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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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TWILIGHT LIGHT – Porträt von Tobias Moretti im WIENER 397

December 18, 2014 Martin Pesl
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Tutti Moretti © Gerhard Kassner / Berlinale

Twilight Light

Tobias Moretti hat „den Gasgriff in der Hand“ und gibt Vollgas in Fernsehen und Kino. Dabei hat er auch Zeit für schrullige Komödien wie „Der Vampir auf der Couch“ – und fürs Theater

Als ob er sich erst vorstellen müsste. „Moretti, Tobias“, streckt er die Hand aus und stellt sich auf ein neues Sprachregister ein. Gerade noch hat er mit einem Tiroler Kollegen geplaudert, einem Landsmann. Mit ihm konnte er krachend und schelmisch grinsend über Kellnerinnen in der Heimat herziehen, die „lecker“ und „Schorle“ sagen und denen er deshalb mit dem „Schistockch“ drohen musste. Er ist gut aufgelegt, jener Mann, vor dem sie sich am Set ein bisschen fürchten. Sie sagen, er sei immer streng konzentriert und kaum ansprechbar. „Ja, wenn man viel gleichzeitig macht, muss man sich schützen, ganz bei sich sein und die Dinge eher verlangsamen. Sodass man selbst den Gasgriff in der Hand hat und nicht umgekehrt“, so Moretti. Aber er hat auch seine Maskenbildnerin dabei und umgibt sich mit einer Aura der Wichtigkeit, dieser unser Filmstar Nummer 1 (wenn man von Christoph Waltz mal absieht). Und er will reden, hätte gerne viel Zeit für Gespräche, bei denen er ebenfalls den Gasgriff in der Hand hat.

Aber es ist keine Zeit. Tobias Moretti ist ein vielbeschäftigter Mann. Der 55-jährige ist in unseren Breiten gerade präsenter als Nicole Kidman in ihren aktivsten Zeiten. Er ist öfter auf Leinwänden und Bildschirmen als der Bundeskanzler, er spielt überall mit. „„Ich kenn mich gerade nicht so gut aus, wegen der vielen Premieren“, gibt er selber zu. Der WIENER trifft ihn in Wien am Tag nach der Ausstrahlung des ZDF-Historienfilms „Das Zeugenhaus“, während in Deutschland der Kinofilm „Hirngespinster“ an-, die Himmler-Doku „Der Anständige“ ausläuft und die Pressearbeit für die Wolf-Haas-Verfilmung „Das ewige Leben“ (5. März) in vollem Gange ist. Und natürlich in dem Jahr, da er für den Sensationserfolg „Das finstere Tal“ den Deutschen Filmpreis als bester Schauspieler eingeheimst hat, womit er Hollywoods Sam Riley in der Hauptrolle deutlich den Rang ablief.

Neues Genre: Die Freud-Story

Dabei sind wir aus einem ganz anderen Grund hier: noch ein Film. Ein gar ungewöhnlicher österreichischer Film, der vor Weihnachten startet und neben den anderen Moretti-Vehikeln unterzugehen droht. Und das, obwohl „Der Vampir auf der Couch“ gleich zwei aktuell äußerst beliebten Genres huldigt, wie der Titel schon andeutet. Einmal dem Vampirfilm, einem Hype, der an Moretti freilich eher vorübergegangen ist. Er habe nur  davon gehört, denn: „Zuerst hat meine Agentin mir deshalb abgeraten, aber dieses Projekt war doch zu verführerisch.“ Vom Ton her ist die Arbeit von David Ruehm auch völlig anders. „Eine poetische Etüde, die sich nicht so ernst nimmt, auch nicht in ihrer filmischen Wichtigkeit, und deshalb so reizvoll.“ Ein „Twilight light“ sozusagen, farbenfroh, liebenswert und komisch.

Das zweite Genre ist nicht eigentlich ein Genre, sondern ein interessantes Phänomen der Gegenwart: die Sigmund-Freud-Story, worin der Vater der Psychoanalyse in biografischen oder fiktiven Geschichten als Figur eingesetzt wird. Herbert Föttinger spielt ihn gerade in der Josefstadt, Viggo Mortensen war er im Kino, Gustav Mahler lag bei Karl Markovics auf der Couch, und Robert Seethalers Roman „Der Trafikant“ wird 2015 verfilmt. Wann kommt Tobias Moretti als Freud? „Hoffentlich nie, denn nach unserem Film wird jeder wissen, dass Charlie Fischer der Richtige ist!“

