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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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BÖSE IN JAPAN – Porträt von Miyavi im WIENER 397

January 13, 2015 Martin Pesl
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Angelia Jolie mit ihrem Antagonisten Miyavi. © AP

Böse in Japan

Die schöne Angelina Jolie hat ihren zweiten Film gedreht – mit einem durchaus interessanten Bösewicht, dem Popstar Miyavi

Sie will nie wieder vor der Kamera stehen, dafür umso mehr dahinter. Angelina Jolie hat ihren neuen Film „Unbroken“ höchstpersönlich in Berlin präsentiert und dafür vom „Spiegel“ gleich eine auf den Deckel bekommen: Anstatt eine ernstzunehmende Regisseurin zu sein, behaupte sie dies einfach und locke die Medien mit ihrer Schönheit, mit Glanz und Glamour an. Immerhin erwähnte Jolie auf dem Podium mehrmals, wie viel sie noch zu lernen gehabt habe beim Dreh zu diesem ihrem zweiten Film, in dem es auch nach „In the Land of Blood and Honey“ wieder um Krieg geht. Eine amerikanische Durchhaltegeschichte erzählt sie, die des Olympioniken Louie Zamperini (Jack OʼConnell), der im Zweiten Weltkrieg nach dem Absturz seines Flugzeugs erst wochenlang in einem Boot über den Ozean schipperte (Schiffbruch ohne Tiger sozusagen), dann von den Japanern aufgegriffen und im Gefangenenlager gequält wurde.

Der Quälende, der auf den Leichtathleten ein besonderes Auge geworfen hat, ist der unwahrscheinlich sadistische Sergeant Watanabe. Die Gefangenen nannten ihn „The Bird“, weil er sie umgebracht hätte, wenn sie ihn so genannt hätten, wie sie eigentlich wollten.

Für diese klassische Antagonistenrolle wurde eine kuriose Besetzung gefunden: kein Schauspieler, aber ein Superstar. Also, wenn man sich für japanischen Pop und Rock interessiert (was auch hierzulande erstaunlich viele tun). Miyavi ist 33 und in seiner Heimat für seine Gitarrenslaptechnik berühmt, seit er 18 ist. Im Film bedeckt ihn freilich die strenge Militäruniform, aber beim Interview in Berlin scheinen die vielfältigen Tattoos durch sein dünnes weißes Hemd. Obwohl er bemerkenswert Englisch spricht, hat er sicherheitshalber eine Dolmetscherin dabei, die ihn in ulkigem Maße verehrt. „Es war eine schwere Entscheidung, diese Rolle in Angriff zu nehmen“, sagt er. „Ich schlage nie Menschen, ich schlage nur Gitarrensaiten an, und ich habe keine Schauspielerfahrung. Als Japaner gerade diese Seite meines Landes repräsentieren zu müssen war eine große Verantwortung.“ Miyavi ist sichtlich nervös, wie der Film in Japan ankommen wird. Denn das japanische Lager mag den Amerikaner Zamperini zwar traumatisiert, aber eben („Unbroken“) nicht gebrochen haben. Die Japaner dürften in Sachen Trauma freilich etwas lebhafter an die Atombomben zurückdenken, die die USA 1945 auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen haben.

Davon erzählt der Film nicht, und davon spricht freilich auch Miyavi nicht. Er sagt nur: „Im Krieg gibt es keine Gewinner. Es gibt viele Geschichten und viele Blickwinkel. Ich hasse auch nicht Deutschland, nachdem ich ,Inglourious Basterds‘ gesehen habe. Es hat keinen Sinn, auf der Vergangenheit herumzureiten. Wichtig sind friedvolle Momente, die dazu führen, dass so etwas nicht mehr passiert.“ Und so erzählt er, wie er den (erst vor ein paar Monaten verstorbenen) Zamperini noch persönlich kennen lernen durfte, wie der ihn und seine Töchter zu sich eingeladen und ganz unbedarft mit ihnen gespielt habe, stellvertretend, als Zeichen der Vergebung.

Auch die japanische Casterin Yoko ist mitgekommen, nur um diese Geschichte zu bekräftigen: Miyavi war der erste Name auf ihrer Liste, sie habe ihm nichts über den Regieposten erzählt, sondern nur gefragt, wer sein(e) Lieblingsschauspieler(in) sei. „Angelina Jolie“, habe er geantwortet. Dann habe er sein Idol in Tokio getroffen und sei von Angies Entschlossenheit und Leidenschaft überzeugt worden, das heikle Thema anzugehen.

