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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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WIE EIN GESPENST – Interview mit Olivier Assayas im WIENER 397

December 21, 2014 Martin Pesl
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Kristen Stewart assistiert aufmerksam in „Clouds of Sils Maria“© nylon.com

Wie ein Gespenst

Der WIENER sprach mit dem Regisseur, der Kristen Stewart zu einer großen Schauspielerin machte. Aber auch Juliette Binoche hält Olivier Assayas ziemlich auf Trab.

Neulich tweetete Norman Shetler, der Geschäftsführer des Gartenbaukinos: „Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass sich Robert Pattinson und Kristen Stewart als die vielversprechendsten Schauspieler ihrer Generation entpuppen würden?“ Er hatte sich wohl gerade David Cronenbergs „Maps to the Stars“ und Olivier Assayas’ „Clouds of Sils Maria“ angeschaut. Beide sind gewissermaßen Metafilme, die sich mit Menschen im Filmbusiness beschäftigen. Im ersteren überzeugt Pattinson, im letzteren haut einen Kristen Stewart schlichtweg um. Sie spielt die persönliche Assistentin einer allmählich alternden Schauspielerin (Juliette Binoche), deren einstige Paraderolle nun ein junger Teenie-Star wiederbeleben soll.
Den wiederum spielt Chloë Grace Moretz, die dabei aber nicht zufällig – und jetzt wird’s kompliziert –an die Biografie Kristen Stewarts erinnert, die nach „Twilight“ und katastrophalem Umgang mit dem Medienhype um ihre Person nun richtig gutes Zeug spielen will. Und das gelingt ihr so gut, wie auch ihr Regisseur Olivier Assayas es nicht vorhersehen konnte. Assayas freilich schrieb den intensiven und dramaturgisch völlig anarchischen Film in erster Linie für seine alte Freundin Juliette Binoche. Und auch die ist ziemlich zum Niederknien.
Olivier Assayasʼ nächstes Projekt „Idol’s Eye“ musste diesen Herbst aus finanziellen Gründen abgesagt werden. Davor noch schwärmte der Franzose mit österreichischen Wurzeln dem WIENER von seinen genialen „Sils Maria“-Schauspielerinnen vor. Er schwärmte aber auch davon, wie geschickt er sich ihres Rufs bedient.

Der Film gewinnt seinen Sog vor allem aus der seltsam persönlichen und doch professionellen Beziehung zwischen der Schauspielerin (Juliette Binoche) und ihrer Assistentin (Kristen Stewart). Konnten Sie ahnen, dass zwei so unterschiedliche Akteurinnen eine solche Chemie entwickeln? Man weiß das nie, man muss an die Stars glauben. Ich habe den Film um Juliette herum gebaut, dann fragte ich mich: Wer kann sie herausfordern? Ich wollte keine junge, ehrfürchtige Schauspielerin, sondern eine mit Profil, die selbst ein großer Weltstar ist und Juliette zwingen würde, sich neu zu erfinden.
Ich habe mir schon zu einem frühen Zeitpunkt Kristen Stewart vorgestellt, habe ihre Arbeit bewundert, fand sie unterfordert für ihr großes Potenzial. Als ich ihr das Drehbuch schickte, schätzte ich meine Chancen gleich null ein, dass sie so seltsame europäische Kunst interessieren könnte. Dass sie sofort Interesse zeigte, war ein gutes Omen. Kristen und Juliette hatten sich vor dem ersten Drehtag nie gesehen. Da drehten wir die lange Anfangsszene im Zug, die Dynamik war gleich da.
Wie sich herausstellte, war alles sehr einfach: Ich hatte zwar meinen Weltstar, aber erst recht einen, der Juliette dafür bewunderte, dass sie ihre Karriere nach eigenem Wunsch steuerte und sehr frei war in ihrem Schauspiel. Kristen fühlte sich hingezogen zu Juliettes Persönlichkeit, und Juliette fühlte sich geschmeichelt. Es war einerseits eine Herausforderung, Kristens Erwartungen zu erfüllen, andererseits ermutigte es sie auch, weiter zu gehen als bisher. Das habe ich ausgenutzt.

Stewart ist so gut, dass ich sie auch als Assistentin haben will! Würde die Geschichte auch zwischen zwei Männern funktionieren: einem Schauspieler und seinem PA? Das wäre eine völlig andere Geschichte. Ich glaube, diese Themen betreffen Männer nicht auf die gleiche Weise. Die Beziehung zur Kunst, zum Altern, zum Schauspiel ist extrem anders. Auch das Aufsaugen der Rolle ist ein anderer Prozess, Männer formulieren Gefühle anders.

