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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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SPAZIERGANG MIT EINEM BÖSEWICHT – Interview mit Rick Yune im WIENER 394

September 19, 2014 Martin Pesl

Spaziergang mit einem Bösewicht

Rick Yune liebt Wien. Wer ist das und warum?, werden Sie fragen. Nun, erschöpfend klären konnten sich diese Fragen nicht, aber fest steht: Rick Yune liebt Wien. Eine hochsommerliche Begegnung am Ring.

Er ist wieder da! Hollywoods asiatischer Lieblingsbösewicht Rick Yune war zuletzt bei der WIENER-Galapremiere des Weißes-Haus-Geiselnahme-Actionreißers „Olympus Has Fallen“ zugegen. „Das war viel schöner als die Premieren in Amerika, weil die Leute einfach nur Spaß haben und nicht krampfhaft ein Gesichtsbad nehmen wollten“, erinnert er sich. Und jetzt, zwischen einem sozialen Projekt in Botswana und weiteren Reisen nach Paris und Singapur, genießt er ein verlängertes Wien-Wochenende. Er ist im Grand Hotel abgestiegen und erfreut sich des Sonnenscheins und der elegant gekleideten Frauen, die auf der Ringstraße an uns vorbeischlendern. „Ihr wisst hier, wie man lebt“, schwärmt er. „Hier ist nicht alles Arbeit. Wien ist nicht so globalisiert wie andere Städte. Es hat sich eine Authentizität bewahrt, hier ist die Geschichte nicht zugedeckt worden.“

Nun herrscht üble Klischeegefahr. Eh klar, alle Japaner stehen auf die Oper, auf alles, was Habsburg atmet, und jeden Stein, den die Wiener Philharmoniker mal beschallt haben. Der Fehler beginnt aber schon damit, dass Rick Yune, geboren und aufgewachsen in Washington, D.C., ein waschechter US-Amerikaner ist und seine Vorfahren aus Korea stammen. Als beinharter (nord!)koreanischer Terrorist durfte er in „Olympus“ denn auch den US-Präsidenten in Schach halten und das halbe Weiße Haus niedermetzeln. „Ich war schockiert, wie viele Frauen das angetörnt hat“, berichtet er.

Auf eine allzu klare Schwarz-Weiß-Trennung will er sich jedoch nicht fixieren lassen. „Für viele Menschen auf der Welt ist der amerikanische Präsident der Schurke. Ich bin in Washington aufgewachsen und habe daher den Innenblick. Ich habe mitgekriegt, wie die sogenannten Guten kriminell wurden und trotzdem wiedergewählt, und wie die sogenannten Bösen sich rührend um ihre Familie kümmerten. Hier gibt es einige, die nichts dagegen hätten, das Weiße Haus mal in Beschlag zu nehmen. So fällt denn auch sein Tipp in Sachen Bösewichterpsychologie aus: „Du musst einen Antagonisten so gestalten, als könnte er auch der Protagonist sein: als jemanden, der etwas erreichen will.“

Wissen, wie man lebt

Inzwischen wohnt er nicht mehr in D.C. Ein Agent entdeckte den feschen Wirtschaftsstudenten vor ein paar Jahren zuerst für das Modelgeschäft, dann für Hollywood. Die Kenntnis der Wirtschaft kommt im zugute. „Auch im Film geht es immer darum, Risken einzuschätzen.“ Fast kleinlaut schildert er, er habe Familie in L.A. „Aber ich bin auch sehr viel hier.“ Ein lustiger neuer Wahlwiener also – mit dem Grand Hotel als Homebase für ein Leben auf Reisen: Es klingt, als wisse Rick Yune durchaus selbst am besten, wie man lebt.

Ein bisschen Geheimnis bleibt aber stets. Das betrifft besonders sein aktuelles Projekt, eine neue Netflix-Serie, die generell als eines der geheimnisvollsten Projekte 2014 gilt. Mehr gemunkelt wird hierzulande eigentlich nur darüber, wann der amerikanische Internet-Content-Anbieter und – seit der fulminanten Politserie „House of Cards“ – auch Serienproduzent denn nun endlich in Österreich startet, und wie. Beides ist für ganz bald angekündigt: der Ö-Start und die Serie „Marco Polo“, die wohl die Reise des italienischen Entdeckers zum Hof des Kaisers von China, Kublai Khan zum Inhalt hat. Ganz sicher kann man das nicht sagen, denn Details über die Serie werden gehütet wie Xanadu, der Lustgarten des besagten Kaisers.

