ „Nein.“ „Ja.“ „Nein.“


FILMISCHES
Ginge auch als Horrorfilm durch

Verstörung. Man sieht nix, hört nix, nur beklemmenden Sound und die Verstörung einer Frau. Sie hört eines Tages plötzlich die Stimme Gottes. Surreale Dinge geschehen. Bei der Berlinale lief er schon, die Diagonale wird „Superwelt“ eröffnen, ab 20.3. läuft der zweite Markovics regulär an. Beimpold ist fantastisch, auch Rainer Wöss als wortkarger Ehemann.

www.superwelt.at

In Autor Tags Kino, FIlm, Markovics, Interview

DAS GEMEINE KIND – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Wien

March 6, 2015 Martin Pesl
Ein letzter Tanz am Schauspielhaus: von Manteuffel, Horvath, Hackl, Strutzenberger und Jung&nbsp; 
 
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Ein letzter Tanz am Schauspielhaus: von Manteuffel, Horvath, Hackl, Strutzenberger und Jung  © Alexi Pelikanos

Wien, 5. März 2015. Kaum möchte man glauben, dass es die letzte Premiere der Ära Andreas Beck am Schauspielhaus Wien ist: kein Karacho, kein Tränendrüsendrücken sondern ein schlichter Abend von 75 Minuten. Je fünf Musiker und Schauspieler, alle unaufdringlich gekleidet, betreten die Bühne. Die Spielfläche ist ein etwas verdreckter, aber unverstellter Mulchteppich. Im Eck stehen die Instrumente: E-Gitarre, Klarinette, Kontrabass, Akkordeon und Klavier. Diese Uraufführung beginnt wie ein biederes Hauskonzert.

Tatsächlich handelt es sich um ein Singspiel, weil Andreas Beck Musik als letztes Spielzeitmotto vorgab: Die zeitgenössischen Texte, die am Schauspielhaus Programm sind, sollten durch ebenso zeitgenössische Kompositionen unterstützt werden. Sänger wurden trotzdem keine engagiert – das Sprechensemble durfte ran. Bei dieser Abschlussproduktion nun glückt diese riskante Kombination auf schier unwahrscheinliche Weise dank perfekter Harmonie zwischen Text, Musik und einer Regie, die beide stets füreinander ausspielt.

Weiterlesen ...

In Autor Tags Kritik, Theater, Musik, Schauspiel

HASS VEGAS – Blitz-Bildung zu „Angst und Schrecken in Las Vegas“ im WIENER 398

March 4, 2015 Martin Pesl
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© Heyne Verlag

Hunter S. Thompson

Angst und Schrecken in Las Vegas

Deutsch von Teja Schwaner

Heyne, € 9,20

Ich habe Angst. Ich bin irre. Diese Vegas-Kultur hat mich umgehauen. Was zum Teufel mache ich hier draußen? Das ist nicht mal die Geschichte, an der ich arbeiten sollte. Mein Agent hatte mich davor gewarnt. Alle Vorzeichen waren negativ – besonders der bösartige Zwerg mit dem rosa Telefon in der Polo Lounge.

Aaaaaaaah! In Las Vegas kann man schon leicht paranoid werden. „Wo sind all die Blumen hin?“, summt es einmal hinter den riesigen Neonschildern hervor. Wenn man dann auch noch permanent high ist, multipliziert Vegas den Horrortrip ins psychedelisch Unendliche.

Niemand hat die hyperartifizielle Spielerhölle mit ihren Losern und Wahnsinnigen, ihren Seminarhotels und Luxussuiten und ein- oder mehrarmigen Banditen cooler beschrieben als Hunter S. Thompson. War ja auch sein Job als Journalist. Freilich stellt der Roman „Fear and Loathing in Las Vegas“ (korrekter mit „Angst und Abscheu in Las Vegas“ zu übersetzen) die wohl ungewöhnlichste Reportage aller Zeiten dar. Der Reporter, gnadenloser Ich-Journalist, rast high und besoffen über Nevadas Highways nach Vegas. Dort soll er zuerst über eine Motorradrallye, dann über die Narkotika-Bundeskonferenz der Bezirksstaatsanwälte und Polizisten berichten. Aber diese Aufgaben nimmt er nicht so genau. Wozu hat er denn sonst seinen Anwalt dabei? Der Samoaner Dr. Gonzo versorgt ihn (und sich) mit LSD und Co., bis den Autostopper, den sie dabeihaben, die Panik ergreift.