Und doch muss ich fragen: Haben Sie selbst eine persönliche Assistenz? Oh, ich wünschte, ich hätte eine! So ein Sparring-Partner könnte manchmal ganz nützlich sein. Aber leider nein.

Wie Cronenbergs „Maps to the Stars“ und der Michael-Keaton-Film „Birdman“ beschäftigen auch Sie sich in Ihrem Film mit dem Berufs- und Privatleben von Filmschauspielern. Woher kommt dieses Interesse der Regisseure an diesem Stoff? Ich glaube, die Promikultur ist etwas, womit wir alle umzugehen lernen. Sie ist ein neuer Faktor in der Filmkultur, den wir bislang übersehen und als Teil einer Teenager-Subkultur abgetan haben. Aber sie kontaminiert die gesamte Medienwelt. Man kann nicht über das Filmemachen nachdenken, ohne sie in Betracht zu sehen, nicht unbedingt wertend, aber als Gegebenheit. Cronenberg hat nochmal einen anderen Zugang, weil er täglich mit Hollywood zu tun hat und einen gewissen Hass ausbildet. 

Sie studieren in Ihrem Film Probenprozesse so genau, dass der Eindruck entsteht, Sie wären auch ein guter Theaterregisseur. Chloë Moretz hat mich gefragt, ob ich das Stück, um das es im Film geht, nicht ausarbeiten will, sie würde gerne mitspielen. Ich könnte mir vorstellen, Stücke zu schreiben, aber sie zu inszenieren würde mich nicht packen. Theater passiert und verschwindet wieder. Das entspricht nicht meinem künstlerischen Verständnis.

Was können Sie zu Ihrer Arbeit mit Juliette Binoche sagen? Das ist eine lange Geschichte. Ihr Durchbruch war auch mein erster größerer Film als Drehbuchautor: „Rendez-vous“ 1985. Wir waren die Grünschnäbel in diesem Film ‒ das verbindet. Erst 22 Jahre später habe ich dann einen Film mit ihr gemacht, aber es war ein Ensemblefilm, in dem sie nicht die Hauptrolle hatte, was sie genoss, aber auch frustrierend fand. Ein Film fehlte also, damit unsere Beziehung Sinn ergab, und das ist „Clouds of Sils Maria“.
Bei der Arbeit daran versuchte ich, ihr so viel Freiheit wie möglich zu geben, um einen Drahtseilakt zu bewältigen: sich selbst zu spielen und dabei Elemente dessen zu verwenden, wer sie sein könnte, um wiederum eine fiktive Figur darzustellen, die bisweilen grausam auf ihr wahres Ich zurückfällt. Ich war sehr dankbar für die Großzügigkeit, mit der sie sich voller Selbstvertrauen, Freude und Energie exponierte. Was Kristen hier erreicht hat, verdankt sie eigentlich Juliette, die in mehrerer Hinsicht führend war.
Der Film geht in alle Richtungen gleichzeitig, er funktioniert auf vielen verschiedenen Ebenen. Alles, wovon die Geschichte erzählt, also wie eine Schauspielerin versucht, mit dem Alter klarzukommen und zu einer Rolle Anschluss zu finden, von der sie sich eigentlich distanzieren möchte – all das arbeitet mit Juliette und mit jedem einzelnen Film, den Sie mit ihr gesehen haben, einschließlich von „Godzilla“. Und natürlich wird in der Rolle der Joanna, die Chloë spielt, auch Kristen Stewarts Einbindung in die Promikultur verhandelt. Ich benutze die Schauspielerinnen basierend darauf, was wir über sie wissen.

War den Damen bewusst, wie sehr Sie ihre Medienpersönlichkeiten benutzen? Na ja, es war schwer zu beschreiben. Im Drehbuch ist es nicht explizit verbalisiert, und wir haben nicht darüber gesprochen. Aber sie konnten es sich wahrscheinlich vorstellen.

Der Plot entwickelt sich völlig gegen jede bekannte Dramaturgie. Wie sehr haben Sie das Publikum im Blick, wenn Sie solche Kapriolen schlagen? Es geht darum, dem Publikum und seiner Intelligenz zu vertrauen. Zuschauer wollen oft gleichzeitig nicht überrascht werden – wie Kinder, die gerne dieselbe Geschichte wieder und wieder hören – und herausgefordert, aufgeregt werden. Wenn ich so etwas mache, wie eine Figur einfach verschwinden zu lassen, dann ist das ein Schock, gleichzeitig bleibt sie dadurch die Figur, an die man sich am Ende erinnert, und wie ein Gespenst spukt sie durch den Epilog.