Von Rick Yune nun erhofft man sich Insidertipps und zwangloses Geplauder über die aufregendsten Dreherlebnissen. Aber er darf nicht einmal sagen, welche Rolle er spielt. „Ich habe so Lust, darüber zu sprechen“, sagt er. Tut er nicht, dafür versteht er zu teasen: „Die Leute von Netflix legen unglaublich viel Wert auf Qualität; dass Szenen aus budgetären Gründen geändert werden, gibt es da nicht! Da wird etwas ganz und gar Ungewöhnliches aufgebaut, und es wäre sehr respektlos und schade, etwas vorwegzunehmen. Sagen Sie, was tun die Menschen in Wien an einem so schönen Tag?“

Hm, sie gehen vielleicht schwimmen, wenn sie nicht arbeiten müssen...? „Wirklich? Kann man das hier in der Nähe? Wie weit ist es mit dem Taxi?“ Und schon träumt sich der neue Wiener der Herzen mit einem Obstler an den Donaukanal. Für den Winter ist Yune als Opernballgast im Gespräch, freut sich auf Walzerstunden. Wenn Netflix gelauncht wird, das verspricht er jetzt schon, fliegt der Dauergejetlagte sofort wieder in seine Wahlheimat. Da trinken wir dann zusammen ein Stamperl.

Nun, da war ja jetzt. War er da? Hat ihn jemand gesehen? Berichte willkommen!


NETFLIX? NED FIX! – GEHEIMNIS MARCO POLO

RICK YUNE. Er ist 43, aber er hat sich gut gehalten. Als Asia-Model hat er gearbeitet, Wirtschaft hat er studiert, jetzt ist er Filmschauspieler. 2002 stieg er in den Olymp der Bösewichter auf, als er in „Stirb an einem anderen Tag“ James Bond zum Gegner hatte. Apropos Olymp: Die andere prägende Bösewicht-Rolle war ein fieser Nordkoreaner im Weißen Haus 2013: „Olympus Has Fallen“.

MARCO POLO. Im Dezember 2014 soll die Serie auf Netflix starten. Lorenzo Richelmy spielt die Titelrolle, Benedict Wong ist Kaiser Kublai Khan. Einer der vorgesehenen Stuntmans verschwand auf dem Weg zu den Dreharbeiten in dem dubiosen Malaysia-Air-Flieger. Rick Yunes Rolle ist Stand Anfang September noch immer als „to be announced“ angeführt.

www.netflix.at

In Autor Tags WIENER, Film, Interview

JUGEND INNOVATIV 2013/14 – Kurzprofile, Nominee-Clips, Finalist/innenbroschüre

September 11, 2014 Martin Pesl
(c) Jugend Innovativ

(c) Jugend Innovativ

Auftraggeberin

cardamom – Agentur zur Förderung des guten Geschmacks

Auftrag

Verfassen von 39 Kurzporträts sowie Konzeption und Moderation von insgesamt 47 Kurzvideos zu den Finalteams des Wettbewerbs Jugend Innovativ 2013/14, später Korrektorat der Finalist/innenbroschüre

Projektinfo

Jugend Innovativ ist der größte österreichweite Schulwettbewerb für innovative Ideen. Der Wettbewerb ermöglicht jungen Menschen, ihre eigenen Ideen weiterzuentwickeln, zu verwirklichen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Projektthema kann frei gewählt werden, muss aber in eine der folgenden Kategorien passen: → Young Entrepreneurs , → Design , → Engineering , → Science , → Sustainability , → idea.goes.app oder → tech&society.