Erbärmliche Kleinbürgerutopie

Eine Freud ist es wirklich: Karl Fischer bietet als etwas älterer, leicht verpeilter, aber gutmütiger Herr Professor in einem Wien von gestern dem Vampir Tobias Moretti die Couch. Der begibt sich in Therapie, weil er seine Frau nicht mehr aushält, mit der er seit 400 Jahren verheiratet ist. „Eine Horrorvorstellung!“, sagt Moretti, selbst immerhin seit 17 Jahren unter der Haube. „Bei so vielen Metaphern überschlagen sich die Synapsen. Natürlich betrifft uns das sehr in einem Zeitalter der niederoperierten Untoten. Diese verkleinerte Vorstellung der Menschheit: alles behalten zu wollen, was man geschaffen hat. Der Vampir hat ein ganz anderes Problem: Der will nicht mehr, die Welt langweilt ihn. Es ist das Gegenteil der erbärmlichen Kleinbürgerutopie der heutigen Zeit, in der niemand altern will wollen und lieber operierte Fratzen vor sich hin trägt.“

Die Vampirella, gespielt von Jeanette Hain – „Mit ihr konnte ich von Anfang an perfekt Pingpong spielen“ –, sieht sich nicht im Spiegel und fordert daher Tag für Tag von ihrem Gatten Bestätigungen ihrer Schönheit. Der Professor schlägt vor, den Maler (Dominic Oley), den er immer die Träume seiner Patienten abbilden lässt, zu aktivieren, auf dass er die Vampirin male – als Spiegelbildersatz. Die kecke Freundin des Malers wiederum (Cornelia Ivancan) erweckt in Morettis Figur Erinnerungen an eine alte Liebe.

Der Film wurde mit drei Millionen Euro produziert und hebt sich mit seinen technischen Effekten und der kabarettlosen Leichtigkeit seines Humors gegenüber allem ab, was in Österreich sonst so entsteht. Der Fantasy-Plot erlaubt es Moretti, ein bisschen zu overacten, und da es der hochkonzentrierte Moretti ist, verschärft er eh nur ganz leicht seine Züge, blitzt nur schwach der Schalk in seinen Augen auf, so wie jetzt beim Interview. „Ich hatte den Vampir eher als Supporting Character angesehen, dann ist er doch zur Hauptrolle geworden. 

Ob seine rege Tätigkeit in Zukunft so weitergeht – Moretti ist Landwirt, Rallyefahrer, Opernregisseur, Schauspieler, Präsident des internationalen Sportrodelverbands (!), Ehemann und mindestens dreifacher Vater – und welche Rollen er noch spielen könnte, darüber hat er noch nie nachgedacht, sagt er. „Ich versuche, mit meinem Anspruch keine Sammlertätigkeit zu verbinden oder zu verflechten. Die Dinge passieren mir.“ Er weiß nur, dass er alle paar Jahre auch Theater spielen muss. „Es ist nicht leicht, in den Flammenreif zu springen. Aber es ist eine Grundbedingung, überhaupt filmen zu können. Ich habe meinen Beruf immer vom Theater aus definiert. Das Theater ist mein Spiegel.“ So war er das Aushängeschild der Eröffnungsinszenierung von Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann 2009 als Faust und wenig später bei jener von Hartmanns schärfstem Konkurrenten Martin Kušej am Münchner Residenztheater. Fragen nach Hartmann weicht er aber sichtlich unrund aus: Die Arbeit am ,Faust‘ sei sehr schwierig gewesen, ist die Essenz seiner Antwort.

Der „Faust“ im Nacken

Martin Kušej hat gerade selbst einen gefeierten „Faust“ in München herausgebracht, in den Moretti, wie er sagt, sich schon hineingewünscht hätte. Jetzt, wo Hartmann weg ist, lässt sich ja vielleicht auch Kušej wieder in Wien blicken. Vielleicht ja mit einem streng konzentrierten Tobias Moretti in der Hauptrolle. Viel zu schnell endet die vielfältige Unterhaltung, in der eines freilich gar nicht zur Sprache gekommen ist: Weiß noch wer, wie Moretti so berühmt wurde? Genau, „Kommissar Rex“. Den Cop mit Hund hat er mit zahlreichen Prestige-Projekten vampirhafte 400 Jahre hinter sich gelassen.