„Beim Dreh in Australien war ich isoliert. Ich durfte nicht mit Jack O’Connell abhängen, obwohl er Gitarre spielt und ich so gerne eine Jamsession mit ihm veranstaltet hätte. Nur Angie hat sich immer um mich gekümmert“, berichtet Miyavi. „Während des Drehs hatte ich einmal einen Gig in Sydney. Angie ließ meinen Drummer und meine Band aus Japan einfliegen. Am Set kannte mich ja niemand. Seit meinem ersten Drehtag hatten sie meine Musik gegoogelt, aber sie kannten mich nur als den instabilen Sadisten. Und da sahen mich alle plötzlich anders, tanzten mit, und auch Angelina Jolie sprang aufgeregt auf und ab und kreischte meinen Namen. Da habe ich gesehen, dass Musik zwar nicht die Welt verbessern, aber Menschen verändern und einen kann.“

Ob er weiter schauspielern wird? „Ja, wenn’s passt, als Nebenjob, um meine Kinder zu ernähren“, lacht er. Zuerst muss aber das neue Album fertig werden, auf das seine Fans schon viel zu lange warten. „Sie waren schon sehr geduldig, während ich in Australien war und Leute verprügelt habe.“ Es ist zu hoffen, dass dieses Album die Fans über Miyavis etwas fragwürdigen Ausflug ins amerikanische Kriegsheldenkino hinwegtrösten kann.

www.unbrokenfilm.com

In Autor Tags Film, Japan, Jolie, Pop, Krieg, Interview, Kino

IM WESTERN NICHTS NEUES – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Wien

January 10, 2015 Martin Pesl
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Skurriles Figurenpersonal: Martin Vischer und Gideon Maoz © Alexi Pelikanos

Im Western nichts Neues

Um Udo herum tobt beängstigende Seltsamkeit. Er ist gekommen, um ein Verbrechen aufzuklären, dessen Schuldige, wie der Kneipenwirt erklärt, längst gefasst sei. Was wirklich passiert ist, will Udo wissen. Die ältere Whiskytrinkerin lacht laut auf. Der Schelm mit Hut und Stock – ein im Kindskörper gefangener Mann, der zwar nicht wachsen, dafür der eigenen Meinung zufolge auch nicht sterben kann – verabschiedet sich, er müsse Sticker tauschen gehen. Auch die zwei Dreikäsehochs, die einander mit Weichschaumschlagstöcken hauen und sogar zum Kacken zu blöd sind, geben sich nicht gerade kooperativ: Sie halten den Neuankömmling für einen T-Rex und testen ihr Repertoire origineller Drohungen an ihm aus: „Ich reiß dir die Brust auf und scheiß dir ins Herz.“ Später werden die beiden irgendwie ums Leben kommen und im Wagen der alten Dame landen, weil die nämlich Bestatterin ist.

Was hier vorgeht? Nun ja, ...

Weiterlesen ...

In Autor Tags Kritik, Theater, Western, Krimi, Schauspiel

THIS CHRISTMAS – Anstatt der obligaten Weihnachtswünsche

December 23, 2014 Martin Pesl
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Frohes Fest! © Martin Thomas Pesl

This Christmas


Liebe Homepagebesucherin, lieber Homepagebesucher!

Ich mache es mir leicht. Anstatt Sie alle einzeln anzuschreiben und Ihnen jeweils ganz individuell mitzuteilen, welches Attribut Ihre Feiertage meinem Wunsch zufolge haben sollen und welche Rutschqualität auf einer Skala von gut bis gut ich Ihnen gönne, lasse ich Sie ganz pauschal an ein bisschen Nostalgie teilhaben. 

Es war 2009, die Nullerjahre gingen zu Ende. Für eine Weihnachtsfeier der STUTHE wurde ich beauftragt, ein kurzes Stück zu schreiben. Ich tat dies, es gab eine Lesung, die Leute lachten, und das Stück geriet aufgrund seines brandheißen Zeitbezugs gar bald in Vergessenheit. Hier ein Auszug anlässlich des fünfjährigen Bestehens von „This Christmas“. Fröhliche Weihnacht.

Martin Thomas Pesl


Harald öffnet die Tür. Davor steht George, in einen ärmlichen Mantel gewickelt und mit einer Pelzmütze auf dem Kopf. Die anderen beiden verfolgen vom Esstisch aus das folgende Gespräch.

George: Hi. Ich bin George. 

Harald nach einer längeren Pause: Guten Abend.