Seit mittlerweile 26 Jahren beweisen Österreichs Schülerinnen und Schüler, dass Innovation nicht nur eine Sache der „Erwachsenen“ ist, indem sie geniale Ideen und Entwicklungen im Rahmen von Jugend Innovativ der Öffentlichkeit präsentieren und damit zeigen, welches Kreativitäts- und Innovationspotenzial in ihnen steckt!

Die besten Projekte der 27. Jugend-Innovativ-Wettbewerbsrunde wurden von 24. bis 30. April 2014 im Rahmen der Halbfinalevents in den Bundesländern und im Rahmen des 27. Bundes-Finales, das vom 26. bis 28. Mai 2014 im Raiffeisen Forum Wien stattfand, ausgestellt und mit Preisen im Wert von über EUR 60.000,- ausgezeichnet.

Weitere Informationen…

Media

Nominee-Clips für die Kategorie Sonderpreis tech&society

In Autor, Sprecher, Lektor Tags Video, Moderation

POSITIVE ENERGIE – Interview mit Gunkl im WIENER 393

August 21, 2014 Martin Pesl
© Gunkl

© Gunkl

POSITIVE ENERGIE

Gunkl hat einen „Stapel Anmerkungen“. Der Kabarettist über sein neues Programm, Christkind und Kasperl und andere Gescheitheiten

Man zweifelt nicht am Gunkl, das rächt sich. Fragt man ihn zweieinhalb Monate vor der Premiere (3.9.) seines neuen Programms, wie weit er schon ist, sagt er: „Na, fertig, ich will ja den Sommer frei haben.“ Wenn man dann anmerkt, dass er den Titel „So Sachen – Ein Stapel Anmerkungen“ sicher schon wählen musste, bevor er wusste, worum es gehen wird – so aus marketingtechnischen Gründen –, hat man ihn schon wieder nicht ertappt: Am 1. Jänner hat er zu schreiben begonnen, erst als die Hälfte des Programmes da war, kristallisierte sich der Titel heraus. „Das vorige Programm ,Die großen Kränkungen der Menschheit‘ war thematisch ein großes Trumm“, erklärt er. „Diesmal ist es – auch dem Titel gemäß – etwas leichtfüßiger. Es geht nicht um einen schweren Klotz, der in der Welt steht und von mir behauen werden muss, weil ich mir das einbilde, sondern es geht um verschiedene Dinge. Es geht um die Differenz zwischen dem, was ist, und dem, was man gerne glaubt.“ Wer zum Beispiel glaubt, dass er den deklarierten Autismus des Günther Paal und seine absolute Mainstream-Ferne problematisch reden kann, differiert von der Realität. Ein Gespräch mit einem, den – laut Pressetext – eigentlich nur der Kasperl verwirrt.

Was ist das Verwirrende am Kasperl? Sein Begrüßungsprotokoll und vor allem der Umstand, dass es durchgeht und keiner denkt: Moment einmal, was ist denn mit dem? Das Verwirrende ist, dass er fragt: Seid ihr alle da? Als Kind habe ich mir gedacht: Sag einmal, natürlich sind die, die da sind, alle da. Aber ich war der einzige, dem aufgefallen ist, dass diese Frage völlig sinnlos ist.

Wie lange haben Sie ans Christkind geglaubt? Nicht gar lang. Die anderen Kinder in der Volksschule haben Briefe ans Christkind geschrieben, ich nicht. Ich habe trotzdem Geschenke bekommen.

War es nicht ein gewisses Risiko, keinen Brief zu schreiben? Ich habe ja etwas gekriegt, bevor ich schreiben konnte.

Was ist der größte Blödsinn, den Sie als Kind erzählt bekommen haben? „Wenn man sich ganz, ganz lieb hat, bekommt man ein Kind.“ Ich habe mir gedacht: Die Queen von England wird von ihrem ganzen Volk geliebt. Die müsste ja G’schropp’n außehauen wie eine Ameisenkönigin.