FILMISCHES

SZENEN EINER EHE
– DIE SCHON SEIT 400 JAHREN ANHÄLT

DER VAMPIR AUF DER COUCH. David Ruehm ist Fotograf und Werbefilmer. Und bisweilen Kinoregisseur. Mit seinem ersten Spielfilm „Die Flucht“ war er in Cannes eingeladen, seit „El Chicko – Der Verdacht“ (1997) ist diese liebevolle Geschichte aber sein erster großer Kinofilm. Eine klassische Vierecksgeschichte, könnte man sagen, wäre nicht eines der beteiligten Paare untot und somit zu Tode gelangweilt. Der kurzweilige Weihnachtsfilm besticht durch seine starken Farben und dadurch, dass er – obwohl voll im Vampir-Hype – so ganz aus der Zeit fällt. Filmstart: 19.12.

kino.novotnyfilm.at

In Autor Tags Film, Theater, Porträt, Interview, Kino, Vampir

KOSMOLOGISCHE WELT- UND ZEITREISE – Nachtkritik aus dem Schauspielhaus Graz

December 13, 2014 Martin Pesl
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© Spumi Lupa

Kosmologische Welt- und Zeitreise

Kurz nachdem Benjamin Lee Baumgartner seine Frau geheiratet hat, und zwar nur um sie später uncharmant "die Baum" nennen zu können, verabschiedet er sich auf der Heimfahrt schon wieder von ihr: Er wolle noch schnell zum Nullmeridian, wo man gleichzeitig in zwei Zeitzonen stehen könne. "Und dann verschwand er zwischen den Zeitzonen", sagt die Baum.

Dass ihm das Spiel mit den Zeiten gefällt, dem Lee, das wundert an dieser Stelle keinen mehr. Wurde er doch gezeugt, weil seine Mutter zu den Hopi-Indianern reiste, die die Zeit angeblich nicht kennen. Außerdem ist er einer, der eloquente Liebesgeständnisse denkt und zur Burgerverkäuferin dann doch nur "Ohne Zwiebel bitte" sagt. Er ist einer, dem es Spaß macht, dass man zwar Unfug, aber nicht Fug reden kann. Eben einer, den Wolf Haas erschaffen hat, der wortverliebte Bestsellerautor, der immer, wenn er gerade keine Brenner-Krimis schreibt, die Unterhaltungsliteratur neu erfindet. Sein Roman "Das Wetter vor 15 Jahren" (2006) ist ein Interview mit Wolf Haas über seinen neuen Roman "Das Wetter vor 15 Jahren".

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In Autor Tags Theater, Roman, Haas, Sprache

AMORPHE WELT – Interview mit Terry Gilliam im WIENER 396

December 1, 2014 Martin Pesl
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© Terry Gilliam

Amorphe Welt

Luxus ist, sich nicht dreinreden zu lassen! Terry Gilliam über „The Zero Theorem“ mit Christoph Waltz und natürlich über Monty Python

Christoph Waltz sitzt nackt inmitten einer riesigen ehemaligen Kirche, starrt auf hysterisch unverständliche Grafiken in einen Computerbildschirm und wartet auf einen Anruf. Müsste man raten, wer sich dieses Einstiegsbild für seinen neuen Film ausgedacht hat, läge man wohl schnell richtig: bei Terry Gilliam, dem Comiczeichner der Monty Pythons, dem Schöpfer surrealer Zukunftsvisionen, die so zukünftig gar nicht sind, dem visuellen Visionär der Achtziger, der mit „Brazil“ einen der vergnüglichsten Sci-Fi-Albträume aller Zeiten erschaffen hat, aber sagt: „Ich habe keinen blassen Schimmer, wie die Zukunft wird.“ Sein neues Werk „The Zero Theorem“ schmorte im Vergleich zu anderen Großprojekten wie dem legendären „Don Quixote“-Film, über dessen kostenbedingtes Scheitern gar eine eigene Kinodoku existiert, nur kurz in der Entwicklungshölle. 

Jenseits des Meisterwerks

Vor der Vorführung wird einem von Insidern eingeflüstert: „Das ist kein Meisterwerk“, in das großes Werbebudget fließen dürfe, und man hoffe auf die bedingungslose Treue von Gilliams nerdig-nostalgischer Fanbase. Der Film selbst, der neben Christoph Waltz den Nasstraum Mélanie Thierry, einen (angeblich fast gratis arbeitenden) Matt Damon und wieder einmal eine zur Unkenntlichkeit frisierte Tilda Swinton zu bieten hat, enthebt sich gängigen Kategorien. Bizarre, existenzialistische Gedankenpfade, ebenso bunte wie schreckenerregende Bilder und eine pythoneske Leichtigkeit angesichts des drohenden Nichts: Meisterwerk hin oder her, es ist ein echter Gilliam, einer, der nach „12 Monkeys“ als Teil drei der „Brazil“-Trilogie durchgeht. 