FILMISCHES
CLOUDS OF SILS MARIA

Der seltsame Titel verweist auf eine Gebirgsgegend in der Schweiz. Eigentlich geht es aber um Schauspiel. Wie erarbeitet sich ein Bühnen- und Filmstar eine Rolle, die sie aus ihrer Jugend zwar gut kennt, aber nur als Gegenüber ihrer eigenen Durchbruchrolle? Sie braucht eine so loyale wie professionelle persönliche Assistentin, die ihr dabei erstaunlich nahe kommt. Seit 19. 12. im Kino.

www.silsmariamovie.blogspot.co.at

In Autor Tags Interview, Film, Theater, Stewart, Binoche, Schauspiel

AM BEISPIEL DER ... MARGARINE! – Nachtkritik aus dem Burgtheater

December 19, 2014 Martin Pesl
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Zärtliche Blicke im Butterland © Reinhard Werner 

Groß ist die Versuchung, weit auszuholen und ordentlich Bullshit-Butter-Bingo reinzubuttern: dass dieser Text sich nicht unterbuttern lässt, sondern runtergeht wie Butter, weil der Autor seine Buttersprache souverän beherrscht, et cetera. Und Ferdinand Schmalz hätte es verdient: Wer so ausgiebig die Wortwelt rund um besagtes Molkereiprodukt melkt, obwohl dieses ja, wie der Titel schon sagt, nur als Beispiel für, sagen wir, die Verhältnisse herhält, der darf schon mal sein Fett abkriegen. So, Schluss jetzt. Aber selber schuld! Die Butter wurde hier sogar ins Programmheft geschmiert, wo sie ein paar Technikernamen unkenntlich macht, und der Autor ist ein – freilich selbst ernannter – Schmalz.

Dieser Schmalz könnte zum Dramatiker-Shootingstar werden. Der gebürtige Grazer hat den Retzhofer Dramapreis 2013 abgesahnt, war in den Augen von „Theater heute“ Nachwuchsautor der letzten Saison und wird auch sein zweites Stück „dosenfleisch“ 2015 als Burg-Produktion herausbringen. Vielleicht ja in einem größeren Rahmen als diese Wien-Premiere von „am beispiel der butter“, denn die findet vorerst an der kleinsten Spielstätte der Burg, dem Vestibül statt. Mit Alexander Wiegold wurde dafür ein Regisseur gewählt, der dem engen Ort 2011 mit seiner Bearbeitung von Stanisław Lems Sci-Fi-Klassiker „Solaris“ schier unendliche Weiten verlieh.

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In Autor Tags Kritik, Theater, Wortwitz

TWILIGHT LIGHT – Porträt von Tobias Moretti im WIENER 397

December 18, 2014 Martin Pesl
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Tutti Moretti © Gerhard Kassner / Berlinale

Twilight Light

Tobias Moretti hat „den Gasgriff in der Hand“ und gibt Vollgas in Fernsehen und Kino. Dabei hat er auch Zeit für schrullige Komödien wie „Der Vampir auf der Couch“ – und fürs Theater

Als ob er sich erst vorstellen müsste. „Moretti, Tobias“, streckt er die Hand aus und stellt sich auf ein neues Sprachregister ein. Gerade noch hat er mit einem Tiroler Kollegen geplaudert, einem Landsmann. Mit ihm konnte er krachend und schelmisch grinsend über Kellnerinnen in der Heimat herziehen, die „lecker“ und „Schorle“ sagen und denen er deshalb mit dem „Schistockch“ drohen musste. Er ist gut aufgelegt, jener Mann, vor dem sie sich am Set ein bisschen fürchten. Sie sagen, er sei immer streng konzentriert und kaum ansprechbar. „Ja, wenn man viel gleichzeitig macht, muss man sich schützen, ganz bei sich sein und die Dinge eher verlangsamen. Sodass man selbst den Gasgriff in der Hand hat und nicht umgekehrt“, so Moretti. Aber er hat auch seine Maskenbildnerin dabei und umgibt sich mit einer Aura der Wichtigkeit, dieser unser Filmstar Nummer 1 (wenn man von Christoph Waltz mal absieht). Und er will reden, hätte gerne viel Zeit für Gespräche, bei denen er ebenfalls den Gasgriff in der Hand hat.