George: Zunächst möchte ich mich in aller Form bei Ihnen und Ihren Lieben für die unerwartete Störung an diesem so persönlichen, herzerwärmenden und der Familie gewidmeten...

Harald unterbricht: Jaja, gut. Was gibt es denn?

George: Äh, und ich möchte Ihnen vorweg ein friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest wünschen.

Harald wieder nach einer längeren Pause: Ja, danke.

George: Der Grund meiner Unterbrechung Ihrer Feierlichkeiten...

Harald unterbricht: Ihnen übrigens auch.

George: Bitte?

Harald: Na, also frohe Weihnachten, Ihnen.

George: Vielen Dank. Ich bin gerührt und fühle mich gleich ein wenig besser durch Ihre warmen Worte.

Harald: Aha. Danke.

George: Es geht um eine Bitte. Von mir, George, an Sie, ... 

Er wartet, ob Harald seinen Namen nennt, da dies aber nicht geschieht, setzt er fort. 

Würden Sie an diesem gesegneten Tag einer armseligen, einsamen Kreatur Einlass gewähren?

Harald etwas verwirrt: Ist Ihnen kalt? Haben Sie Hunger? Sind Sie krank? Sind Sie obdachlos?

George: Die Welt ist kalt. Kalt und hartherzig. Mein Herz krankt daran, und es hungert nach ein wenig Geborgenheit im Schoße einer richtigen Familie und nach einer Heimat unter friedvollen und glücklichen Menschen, die in den Traditionen des heiligen Festes Ihr wahres Zuhause gefunden haben. Als ich draußen an Ihrem Fenster vorbeistreunte, roch es so perfekt nach Weihnachtsplätzchen, mir stieg der heimelige Hauch Ihrer Tannennadeln in die Nase, und ich verspürte den Duft einer Gans im Ofen, wie sie ihn nur zu Weihnachten zu versprühen in der Lage ist. Da wusste ich: Sie machen alles richtig! Hier wohnt eine richtige Familie mit dem Herzen am rechten Fleck.

Harald: Aha. Ja. Friedvoll sind wir. Und wieso, ich meine warum, ich meine was, ich meine...

George: Ich bin ein einsamer Mann. George fühlt sich allein, verstehen Sie? So etwas wie eine richtige Familie ist mir verwehrt. Es ist Weihnachten. Verwehren Sie sie mir nicht auch, ich bitte Sie. In Gedenken an Seine Geburt.

Harald: Wessen Geburt?

Michael: Er meint Jesus. Was Religiöses, Papa. Egal.

Harald: Warten Sie bitte kurz.

Er nimmt die Tür und überlegt erkennbar, ob er Sie vor dem Mann zumachen, anlehnen oder offen lassen soll. Er entschließt sich, sie halb zu schließen.

Habt ihr das mitbekommen? Ein Obdachloser will, dass wir ihn reinlassen.

Hilde: Der hätte sich wirklich einen angenehmeren Tag aussuchen können.

Michael: Er hat doch gesagt, dass er sich gerade heute nach einer Familie sehnt.

Harald: Wieso tut er das?

Hilde: Er hat wahrscheinlich einfach Hunger. Obdachlose haben immer Hunger. Die kennen keine Feiertage. Die haben ja immer frei.

George öffnet die Tür ganz.

Michael: Was du meinst, sind Arbeitslose, Mama. Aber was soll´s, lassen wir ihn doch reinkommen. Wird vielleicht nett. Eine sympathische Abwechslung.

Hilde: Liebling, reg deinen Vater nicht auf.

Harald: Es zieht herein. Also was soll ich jetzt machen?

George putzt seine Schuhsohlen an der Türmatte ab, tritt ein und schließt die Tür hinter sich. 

Hilde: Ich weiß nicht. Aber entscheide bitte schnell, wir haben noch viel zu erledigen. 

Harald ungeduldig, aber auch unsicher: Also schick ich ihn weg?

Hilde: Und die Videokamera läuft schon die ganze Zeit. Willst du das wirklich alles mitfilmen?

Harald unwillig: Aber wo. Der Bub kann das alles ja zusammenschneiden. Ist ja ein großer Künstler. 

Trotzdem macht er sich an die Videokamera, drückt auf den Knopf, dann fällt ihm eine Funktion auf, die er noch nicht kannte, und er spielt ein bisschen daran herum. In der Zwischenzeit ist George am Esstisch angekommen.

George: Hi. Ich bin George.