Gibt es Dinge, die Sie heute noch verwirren oder wundern? Toleranz. Also dass das im Trallala-Denkparcours etwas Feines, Nettes ist, wo nix Böses, Garstiges dabei sein darf. Dabei ist sie wesentlich an zwei unangenehme Dinge gekoppelt: 1. Das, was ich toleriere, ist etwas, das ich nicht mag – Frühstück ans Bett muss ich nicht tolerieren. 2. Toleranz ist ganz wesentlich an die Macht gekoppelt, sie wieder abzustellen – ein Gewitter nicht zu tolerieren ist problematisch. Toleranz zu fordern oder zu behaupten, aber diese zwei Dinge nicht mitzudenken, macht Toleranz unwuchtig in der Welt.

Wenn man beim Fragenstellen nur herausfindet, was die anderen einem sagen, lohnt es sich dann überhaupt noch, Fragen zu stellen? Man muss halt sehr lang fragen. Ob das immer zielführend ist, ist nicht gesagt. Meistens, wenn du eine Frage stellst, erfährst du nur, was der andere erzählen will, in seinem Weltbild, das ein gewisses Wertegatter hat. Und je nachdem, wie sehr das, was du fragst, mit seinem Wertegatter kollidiert, werden die Antworten ausfallen. Aus einer Denkfaulheit ist kaum jemand bereit, aus seinem Wertegatter herauszusteigen und sich eine Situation anzuschauen. So und so, und nicht so und anders.

Kinder sind dem ja ausgeliefert, weil sie nur einem eingeschränkten Personenkreis ihre Fragen stellen können. Wie kommen sie da raus? Nicht aufhören zu fragen! Irgendwann aus diesem Parcours heraustreten und sich alle Antworten in einer Art Metastudie anschauen: Wie unterscheiden sich die Antworten, und welche Schlüsse auf die Beschaffenheit der Welt kann ich daraus ziehen?

Bietet Ihr Programm denn Ideen für unser Bildungssystem? Das ist ein Fass, das man zwar aufmachen kann, aber in zwei Stunden nicht leerkriegt. Ich teile aber  ausdrücklich nicht die Vorbehalte vieler meiner Kollegen Lehrern gegenüber. Ich suche nicht gleich den billigen Schulterschluss mit dem Publikum, indem ich Lehrer als Volltrotteln bezeichne. Die Ausgangsposition in der Schule ist, dass der Lehrer mehr weiß als ich! Deshalb gehe ich hin. Das ist so wie dieses „ORF – Wie wir“. Falsch! Ihr seid öffentlich-rechtlich, ihr habt einen Bildungsauftrag. Und die Vermittlung von Bildung funktioniert nur über einen Gradienten: Der ORF darf nicht so sein wie wir. Er muss besser sein, er muss gescheiter sein.

Der Kabarettist ist ja auch ein bisschen in einer Lehrerposition. Sollen die Leute verändert und belehrt aus Ihrem Programm rausgehen? Es geht mir nicht um die Differenz zwischen dem, was ich weiß, und dem, was die Leute wissen. Es ist, was ich an Harald Lesch so schätze: Der weiß wirklich viel. Er weiß so viel, dass er weiß, was er weglassen kann, ohne dass es falsch wird. Und wenn er im Fernsehen spricht, hat er eine Freude daran, dass man etwas wissen kann, und er will, dass es so viele Leute wie möglich wissen. Den Ansatz teile ich mit ihm.

Sie haben keine eigenen Kinder. Aber gibt es in Ihrem Umfeld Kinder, die Sie zu aufgeklärten Gunkls machen können? Ich bin in der privilegierten Situation, mit meiner Nichte immer schon so geredet zu haben, als hätte ich mein Wunschbild von einem erwachsenen oder zu erwachsenden Menschen geformt. Das darf ich mir aber nicht auf meine Fahnen heften, das ist ausschließlich meiner Schwester zuzuschreiben, die eine sehr lebenskluge Frau ist. Als meine Nichte etwa 13 war, fand sie hinten in meinem Auto das „Spektrum der Wissenschaft“ mit einer Titelgeschichte über negative Energie. Und sie meinte: „Wie kann es denn so etwas geben? Energie kann doch nur positiv sein!“ Toll.

Wie läuft es mit Ihrem Asperger? Das ist für mich zufriedenstellend stabil. Es ist die Landschaft, in der ich eben bin.