Aber es ist keine Zeit. Tobias Moretti ist ein vielbeschäftigter Mann. Der 55-jährige ist in unseren Breiten gerade präsenter als Nicole Kidman in ihren aktivsten Zeiten. Er ist öfter auf Leinwänden und Bildschirmen als der Bundeskanzler, er spielt überall mit. „„Ich kenn mich gerade nicht so gut aus, wegen der vielen Premieren“, gibt er selber zu. Der WIENER trifft ihn in Wien am Tag nach der Ausstrahlung des ZDF-Historienfilms „Das Zeugenhaus“, während in Deutschland der Kinofilm „Hirngespinster“ an-, die Himmler-Doku „Der Anständige“ ausläuft und die Pressearbeit für die Wolf-Haas-Verfilmung „Das ewige Leben“ (5. März) in vollem Gange ist. Und natürlich in dem Jahr, da er für den Sensationserfolg „Das finstere Tal“ den Deutschen Filmpreis als bester Schauspieler eingeheimst hat, womit er Hollywoods Sam Riley in der Hauptrolle deutlich den Rang ablief.

Neues Genre: Die Freud-Story

Dabei sind wir aus einem ganz anderen Grund hier: noch ein Film. Ein gar ungewöhnlicher österreichischer Film, der vor Weihnachten startet und neben den anderen Moretti-Vehikeln unterzugehen droht. Und das, obwohl „Der Vampir auf der Couch“ gleich zwei aktuell äußerst beliebten Genres huldigt, wie der Titel schon andeutet. Einmal dem Vampirfilm, einem Hype, der an Moretti freilich eher vorübergegangen ist. Er habe nur  davon gehört, denn: „Zuerst hat meine Agentin mir deshalb abgeraten, aber dieses Projekt war doch zu verführerisch.“ Vom Ton her ist die Arbeit von David Ruehm auch völlig anders. „Eine poetische Etüde, die sich nicht so ernst nimmt, auch nicht in ihrer filmischen Wichtigkeit, und deshalb so reizvoll.“ Ein „Twilight light“ sozusagen, farbenfroh, liebenswert und komisch.

Das zweite Genre ist nicht eigentlich ein Genre, sondern ein interessantes Phänomen der Gegenwart: die Sigmund-Freud-Story, worin der Vater der Psychoanalyse in biografischen oder fiktiven Geschichten als Figur eingesetzt wird. Herbert Föttinger spielt ihn gerade in der Josefstadt, Viggo Mortensen war er im Kino, Gustav Mahler lag bei Karl Markovics auf der Couch, und Robert Seethalers Roman „Der Trafikant“ wird 2015 verfilmt. Wann kommt Tobias Moretti als Freud? „Hoffentlich nie, denn nach unserem Film wird jeder wissen, dass Charlie Fischer der Richtige ist!“

Erbärmliche Kleinbürgerutopie

Eine Freud ist es wirklich: Karl Fischer bietet als etwas älterer, leicht verpeilter, aber gutmütiger Herr Professor in einem Wien von gestern dem Vampir Tobias Moretti die Couch. Der begibt sich in Therapie, weil er seine Frau nicht mehr aushält, mit der er seit 400 Jahren verheiratet ist. „Eine Horrorvorstellung!“, sagt Moretti, selbst immerhin seit 17 Jahren unter der Haube. „Bei so vielen Metaphern überschlagen sich die Synapsen. Natürlich betrifft uns das sehr in einem Zeitalter der niederoperierten Untoten. Diese verkleinerte Vorstellung der Menschheit: alles behalten zu wollen, was man geschaffen hat. Der Vampir hat ein ganz anderes Problem: Der will nicht mehr, die Welt langweilt ihn. Es ist das Gegenteil der erbärmlichen Kleinbürgerutopie der heutigen Zeit, in der niemand altern will wollen und lieber operierte Fratzen vor sich hin trägt.“

Die Vampirella, gespielt von Jeanette Hain – „Mit ihr konnte ich von Anfang an perfekt Pingpong spielen“ –, sieht sich nicht im Spiegel und fordert daher Tag für Tag von ihrem Gatten Bestätigungen ihrer Schönheit. Der Professor schlägt vor, den Maler (Dominic Oley), den er immer die Träume seiner Patienten abbilden lässt, zu aktivieren, auf dass er die Vampirin male – als Spiegelbildersatz. Die kecke Freundin des Malers wiederum (Cornelia Ivancan) erweckt in Morettis Figur Erinnerungen an eine alte Liebe.

Der Film wurde mit drei Millionen Euro produziert und hebt sich mit seinen technischen Effekten und der kabarettlosen Leichtigkeit seines Humors gegenüber allem ab, was in Österreich sonst so entsteht. Der Fantasy-Plot erlaubt es Moretti, ein bisschen zu overacten, und da es der hochkonzentrierte Moretti ist, verschärft er eh nur ganz leicht seine Züge, blitzt nur schwach der Schalk in seinen Augen auf, so wie jetzt beim Interview. „Ich hatte den Vampir eher als Supporting Character angesehen, dann ist er doch zur Hauptrolle geworden. 