„Meine Idee ist das jedenfalls nicht“, sagt Terry Gilliam später im Interview. „,Brazil‘ hat einfach meine damalige Weltsicht wiedergegeben. Dass er heute als prophetisch eingestuft wird, finde ich sehr amüsant. Die Zeiten ändern sich. Die Welt ist amorph und unfokussiert geworden, Politiker machen Kasperltheater: Sie handeln emotional, prügeln aufeinander ein. Während es da aber noch um so was wie Nationalismus geht, fällt das bei den großen Firmen weg, wo nur Geld und Zahlen eine Rolle spielen.“

Das Management (Matt Damon) einer dieser Firmen will, dass ihr Mitarbeiter Qohen Leth (Waltz) die Formel knackt, nach der alles nichts ist. Obwohl das Drehbuch von Pat Rushin ist und nicht von ihm, entspricht es Gilliam sehr, in 30 Jahren von Monty Pythons „Sinn des Lebens“ zu einer Geschichte zu gelangen, in der mathematisch bewiesen werden soll, dass das Leben keinen Sinn hat. „Dabei hockt es seit jeher in unserem Genmaterial, den Sinn finden zu wollen.“ Das gilt vor allem für Qohen Leth, den soziophoben Einzelgänger. „Viele Menschen, vor allem freiberufliche Journalisten, bestätigen mir, wie sehr sie sich mit Qohen identifizieren. Sie verstehen genau, was es heißt, dem Lärm der modernen Welt entfliehen zu wollen. Umgekehrt verstehen sie auch diese gewisse Impotenz, die der Figur innewohnt. Wenn sie ständig alleine schreiben, sehnen sie sich erst recht wieder nach Anschluss.“ Stimmt.

„Film ist die luxuriöseste Kunstform“

Hauptdarsteller Christoph Waltz hat sich vom Rühren der Werbetrommel ausnehmen lassen, er gibt keine Interviews. „Das hasst er“, entschuldigt ihn sein Regisseur. „Und wie andere ganz Große, etwa Robert De Niro und der verstorbene Heath Ledger, ist er daher auch ganz schlecht darin. Sie sind gute Schauspieler, da müssen sie nicht auch noch gute Verkäufer sein.“

Waltz schafft etwas Unmögliches: Er erfüllt eine Rolle, die von sich aus leblos und apathisch ist, mit Leben. „Ich glaube, es liegt daran, dass Christoph, der ja aus einer großen Theaterfamilie kommt, immer hart gearbeitet, aber erst mit 53 Anerkennung erfahren hat. In dieser Zeit hat sich sehr viel Neid und Frustration aufgestaut, was er exzellent benutzen kann.“ Ob Qohen Leth eine Marionette seines Managements bleibt, sei nicht verraten. Aber was müsste geschehen, damit der große Filmstudiorebell Gilliam sich zur Marionette machen lässt? „Ich glaube, es ist zu spät, mich zu ändern. Ich respektiere Autorität in jeder Form, ich will nur in der Lage sein, sie jederzeit zu hinterfragen. Bei der Arbeit als Filmemacher will ich nicht täglich von äußerst nervösen Studiovertretern kontrolliert werden. Filmemachen ist komplex, es ist die luxuriöseste Kunstform überhaupt.“

Apropos, wie geht es „Don Quixote“? „Es sieht gut aus. Wir haben Schauspieler, wir finanzieren gerade. Und vielleicht – nein, sicher werden wir nächstes Jahr drehen. Dieses Projekt ist mein eigener Luxus. Er besteht darin, immer und immer wieder zu versuchen, diesen Film wiederzubeleben. Luxus ist, sich Zeit zu nehmen für das, was ich tue. Das ist es, was ich mir für das Geld kaufe, das ich verdiene. Ich mache alle drei, vier Jahre einen neuen Film. Anstatt mir eine schöne Yacht oder eine Uhr zu kaufen, investiere ich mein Geld in neue Ideen.“ Pause. „Wenn ich richtig reich wäre, hätte ich gerne einen Privatjet. Aber ich bin nicht mal reich genug, mir einen zu mieten. Ich fliege Ryanair.“ 