Panische Angst haben die rasenden Reporter selbst – erwischt zu werden. Doch obwohl sie groteske Halluzinationen von Wüstentieren in schillernden Farben erleben und sich dadurch permanent danebenbenehmen, bleibt ihre Paranoia unbegründet. Der Vietnamkrieg wütet – das Buch spielt 1970 –, und der American Dream beinhaltet zu dieser Zeit einfach einen gewissen Wahnsinn. Das nach Drogenexperimenten ramponierte Hotelzimmer erklären sie der Zimmerfrau mit streng geheimen Ermittlungen, und wenn der Verkehrspolizist sie beim Rasen erwischt, wird lehrbuchgemäß ein Protokoll abgespult, wie man am besten davonkommt. Das ist der praktische Mehrwert, wie man ihn von Magazinjournalismus erwartet!

Freilich ist das fiktionalisiert, nichts davon, ähem, beruht auf der Wahrheit. Aber der berüchtigte Substanzenkenner Thompson wird schon genug Selbsterfahrung gehabt haben, aus der er sich bedienen konnte. „Angst und Schrecken in Las Vegas“ ist ein Fest der Narrenfreiheit des sogenannten Gonzo-Journalismus und nebenbei eine blumige Schmähschrift auf eine schreckliche Stadt.


HORRORTRIP
Ein Streifzug durch die Welt der Herren Duke und Gonzo

Der Autor

Hunter Stockton Thompson, der sich wie seine Hauptfigur auch Raoul Duke nannte, wurde 1937 geboren. Als Sportreporter kam er zum Schreiben, aber schon bald geriet er in den Kreis um Beat-Poet Allen Ginsberg. Sein Bericht über die Hell’s Angels in Buchlänge machte ihn berühmt, der Roman „Fear and Loathing in Las Vegas“ berüchtigt. Auf seine alten Tage trat er herrlich respektlos („Wer wählt schon diese verlogenen Scheißköpfe?“) als Politkommentator auf und stellte sich einmal sogar selbst als Sheriff in seinem Heimatbezirk in Colorado auf. Im Februar 2005 beging er Selbstmord. Heute wäre er vermutlich eine Twitter-Ikone.

Der Journalismus

Weil er seinen Artikel nicht fertigbekam, schickte Thompson einmal die Rohnotizen an die Redaktion. „Es ist reines Gonzo“, sagte sein Kollege. Seitdem – und verstärkt durch den ein Jahr später erscheinenden Roman, in dem der Anwalt diesen Namen trägt – steht dieser Ausdruck für die absolute Subjektivität im New Journalism: ein „professioneller Amoklauf“, wie Thompson selbst es nannte. Ein brillanter heutiger Vertreter des Stils ist Jon Ronson („Männer, die auf Ziegen starren“).

Die „Fortsetzung“

Las Vegas war pure Anarchie, schon ein Jahr später wurde es ernst (oder so). „Fear and Loathing on the Campaign Trail ’72“ griff den Titel des Erfolgsromans auf, war aber weniger berauscht. Thompson begleitete den Wahlkampf zwischen dem von ihm verhassten Vietnamkriegspräsidenten Nixon und seinem Herausforderer, dem Demokraten McGovern. „Das beste Wahlkampfbuch aller Zeiten“, fand die New York Times.

Die Comics

Ralph Steadman illustrierte die Angst und den Schrecken in beiden entsprechenden Büchern kongenial. In seinen Zeichnungen verschwimmen die Hawaiihemden tragenden Männer mit ihren eigenen Halluzinationen: hier Gesichter in verschiedenen Stadien der Vermonsterung, da über die Seiten verspritzte Tintenkleckse – oder sind es Blutflecken?