Michael freut sich über die damit offenbar getroffene Entscheidung und streckt George seine Hand entgegen: Hi. Ich heiße Michael.

George: Das ist ja witzig. Ich bin entzückt. Zu Hilde: Gnädige Frau, ich danke Ihnen für den noch gnädigeren Einlass, und es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen und den Heiligen Abend mit Ihnen zu verbringen. Sie retten mir wirklich das Leben. 

Hilde etwas zögerlich: Aber das ist doch selbstverständlich. Weihnachten ist die Zeit der guten Taten. Oder ist das Ostern, Liebling? Nein, ich glaube, es stimmt schon.

George: Dieses Jahr bedeutet mir das Fest ganz besonders viel, gnädige Frau. Es hätte mir das Herz gebrochen, Weihnachten heuer in Einsamkeit zu verbringen.

Hilde: Kann ich Ihnen was anbieten? Die Gans muss noch ein bisschen auskühlen, bevor sie servierfertig ist, aber ich habe jede Menge Weihnachtsbäckereien. Anisscheiben, Bauernbrotlaibchen, Butter...

Michael: Ich empfehle die Anisscheiben. Die schmecken hervorragend und ersparen mir jede Menge Peinlichkeiten. Und ja, es ist unkonventionell, unmittelbar vor dem Abendessen Süßigkeiten in sich hineinzustopfen, aber ich rate zu unbedingtem Gehorsam zu Ihrem eigenen Besten.

George: Dem jungen Mann ist anzusehen, dass er einen exquisiten Geschmack besitzt. Ein paar Anisscheiben, sozusagen als Aperitif, würden mich sehr glücklich machen. 

Hilde macht sich auf die Suche nach den richtigen Plätzchen.

Sie filmen?

Harald: Ich habe mir dieses Jahr eine neue Kamera gekauft.

George: Wirklich?

Harald: Na ja, wissen Sie, nach fünfundzwanzig Jahren. Man muss ja mit der Zeit gehen. 

Er lacht kumpelhaft. George lacht höflich mit.

Eine Toshiba P10 Camileo. Auch nicht mehr die neueste, aber dafür nur 99 Euro. Die hat einen viel behutsameren Zoom, ist digital und bietet Fernsehqualität.

George: Und Sie fertigen ein Heimvideo an? Das ist ja reizend.

Harald: Dass man halt eine Erinnerung hat.

Michael ironisch entschuldigend: Wir machen das jedes Jahr. Und überraschenderweise sieht es immer irgendwie gleich aus, außer dass die Personen älter geworden sind. Aber das ist eigentlich egal, weil sich die Meisterwerke nie jemand ansieht.

Harald: Mein Sohn ist ein großer Dichter. Jetzt kann er damit einen künstlerischen Hollywoodfilm drehen und berühmt werden. Nicht wahr, Bub?

Michael ignoriert ihn: Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen, George?

George: Nur zu, mein Freund.

Michael: Sind Sie George Michael?

George: Der bin ich.

Michael: Dachte ich es mir doch. Begeistert: Und darf ich du sagen?

George: Ich bin Engländer. Mir ist das egal.

Michael noch begeisterter: Und ist dir bewusst, dass du dir hier gerade ziemlich unverschämt und ungeladen Zutritt verschafft hast?

George: Wieso das?

Michael: Du wurdest nicht hereingebeten.

George: Oh, tatsächlich? Na ja, kann passieren. Ich bin Engländer. Mein Deutsch ist ein wenig mangelhaft...

Black. Ende der Szene

In Blog, Autor Tags Stuthe, Theater, Pop

WIE EIN GESPENST – Interview mit Olivier Assayas im WIENER 397

December 21, 2014 Martin Pesl
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Kristen Stewart assistiert aufmerksam in „Clouds of Sils Maria“© nylon.com

Wie ein Gespenst

Der WIENER sprach mit dem Regisseur, der Kristen Stewart zu einer großen Schauspielerin machte. Aber auch Juliette Binoche hält Olivier Assayas ziemlich auf Trab.