And now for something completely different

Die eine Abschlussfrage muss sein: Wie hat ihm die Reunion der Monty Pythons diesen Sommer gefallen, und war es die letzte? „Erst habe ich mich überhaupt nicht darauf gefreut, weil sie mich von anderem abhielt. Aber am Ende hatte ich richtig Spaß. Wir waren in einem riesigen Stadion, aber da das Publikum so mitgegangen ist, fühlte es sich intim an wie in einem Raum mit deinen 16.000 engsten Freunden. Im Moment gibt es keine Gespräche über eine Wiederaufnahme. Aber auch kein ,Nie wieder‘. Es ist einfach nicht sonderlich gesund, wenn wir allzu viel Zeit miteinander verbringen.“


FILMISCHES: ALLES NICHTS

„THE ZERO THEOREM“ IM KINO

KEIN SINN DES LEBENS. Computergenie Qohen Leth wohnt in einer Kirche. Er mag keine Menschen, wartet nur auf „den Anruf“. Um ihn – vielleicht – zu erhalten, forscht er nach dem Null-Theorem, der Formel für die Sinnlosigkeit von allem. Terry Gilliams neue Perle ist schräg und bunt, stimmt nachdenklich und lässt einen dann darüber lachen.

Ab 5.12. im Kino.

www.thezerotheorem-movie.com



In Autor Tags Film, Porträt, Interview

DER GOLDENE ESEL – Blitz-Bildung des Romans von Apuleius im WIENER 396

November 26, 2014 Martin Pesl
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© Martin Thomas Pesl (WIENER, S. Fischer)

Apuleius

Der goldene Esel

Deutsch von August Rode

Luxus ist, Rosen zu fressen und Esel zu vergolden! Der WIENER liest für Sie den weltersten Roman: Toll trieben es die alten Römer

“Jetzt beginnt es. Merke auf, es wird zu lachen geben.”

Ha-ha-ha. Wahnsinnig lustig findet Ich-Erzähler Lucius den Scherz, den man ihm auf einer Handelsreise durch Thessalien, das Land der Hexerei, spielt. Man klagt ihn öffentlich des Mordes an und zerkugelt sich, als sich herausstellt, dass die Männer, die er erschlagen haben soll, einfach drei Schläuche waren. Und richtig zum Brüllen ist es ihm, als er sich nach einer Liebesnacht mit der Dienstmagd Fotis in einen Esel verwandelt findet. Um seine ursprüngliche Gestalt wiederzuerlangen, muss Lucius Rosen fressen. Klingt idiotensicher, aber bis es gelingt, wechselt das arme Vieh mehrfach Besitzer und Ort, wird Zeuge von allerlei schlüpfrigen Schweinereien und Gaunereien – so ist der erste vollständig erhaltene Roman der römischen Antike reichlich mit Handlung angefüllt.

Der moderne Leser hat dabei schon auch zu lachen, aber noch mehr zu staunen darüber, mit wie viel Sex & Crime so ein 2000 Jahre altes Werk angefüllt war; Lateinschüler werden vor Scham erröten, dafür wird ihnen das Durchdeklinieren gleich viel mehr Spaß machen. Denn der „asinus aureus“ kriegt mit seinen langen, spitzen Ohren alles mit: Seitensprünge untreuer Ehefrauen, Schlachtpläne sadistischer Räuberbanden und priesterliche Orgien. Auch der Esel selbst zieht bei den sexuellen Ausschweifungen den Schweif nicht ein. Am Ende wieder Mensch  geworden, gibt Lucius sich fromm dem Isisdienst hin, frönt also der eher weißen Magie. Hier finden sich wohl auch autobiografische Züge: Auch dem Autor Apuleius, einem leidenschaftlichen Orgien-Mysterien-Anhänger, sollen magische Tendenzen nachgesagt worden sein, die Zeit nach dem Schriftstellertum verbrachte er in Nordafrika – als Oberpriester. „Siehe!“, schreibt er weiterhin gut gelaunt. „Nun hast Du alles gehört: aber auch verstanden? Unmöglich!“

Was die Wissenschaft tatsächlich nicht ganz versteht, ist, welche Absicht der vermutlich im Jahr 123 n. Chr. geborene Apuleius, der sonst Gedichte und philosophische Werke schrieb, mit dieser ulkigen Posse verfolgte. „Metamorphosen“ soll sein Buch ursprünglich betitelt gewesen sein, und vollständig erhalten ist es vermutlich wegen seiner religionsgeschichtlichen Bedeutung. Die Haupthandlung hat Apuleius einem alten griechischen Stoff entnommen, einzelne Geschichten in der Geschichte – vor allem die berühmte Erzählung von „Amor und Psyche“ – dürfte er selbst erfunden haben. 