Der Film

Während man das Buch ohne Drogenkonsum am besten genießt, erträgt sich Terry Gilliams Verfilmung leichter, wenn man davor die darin empfohlenen Rezepte nachgekocht hat. Die Ästhetik der Steadman-Comics aufgreifend, aber in grellbunt, taumeln Johnny Depp und Benicio del Toro auf 180 durch den Film. Lange schmorte er in der Entwicklungshölle, 1998 kam er raus und wurde ein Flop. 


SCHRECKENERREGENDES

„MANCHE MÖGEN NIXON“ – Berichte im Gonzo-Stil aus dem American Dream der Vietnam-Ära 

“Alte Elefanten humpeln in die Berge, um zu sterben; alte Amerikaner begeben sich hinaus auf die Landstraße und fahren sich in riesigen Wagen zu Tode.”
— S. 27
“Ich ging zum Fernsehapparat und schaltete einen Kanal ein, auf dem schon Sendeschluß war – weißer Lärm in Maximal-Dezibeln, ein schönes Geräusch zum Schlafen, ein mächtiges unaufhörliches Zeichen, das alle seltsamen Geräusche übertönt.”
— S. 79
“Einmal auf dem Strip auf der schwarzen Liste, egal warum, und du verschwindest aus der Stadt oder du ziehst dich zurück und backst kleine Brötchen im verkommenen Niemandsland North Vegas ... im Abschaum der uncoolen Gauner, Handtaschenräuber, Straßendiebe, Drogenkrüppel und all der anderen Verlierer.”
— S. 194
“Ein Häppchen von dieser Stadt hält lange vor. Nach fünf Tagen in Vegas fühlt man sich, als ob man fünf Jahre dort verbracht hätte. Manche Leute sagen, ihnen gefällt’s dort – aber manchen Leuten gefällt ja auch Nixon.”
— S. 240
In Autor Tags Blitz-Bildung, Buch, Roman

DAS WETTER VOR EINEM JAHR – Bericht vom Dreh zu „Das ewige Leben“ im WIENER 398

March 4, 2015 Martin Pesl
Nachts beim Köck im Antiquariat: Kälte und&nbsp;Kopfweh mit Josef Hader.&nbsp;© Gerd Huber

Nachts beim Köck im Antiquariat: Kälte und Kopfweh mit Josef Hader. © Gerd Huber

Das Wetter vor einem Jahr

Brenner ermittelt wieder auf der Leinwand. Der WIENER war am Set zu Besuch, sah aber auch den Film vorab. Ein Wetterbericht

München, Ostern 2014, Nacht. Kalt ist es, Josef Hader sitzt in seinem Trailer und erzählt von der Zusammenarbeit mit dem Brenner-Team bei der neuesten Wolf-Haas-Verfilmung „Das ewige Leben“. Er sieht ein bisschen fertig aus, was wohl damit zusammenhängen mag, dass sein Kopf einbandagiert ist, das Blut schlägt noch durch. Eine heftige Wunde muss es sein: ein Kopfschuss. Zum Glück ist alles nur Film. Da sitzt er also, höflich und müde, der Josef Hader, und berichtet, dass er – wie üblich – mit Regisseur Wolfgang Murnberger und Romanautor Haas das Drehbuch mitgestaltet hat. „Für jede Entscheidung, die man trifft, muss man kommunizieren und manchmal streiten. Das macht total Spaß, weil man als Solokabarettist normal mit niemandem streiten muss.“ Die Kostümassistentin kommt herein, um ihn auf die nächste Szene vorzubereiten. „Kann ich die Jacke nicht tragen?“, bettelt Hader angesichts des gerade ausbleibenden Frühlings. „Nein, auf der Krankenliege hatten wir dich ohne Jacke“, sagt sie. „Das hattest du dir so überlegt.“ „Das hätte ich mir wohl besser überlegen sollen“, murrt der Drehbuchautor/Hauptdarsteller und bedankt sich für das Thermacare, in das sie ihn einwickeln wird. Danach spricht er davon, dass er beim Dreh eigentlich doch keine Entscheidungen treffen sollte. „Man muss irgendwann wieder klein denken.“