Neulich tweetete Norman Shetler, der Geschäftsführer des Gartenbaukinos: „Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass sich Robert Pattinson und Kristen Stewart als die vielversprechendsten Schauspieler ihrer Generation entpuppen würden?“ Er hatte sich wohl gerade David Cronenbergs „Maps to the Stars“ und Olivier Assayas’ „Clouds of Sils Maria“ angeschaut. Beide sind gewissermaßen Metafilme, die sich mit Menschen im Filmbusiness beschäftigen. Im ersteren überzeugt Pattinson, im letzteren haut einen Kristen Stewart schlichtweg um. Sie spielt die persönliche Assistentin einer allmählich alternden Schauspielerin (Juliette Binoche), deren einstige Paraderolle nun ein junger Teenie-Star wiederbeleben soll.
Den wiederum spielt Chloë Grace Moretz, die dabei aber nicht zufällig – und jetzt wird’s kompliziert –an die Biografie Kristen Stewarts erinnert, die nach „Twilight“ und katastrophalem Umgang mit dem Medienhype um ihre Person nun richtig gutes Zeug spielen will. Und das gelingt ihr so gut, wie auch ihr Regisseur Olivier Assayas es nicht vorhersehen konnte. Assayas freilich schrieb den intensiven und dramaturgisch völlig anarchischen Film in erster Linie für seine alte Freundin Juliette Binoche. Und auch die ist ziemlich zum Niederknien.
Olivier Assayasʼ nächstes Projekt „Idol’s Eye“ musste diesen Herbst aus finanziellen Gründen abgesagt werden. Davor noch schwärmte der Franzose mit österreichischen Wurzeln dem WIENER von seinen genialen „Sils Maria“-Schauspielerinnen vor. Er schwärmte aber auch davon, wie geschickt er sich ihres Rufs bedient.

Der Film gewinnt seinen Sog vor allem aus der seltsam persönlichen und doch professionellen Beziehung zwischen der Schauspielerin (Juliette Binoche) und ihrer Assistentin (Kristen Stewart). Konnten Sie ahnen, dass zwei so unterschiedliche Akteurinnen eine solche Chemie entwickeln? Man weiß das nie, man muss an die Stars glauben. Ich habe den Film um Juliette herum gebaut, dann fragte ich mich: Wer kann sie herausfordern? Ich wollte keine junge, ehrfürchtige Schauspielerin, sondern eine mit Profil, die selbst ein großer Weltstar ist und Juliette zwingen würde, sich neu zu erfinden.
Ich habe mir schon zu einem frühen Zeitpunkt Kristen Stewart vorgestellt, habe ihre Arbeit bewundert, fand sie unterfordert für ihr großes Potenzial. Als ich ihr das Drehbuch schickte, schätzte ich meine Chancen gleich null ein, dass sie so seltsame europäische Kunst interessieren könnte. Dass sie sofort Interesse zeigte, war ein gutes Omen. Kristen und Juliette hatten sich vor dem ersten Drehtag nie gesehen. Da drehten wir die lange Anfangsszene im Zug, die Dynamik war gleich da.
Wie sich herausstellte, war alles sehr einfach: Ich hatte zwar meinen Weltstar, aber erst recht einen, der Juliette dafür bewunderte, dass sie ihre Karriere nach eigenem Wunsch steuerte und sehr frei war in ihrem Schauspiel. Kristen fühlte sich hingezogen zu Juliettes Persönlichkeit, und Juliette fühlte sich geschmeichelt. Es war einerseits eine Herausforderung, Kristens Erwartungen zu erfüllen, andererseits ermutigte es sie auch, weiter zu gehen als bisher. Das habe ich ausgenutzt.

Stewart ist so gut, dass ich sie auch als Assistentin haben will! Würde die Geschichte auch zwischen zwei Männern funktionieren: einem Schauspieler und seinem PA? Das wäre eine völlig andere Geschichte. Ich glaube, diese Themen betreffen Männer nicht auf die gleiche Weise. Die Beziehung zur Kunst, zum Altern, zum Schauspiel ist extrem anders. Auch das Aufsaugen der Rolle ist ein anderer Prozess, Männer formulieren Gefühle anders.

Und doch muss ich fragen: Haben Sie selbst eine persönliche Assistenz? Oh, ich wünschte, ich hätte eine! So ein Sparring-Partner könnte manchmal ganz nützlich sein. Aber leider nein.

Wie Cronenbergs „Maps to the Stars“ und der Michael-Keaton-Film „Birdman“ beschäftigen auch Sie sich in Ihrem Film mit dem Berufs- und Privatleben von Filmschauspielern. Woher kommt dieses Interesse der Regisseure an diesem Stoff? Ich glaube, die Promikultur ist etwas, womit wir alle umzugehen lernen. Sie ist ein neuer Faktor in der Filmkultur, den wir bislang übersehen und als Teil einer Teenager-Subkultur abgetan haben. Aber sie kontaminiert die gesamte Medienwelt. Man kann nicht über das Filmemachen nachdenken, ohne sie in Betracht zu sehen, nicht unbedingt wertend, aber als Gegebenheit. Cronenberg hat nochmal einen anderen Zugang, weil er täglich mit Hollywood zu tun hat und einen gewissen Hass ausbildet. 