Nach zehn Programmen, die verlässlich immer in der Kulisse Premiere hatten, starten Sie nun im Stadtsaal. Wie kommt es dazu? Ich habe zehn Programme lang Premiere in der Kulisse gemacht. Ich mag den Stadtsaal sehr gern. Alles, was dort ist, ist wirklich fein. Und meine Schwester arbeitet auch dort. Das war das Zünglein an der Waage.

Warum haben Sie sich für das neue Programm drei Jahre Zeit gelassen? Weil ich die „großen Kränkungen“ sehr gerne spiele und sie kein Ablaufdatum haben. Ich werde sie nach der Premiere des neuen Programmes noch in Luzern und am Denkfest in Zürich spielen.

Die Schweiz! Ist da das Publikum anders? Die Schweiz hält, was ich mir von Deutschland versprochen habe, sofern es um Disziplin, Akkuratesse, Sauberkeit und Trockenheit geht. Darauf kann man sich verlassen. Das Publikum ist irrsinnig bei der Sache, offen, sitzt da und hört zu. Es gibt keine Meinung, die befriedigt werden will. Es ist eben völlig neutral.

Beobachten Sie Entwicklungen im Kabarett? Gerhard Walter kenne ich als Freund viel länger als als Solokabarettist. Aber sein Programm „Happy End“ mag ich. Es ist sehr herzlich, so etwas könnte ich nie. Er hat eine hochromantische Figur entworfen, die etwas will, was nicht geht. Aber es ist so schön und edel, warum er es will und dass er es probiert. Außerdem ist es zum Wegschmeißen lustig. Also zum Sich-Wegschmeißen.


BIOGRAFISCHES

© Gunkl

© Gunkl

Name: Günther Paal
Geboren: 23.3.1962 in Wien. Größe/Gewicht: 1,80 m, unter 80 (hoffe ich).
Familienstand: Seit 30 Jahren mit einer Frau zusammen.
Essen: Wenn es denn sein muss, ohne Zwiebel, ohne Knoblauch, und wenn’s geht, scharf.
Trinken: Ich bin nicht praktizierender Alkoholiker.
Ort: Wien, weil ich da daheim bin, und im Urlaub im Auto, weil da bin ich alleine.
Stärke: Frustrationstoleranz.
Schwäche: Eine gewisse Leidenschaftslosigkeit.
Lebensmotto: Horaz: „Nütze und erfreue.“ „Nütze“ als transitives Verbum mit Dativ gemeint, und „erfreue“ auch nicht dich, sondern die anderen.
Buch: Derzeit „A Universe from Nothing“ von Lawrence M. Krauss. Da erklärt er sehr elegant, dass es für ein Universum original nix braucht.
Film: „Magnolia“.
Musik: Alles, was ernst gemeint und gut gespielt ist.
www.gunkl.at

In Autor Tags WIENER, Interview

MANN VON WELT – Porträt des Filmemachers Edgar Honetschläger im WIENER 392

July 17, 2014 Martin Pesl
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© Andreas Jakwerth

 

ACHSE ROM–L.A.

Finden Sie den Nabel der Welt! Es ist Rom, sagt Edgar Honetschläger. Warum, erklärt er mit seinem irren neuen Milliardenfilmprojekt.

Inmitten von 500 m2, die über und über mit großformatigen Malereien ausgelegt sind, sitzt ein Mann mit wildem grauem Haar in einem Lehnstuhl und hört beschwingte Musik. „Hallo“, sagt er mit sanftmütiger Stimme. „Kaffee?“ Den bereitet einem Edgar Honetschläger dann eher unbeholfen zu, während der Wasserhahn läuft, „weil das den Rohren hier draußen guttut“. Draußen fürwahr, im 23. Bezirk, liegt sein Atelier. Hier präsentiert sich ganz der wilde Künstler, sagt aber: „Ich bin Ordnung gewohnt.“ Darum war ihm das Jahr, als er einen Thriller in Brasília drehen wollte, ein Albtraum. „Die Italiener kommen immer zu spät, aber die Brasilianer kommen gar nicht! Und sie halten dich für einen Kolonialisten.“ Der Produzent büxte mit dem Vorschuss des ORF aus; nur dank seiner Freundschaft mit dem damaligen Programmdirektor kam Honetschläger glimpflich davon. Er schrieb den Thriller zum Märchen um und drehte mit weniger Budget in Japan.