Jetzt, ein Jahr später, kommt das Werk in unsere Kinos. Nach dem Erscheinen des achten Buches in der Brenner-Reihe vergangenen Herbst ist nun die vierte Verfilmung dran. Schauplatz ist Graz, der Herkunftsort des gescheiterten Detektivs, der mal Rettungsfahrer war und nun eher als U-Boot unterwegs ist, beim zuständigen Amt aber gerade noch rechtzeitig draufkommt, dass er in Puntigam ein Haus geerbt hat.

„Das ewige Leben“ war von Autor Haas ursprünglich als Abschluss der literarischen Krimiserie geplant. Seitdem hat er aber doch noch zwei weitere geschrieben, und es werden nicht die letzten sein, wie der Cliffhanger am Ende von „Brennerova“ nahelegt. Die Verfilmungen folgen jedoch ihrer eigenen Logik und Chronologie.

„Der Brenner als Figur ist schon Routine“, erklärt Regisseur Wolfgang Murnberger. „Wir kennen den Humor sehr gut. Aber wir wollen trotzdem jedes Mal etwas anders machen und uns die Latte höher legen. ,Komm, süßer Tod‘ war noch eine Krimikomödie, ,Silentium!‘ ein Thriller, ,Der Knochenmann‘ ging in Richtung Horror, und jetzt finden wir uns in der Tragikomödie wieder. Wir gehen so nah an den Brenner ran wie noch nie.“

In Puntigam trifft Brenner jedenfalls seine alten Freunde wieder. Die alten Freunde ersetzen – auch das ist neu – den von Simon Schwarz gespielten Berti, der bisher stets komische Erleichterung brachte. An seiner Statt sind Kapazunder wie Tobias Moretti (als Polizeichef Aschenbrenner) und Roland Düringer (als Antiquitätenhändler Köck) dabei. Der vierte aus der Clique, der „Saarinen“ (wie sie ihn in Anlehnung an den 1973 verunglückten „fliegenden Finnen“ wegen seines Motorradtalents nannten), kam im Zuge einer Jugendsünde ums Leben und kommt nur in Rückblenden vor. Josef Hader ist das erste Mal mit einem „jüngeren Selbst“ seiner Filmpersona (Harry Lampl) konfrontiert. Aber: „Wir können die Figuren jung nicht so zeigen, dass man sie richtig sieht. Es sind stark subjektive Erinnerungsblitze in Siebzigerjahrefarben, nicht sehr realistisch gefilmt, sehr montageartig, schemenhaft.“

Die Jugendsünde der eifrigen Grazer Polizeischüler wirkt in die Jetztzeit nach. Was für Jugendsünden kann Josef Hader selbst anbieten? „ Katholisches Internat bis 19, daher sehr jämmerliche Jugendsünden. Den Blitzableiter runtergeklettert und in die Stadt was trinken gegangen. Nix mit Spätfolgen. Aber Moped gefahren bin ich wirklich in meiner Jugend. Als 18-Jähriger habe ich meinem Nachbarn eine gebrauchte Puch DS abgekauft, damit bin ich immer in den Zivildienst gefahren.“

Im Film findet der Brenner in dem heruntergekommenen Erbhaus so ein altes Moped. Und natürlich schafft er es mit der Klapperkiste, dass ihn auf dem Weg zu seinem alten Spezi Köck die Polizei anhält. Er ist schon sehr arm, der Brenner.

Das Büro und umfangreiche Lager des von Roland Düringer in einer selten gewordenen Kinorolle gespielten Antiquitätenhändlers Köck wurden in einer Halle außerhalb von München liebevoll aufgebaut, die im Film zwischen authentische Graz-Bilder geschnitten ist. Warum? Weil das Projekt trotz vorprogrammierten Erfolgs ohne deutsche Beteiligung nicht finanzierbar gewesen wäre, wie der Regisseur erklärt. Dafür Hader: „Da wir ein eingespieltes Team sind und alles viel schneller geht, schaut er am Ende nach mehr aus, als er gekostet hat.“ Und in Deutschland habe man sowieso eine große Fangemeinde: „In Bayern, Berlin und Hamburg“, präzisiert Murnberger. „Mainz und so ist eher humorfreie Zone.“

Die Nachtdrehs in München bilden fast schon den Abschluss der Drehzeit. Schon jetzt lässt sich also zusammenfassen, was die größte Herausforderung war: das Wetter. Zu kalt? Nein, zu schön!