Sie studieren in Ihrem Film Probenprozesse so genau, dass der Eindruck entsteht, Sie wären auch ein guter Theaterregisseur. Chloë Moretz hat mich gefragt, ob ich das Stück, um das es im Film geht, nicht ausarbeiten will, sie würde gerne mitspielen. Ich könnte mir vorstellen, Stücke zu schreiben, aber sie zu inszenieren würde mich nicht packen. Theater passiert und verschwindet wieder. Das entspricht nicht meinem künstlerischen Verständnis.

Was können Sie zu Ihrer Arbeit mit Juliette Binoche sagen? Das ist eine lange Geschichte. Ihr Durchbruch war auch mein erster größerer Film als Drehbuchautor: „Rendez-vous“ 1985. Wir waren die Grünschnäbel in diesem Film ‒ das verbindet. Erst 22 Jahre später habe ich dann einen Film mit ihr gemacht, aber es war ein Ensemblefilm, in dem sie nicht die Hauptrolle hatte, was sie genoss, aber auch frustrierend fand. Ein Film fehlte also, damit unsere Beziehung Sinn ergab, und das ist „Clouds of Sils Maria“.
Bei der Arbeit daran versuchte ich, ihr so viel Freiheit wie möglich zu geben, um einen Drahtseilakt zu bewältigen: sich selbst zu spielen und dabei Elemente dessen zu verwenden, wer sie sein könnte, um wiederum eine fiktive Figur darzustellen, die bisweilen grausam auf ihr wahres Ich zurückfällt. Ich war sehr dankbar für die Großzügigkeit, mit der sie sich voller Selbstvertrauen, Freude und Energie exponierte. Was Kristen hier erreicht hat, verdankt sie eigentlich Juliette, die in mehrerer Hinsicht führend war.
Der Film geht in alle Richtungen gleichzeitig, er funktioniert auf vielen verschiedenen Ebenen. Alles, wovon die Geschichte erzählt, also wie eine Schauspielerin versucht, mit dem Alter klarzukommen und zu einer Rolle Anschluss zu finden, von der sie sich eigentlich distanzieren möchte – all das arbeitet mit Juliette und mit jedem einzelnen Film, den Sie mit ihr gesehen haben, einschließlich von „Godzilla“. Und natürlich wird in der Rolle der Joanna, die Chloë spielt, auch Kristen Stewarts Einbindung in die Promikultur verhandelt. Ich benutze die Schauspielerinnen basierend darauf, was wir über sie wissen.

War den Damen bewusst, wie sehr Sie ihre Medienpersönlichkeiten benutzen? Na ja, es war schwer zu beschreiben. Im Drehbuch ist es nicht explizit verbalisiert, und wir haben nicht darüber gesprochen. Aber sie konnten es sich wahrscheinlich vorstellen.

Der Plot entwickelt sich völlig gegen jede bekannte Dramaturgie. Wie sehr haben Sie das Publikum im Blick, wenn Sie solche Kapriolen schlagen? Es geht darum, dem Publikum und seiner Intelligenz zu vertrauen. Zuschauer wollen oft gleichzeitig nicht überrascht werden – wie Kinder, die gerne dieselbe Geschichte wieder und wieder hören – und herausgefordert, aufgeregt werden. Wenn ich so etwas mache, wie eine Figur einfach verschwinden zu lassen, dann ist das ein Schock, gleichzeitig bleibt sie dadurch die Figur, an die man sich am Ende erinnert, und wie ein Gespenst spukt sie durch den Epilog.


FILMISCHES
CLOUDS OF SILS MARIA

Der seltsame Titel verweist auf eine Gebirgsgegend in der Schweiz. Eigentlich geht es aber um Schauspiel. Wie erarbeitet sich ein Bühnen- und Filmstar eine Rolle, die sie aus ihrer Jugend zwar gut kennt, aber nur als Gegenüber ihrer eigenen Durchbruchrolle? Sie braucht eine so loyale wie professionelle persönliche Assistentin, die ihr dabei erstaunlich nahe kommt. Seit 19. 12. im Kino.

www.silsmariamovie.blogspot.co.at

In Autor Tags Interview, Film, Theater, Stewart, Binoche, Schauspiel
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