Ob seine rege Tätigkeit in Zukunft so weitergeht – Moretti ist Landwirt, Rallyefahrer, Opernregisseur, Schauspieler, Präsident des internationalen Sportrodelverbands (!), Ehemann und mindestens dreifacher Vater – und welche Rollen er noch spielen könnte, darüber hat er noch nie nachgedacht, sagt er. „Ich versuche, mit meinem Anspruch keine Sammlertätigkeit zu verbinden oder zu verflechten. Die Dinge passieren mir.“ Er weiß nur, dass er alle paar Jahre auch Theater spielen muss. „Es ist nicht leicht, in den Flammenreif zu springen. Aber es ist eine Grundbedingung, überhaupt filmen zu können. Ich habe meinen Beruf immer vom Theater aus definiert. Das Theater ist mein Spiegel.“ So war er das Aushängeschild der Eröffnungsinszenierung von Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann 2009 als Faust und wenig später bei jener von Hartmanns schärfstem Konkurrenten Martin Kušej am Münchner Residenztheater. Fragen nach Hartmann weicht er aber sichtlich unrund aus: Die Arbeit am ,Faust‘ sei sehr schwierig gewesen, ist die Essenz seiner Antwort.

Der „Faust“ im Nacken

Martin Kušej hat gerade selbst einen gefeierten „Faust“ in München herausgebracht, in den Moretti, wie er sagt, sich schon hineingewünscht hätte. Jetzt, wo Hartmann weg ist, lässt sich ja vielleicht auch Kušej wieder in Wien blicken. Vielleicht ja mit einem streng konzentrierten Tobias Moretti in der Hauptrolle. Viel zu schnell endet die vielfältige Unterhaltung, in der eines freilich gar nicht zur Sprache gekommen ist: Weiß noch wer, wie Moretti so berühmt wurde? Genau, „Kommissar Rex“. Den Cop mit Hund hat er mit zahlreichen Prestige-Projekten vampirhafte 400 Jahre hinter sich gelassen.


FILMISCHES

SZENEN EINER EHE
– DIE SCHON SEIT 400 JAHREN ANHÄLT

DER VAMPIR AUF DER COUCH. David Ruehm ist Fotograf und Werbefilmer. Und bisweilen Kinoregisseur. Mit seinem ersten Spielfilm „Die Flucht“ war er in Cannes eingeladen, seit „El Chicko – Der Verdacht“ (1997) ist diese liebevolle Geschichte aber sein erster großer Kinofilm. Eine klassische Vierecksgeschichte, könnte man sagen, wäre nicht eines der beteiligten Paare untot und somit zu Tode gelangweilt. Der kurzweilige Weihnachtsfilm besticht durch seine starken Farben und dadurch, dass er – obwohl voll im Vampir-Hype – so ganz aus der Zeit fällt. Filmstart: 19.12.

kino.novotnyfilm.at

In Autor Tags Film, Theater, Porträt, Interview, Kino, Vampir

KOSMOLOGISCHE WELT- UND ZEITREISE – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Graz

December 13, 2014 Martin Pesl
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© Spumi Lupa

Kosmologische Welt- und Zeitreise

Kurz nachdem Benjamin Lee Baumgartner seine Frau geheiratet hat, und zwar nur um sie später uncharmant "die Baum" nennen zu können, verabschiedet er sich auf der Heimfahrt schon wieder von ihr: Er wolle noch schnell zum Nullmeridian, wo man gleichzeitig in zwei Zeitzonen stehen könne. "Und dann verschwand er zwischen den Zeitzonen", sagt die Baum.

Dass ihm das Spiel mit den Zeiten gefällt, dem Lee, das wundert an dieser Stelle keinen mehr. Wurde er doch gezeugt, weil seine Mutter zu den Hopi-Indianern reiste, die die Zeit angeblich nicht kennen. Außerdem ist er einer, der eloquente Liebesgeständnisse denkt und zur Burgerverkäuferin dann doch nur "Ohne Zwiebel bitte" sagt. Er ist einer, dem es Spaß macht, dass man zwar Unfug, aber nicht Fug reden kann. Eben einer, den Wolf Haas erschaffen hat, der wortverliebte Bestsellerautor, der immer, wenn er gerade keine Brenner-Krimis schreibt, die Unterhaltungsliteratur neu erfindet. Sein Roman "Das Wetter vor 15 Jahren" (2006) ist ein Interview mit Wolf Haas über seinen neuen Roman "Das Wetter vor 15 Jahren".

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In Autor Tags Theater, Roman, Haas, Sprache
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