Murnberger: „Als wir in Graz zu drehen begannen, hätte es bedeckt sein sollen, stattdessen empfing uns ein verfrühter Frühling. Wenn du da eine Regenmaschine hinstellst, hast du plötzlich eine Romantic-Comedy-Stimmung.“

Hader: „Wir hätten für den Brenner gerne einen traurigen, nassgrauen Empfang in Graz gehabt. Da hat der Klimawandel uns hineingespuckt. Wir benutzen das jetzt. Wir lassen ihn mit seiner Depression durch die blühende Frühlingslandschaft gehen. Die Depression ist stärker als das Wetter.“

Murnberger: „Mit dem Wetter muss man als österreichischer Filmemacher einfach leben.“

Und das tun sie. Die Regenmaschine kommt zum Einsatz, und wie. „Das ewige Leben“ hebt mit einem Unwetter an, das man sich wahrscheinlich auch merkt, wenn man nicht wie die Hauptfigur des Wolf-Haas-Romans „Das Wetter vor 15 Jahren“ jede einzelne klimatische Regung memoriert. Jetzt, auf dem Parkplatz vor der Münchner Halle, die sich als Grazer Altwarenhandlung verkleidet, braucht Josef Hader die Wärmeunterwäsche. Gerade hat der Brenner einen aufgefunden, dem kein ewiges Leben beschert war, und Schauspieler in österreichischen Sanitäter- und Polizeiuniformen scharen sich um ihn.

Ein Jahr später, im fertigen Film ist das aber – gefühlt – auch erst der Anfang. Dass man sich lange nicht auskennt, erst spät hinter die Verhältnisse zwischen Brenner, Köck, Aschenbrenner, den Rückblenden und der attraktiven Ärztin (Nora von Waldstätten) blickt, die den vermeintlichen Selbstmörder Brenner im Grazer Spital behandelt, macht die Spannung des Films aus. Den Haas’schen Erzählstil („Jetzt sag ich dir noch was, weil ding“) ignorierend bleibt dieses völlig eigenständige Werk dem Roman doch sehr treu. Tiefer und tiefer wird man in die Geschichte hineingezogen, geschüttelt und gerührt und hat immer noch das Gefühl, dass es gerade erst angefangen hat, als es nach zwei Stunden vorbei ist. Mit dem Brenner und seinen Geschichten auf Papier und Leinwand ist es sicher noch lange nicht vorbei. 


FILMISCHES: BRENNERS „SKYFALL“

SPONTANER VERGLEICH ZWEIER FILMHELDEN AUS GEGEBENEM ANLASS

GELUNGEN. „Das ewige Leben“ ist das „Skyfall“ der Brenner-Filme. Auch James Bond ging bei seinem bislang jüngsten Auftritt erstmals zu seinen Ursprüngen zurück. Bei eingehender Betrachtung finden sich im reizvollen Vergleich Bond-Brenner abgesehen von einer gewissen Wortkargheit doch eher prägende Unterschiede: herrlich schlunzig vs. steinhart, verführerische vs. traurige Augen, zielführende vs. holprige Anmachsprüche, Muskeln vs. Migräne. Wie auch immer: Selbst wer den sechsten (und ursprünglich letzten) Roman der Brenner-Reihe gelesen hat, wird ab 5. März diesen Graz-Film spannend und unterhaltsam finden, auch dank – allen voran – Josef Hader, Tobias Moretti, Hary Prinz und Nora von Waldstätten.

www.dasewigeleben.at

In Autor Tags Film, Kino, Hader, Brenner, Haas, München, Graz
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