Der Kosmopolit

Tokio, New York, Kalifornien – und zuletzt auch Italien: Rom, Florenz, Sizilien, Umbrien. Wenn man sich mit Edgar Honetschläger unterhält, poppt alle paar Minuten ein neues „und dann war ich in“ oder „habe dort gelebt“ auf. Eigentlich ist er aus Linz, aber sein Dialekt ist das einzige, was ihn irgendwo verortet. Nur indem er nirgendwo und überall dazugehört, hielt er es ein Jahrzehnt in Japan aus. „Die Japaner sind noch viel ausländerfeindlicher als wir das gewohnt sind. Dort kommst du nur klar, wenn du gar nicht erst versuchst, dich zugehörig zu fühlen. Da das bei mir immer schon so war, hat es gut gepasst.“ 

Auch beruflich hat Honetschläger keine Szene, in der er sich häuslich einrichtet. „Die Kunstleute stecken mich in die Filmecke, die Filmleute in die Kunstecke.“ Wenn er beginnt, einen Film zu machen, ist längst nicht entschieden, ob der ausschließlich in Museen und auf Kunstfilmfestivals laufen wird oder im Gartenbaukino und im normalen Vertrieb, wie jüngst „Aun“ oder „Omsch“, die Doku über seine 102-jährige Nachbarin. Auf der documenta X 2001 in Kassel hatte er seinen Durchbruch in der bildenden Kunst. In Italien wird er aber gerne mit Filmemachern wie Antonioni verglichen, die englische Wikipedia führt ihn als Modeschöpfer eines Sortiments für Hühner an. Ja, Hühner.

Seine documenta-Arbeit verwies auf einen Japaner, und er kämpfte vergeblich darum, keine Nationenbezeichnung anzuführen, das Rätsel ungelöst zu lassen. Einerseits überschneiden sich seine Kreise durchaus mit der österreichischen Politik und er wird schon mal zum Kanzlerfest eingeladen. Andererseits ist ihm – ganz unösterreichisch – Besitzstreben so fremd wie Kategorisierung. „Ich will nicht eingesperrt sein und immer an den gleichen Ort fahren müssen. Sich einzubilden: das ist jetzt meine Scholle, und im schlimmsten Fall vererbe ich sie, heißt, die Endlichkeit nicht zu akzeptieren. Ich setze als Künstler eh ständig was in die Welt; das ist mehr als genug.“ Dementsprechend hat er das gigantische Atelier bei der Besitzerin auch nur vorübergehend eingetauscht – gegen Kunst.

Vor dreieinhalb Jahren kam er hierher, um das vielleicht größte Projekt seines Lebens vorzubereiten. „Billionaire“ wird „das erste Roadmovie, das im Studio gedreht wird“, und bedarf daher einer Unzahl an gemalten Kulissen, die hinter den Darstellern und ihrer 50er-Jahre-Karre vorbeigekurbelt werden. Und die hat die selbsternannte „One-Man-Show“ Honetschläger natürlich alle selbst gemalt. „Ich dachte damals, ich wäre in drei Monaten fertig“, lacht er. „Dann musste ich die Besitzerin beknien, mir den Raum noch weiter zur Verfügung zu stellen.“

“Als gelernter Österreicher kommt man ohne Italien schwer aus.”
— Edgar Honetschläger

Der Bildermacher

Jetzt sind die Bilder fertig und werden nach und nach auf eine eigens gebaute Maschine gespannt, um das Roadmovie in Gang zu setzen. Beginnen wird es auf einem Hügel bei Rom, von wo aus drei ulkige vatikanische Kardinäle („the Marx Brothers of Faith, wie ich sie nenne“) die Hauptfiguren (zu denen auch der Teufel gehört) auf eine kuriose Ost-West-Fahrt durch die USA schicken. Enden werden sie in Los Angeles, denn Hollywood, erklärt Honetschläger, bildet das natürliche Pendant zu Rom.