METAMORPHOSEN
er „Esel“ hat sich in 2000 Jahren vielfach verwandelt

Amor und Psyche

Kommen Ihnen die Namen bekannt vor? In Patrick Süskinds Beststeller „Das Parfüm“ stehen sie für eine ganz besondere Duftnote. Im Louvre und in der Emeritage stehen bekannte Skulpturen, die das Liebespaar aus Gott und Mädchen zeigen. Erfunden hat sie wohl Apuleius, die Geschichte wird über drei der elf Bücher im „goldenen Esel“ hinweg erzählt: Venus’ Sohn Amor soll das schönste Mädchen ever, Psyche, dazu bringen, sich in einen schlechten Mann zu verlieben, verfällt ihr jedoch selbst. Die Tochter, die sie am Ende kriegen, heißt übrigens Voluptas: Lust.

„Das Dekameron“

Im 14. Jahrhundert griff Giovanni Boccaccio das Motiv der erotischen Episoden ohne jede Hemmung auf und erweiterte es zu seinen hundert Geschichten über die Liebe, die als „Decamerone“ Weltruhm erlangen sollten. Auch hier werden mit frivoler Ironie die verschiedensten Konstellationen geschildert, Streiche gespielt, Hörner aufgesetzt. Und Esel gibt es auch.

„Ein Sommernachtstraum“

Im Zauberwald vor Athen treffen sich nicht nur die Liebenden, um ihre Ruhe zu haben, sondern auch die Handwerker, um ihre kleine Aufführung für den Herzog zu proben. An der talentiertesten Rampensau – Zettel, dem Weber – testet der schelmische Elf Puck seinen Liebestrank. Er setzt ihm einen Eselskopf auf und sorgt dafür, dass die Elfenkönigin Titania sich in das entstellte Wesen verliebt. Und jetzt wird auch klar, wie Shakespeare auf die Idee kam.  

Schelmenroman

„Der goldene Esel“ ist nicht nur unser erster Roman, auch unser erster Schelmenroman, obwohl diese Genrebezeichnung erst im Spanien des 16. Jahrhunderts aufkam. Immer geht es um einen ungebildeten, aber bauernschlauen Helden, der sich mit mehr Glück als Verstand durchschlägt. Es gibt sie in allen Epochen: Cervantes’ „Don Quijote“ ist so einer, Grimmelshausen „Simplicissimus“ ein anderer. Mit ihm ist Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“ quasi direkt verwandt, und wenn man die Linie weiterverfolgt, landet man bei einem so jungen wie alten Schelm der 2010er-Jahre: jenem „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“.


SCHLÜPFRIGES: „ICH HALTE DIR STAND“. Was in Apuleius’ Klassiker alles emporgereckt wird. 

“„,(...) Sobald ich Amors ersten Pfeil tief im Innern fühlte, spannte ich gleich aus voller Kraft meinen Bogen, daß Horn und Sehne springen möchten. Allein, willst Du mir ganz meine Wünsche gestatten, so löse Dein Haar, daß es Dich frei umwalle, und überlaß Dich also meiner Umarmung.‘ (...) ,Auf denn,‘ ruft sie, ,zum Kampf! Mutig zum Kampfe! Ich halte Dir Stand und weiche nicht. Zeige, daß Du ein Mann bist, sei tapfer und stirb tötend; denn heute gibt’s keinen Pardon!‘”
— S. 39
“Was mich betrifft, (...) ich stolzierte hochtrabend einher, und mit emporgereckten Ohren und offenen Nüstern frohlockte und jubilierte ich dermaßen aus vollem Halse, daß alles nur dröhnte.”
— S. 156f.
“Denn der erste Funke der Liebe ist klein und erwärmt angenehm das Herz; aber wenn er durch den Umgang angefacht wird, so lodert er in Flammen auf, die endlich in wilder Glut unser ganzes Wesen verzehren.”
— S. 169
“Auf diese hämische Spötterei führte er das Bürschchen, sehr wider seinen Willen, zu Bett, schloß sein keusches Weib unterdessen anderswo ein und, allein mit ihrem Liebsten, übte er an demselben die ganze Nacht hindurch die süßeste Rache für die ihm zugedachten Hörner.”
— S. 211

In Autor Tags Blitz-Bildung, Buch, Roman
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