Wie das? „Der Westen dominiert nach wie vor die Welt, weil wir die Macht über die Bilder in Händen halten. Rom und L.A. bilden dabei eine Achse, denn der Vatikan war Hunderte von Jahren als Auftraggeber für den Großteil der Bilderproduktion verantwortlich, und in den letzten hundert Jahren hat das Hollywood übernommen. Wenn du in einem nicht christlichen Land lebst, andere Vorstellungen von Welt, Leben und Liebe hast, bohrt sich so ein Hollywood-Film leicht in dich hinein. Der ist so verführerisch und reizvoll, dass du dir das auch wünschst. Daher hat die Macht, wer die Bilder macht.“

Dass er besagtem nicht christlichen Kulturkreis, Japan, 2011 den Rücken kehrte, hing auch mit dem Reaktorunfall von Fukushima zusammen, aber nicht nur: „Nachdem ich in Tokio alles an Geschichte und Literatur eingesogen hatte, dachte ich mir: Was weiß ich eigentlich über meine eigene Kultur als Europäer? Und da musst du in Rom anfangen.“ Prompt zog er hin und machte die Filmtrilogie „Colors“, gefolgt von einem Film über Sizilien, das „wie eine Torte im Meer liegt“, daher der Titel: „Il mare e la torta“. In dem Spielfilm stieß Friedrich II. auf eine Reihe lebender und real mitwirkender Inpselersönlichkeiten, vom Bürgermeister Orlando bis zum Cellisten Giovanni Sollima. 

Die letzten drei Sommer hat Honetschläger in Umbrien verbracht, wo er im Haus der bedeutendsten Caravaggio-Restauratorin des Landes an seinen Filmen schnitt. Auch sie bezahlte er mit Kunst. „Als gelernter Österreicher kommt man ohne Italien schwer aus. Es ist uns doch sehr nah, nicht nur geografisch“, so die Conclusio. Und das hat eben in erster Linie mit der christlichen Kirche zu tun, die ihn grenzenlos fasziniert. „Du kannst noch so ausgetreten sein ‒ wie ich ‒, du kannst die Religion noch so sehr hassen, aber es ist halt nicht möglich, an einem Haus in Wien vorbeizugehen, ohne dass diese christliche Welt mit ihrer Symbolik und allem, was sie repräsentiert, in dich hineinkriecht.“ Die 1,2 Milliarden Seelen weltweit, die der Papst von Rom aus verwaltet, machen ihn zum Milliardär, zum „Billionaire“ eben.

Der Pleaser

Honetschlägers atheistische Freunde befürchten schon, sie könnten ihn nachher nicht mehr mögen. Deshalb ist es ihm auch wichtig zu betonen, dass er eben keinen religiösen Film macht. „Die Inhalte sind egal, es ist auch egal, wer Papst ist, es geht um den Machtfaktor, den die Institution darstellt.“ Perfekt knarzend mit dem rollenden Ami-R fügt er dann noch hinzu: „I’m a pleaser, I like to please people. Die tiefsinnige Botschaft muss nicht jeder mitkriegen. Der Film soll vor allem unterhalten, ein gutes Gefühl vermitteln.“ Und spätestens jetzt ist klar, dass Edgar Honetschläger nicht das ist, was man einen österreichischen Filmemacher nennt. Sondern viel mehr. 


BIOGRAFISCHES

IN LINZ BEGANN’S. Aber seine Eltern schickten ihn viel nach England. Später lebte er in Tokio, New York, Rom, Brasília, Wien und wahrscheinlich einigen Orten mehr. Produktionsfirmen hat er in Wien, Kalifornien und – mit seiner Frau Yokika – Tokio. Bildende Kunst und Film greifen bei ihm ineinander über. Sein erster großer Filmerfolg war „Milk“ 1997, der auch schon von der Verwestlichung der fernöstlichen Kultur erzählte, wie es auch „Billionaire“ tun wird, das vom Österreichischen Filminstitut geförderte Großprojekt mit italienischen Schauspielern, das er seit vielen Jahren vorbereitet. Drehstart: September.

In Autor Tags WIENER, Interview
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