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Martin Thomas Pesl – Autor, Übersetzer, Sprecher und Lektor

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UNENDLICHER SPASS – Blitz-Bildung zum Roman von David Foster Wallace im WIENER 365

February 22, 2012 Martin Pesl
(c) Rowohlt

(c) Rowohlt

David Foster Wallace

Unendlicher Spaß

Deutsch von Ulrich Blumenbach

Der WIENER liest für Sie Klassiker der Weltliteratur. Diesmal: Ganz großes Tennis! Ein unbarmherziges Meisterwerk, das seinem Titel alle Ehre macht

“Die Stimme vom anderen Ende der Telefonleitung war nah, straff komprimiert und konzentriert ... auch wenn die eigene Aufmerksamkeit das nicht war, der Casus Knacksus des Ganzen. Diese bilaterale Illusion unilateraler Aufmerksamkeit des Sprechers war, von emotionaler Warte aus betrachtet, geradezu infantil beruhigend: Man durfte glauben, in den Genuss der ungeteilten Aufmerksamkeit eines Menschen zu kommen, ohne sie erwidern zu müssen. (...) Das Videotelefonieren ließ diese Fantasie kollabieren.”

So jung, und schon ein Klassiker: Erst 2009 erschien die deutsche Ausgabe des wahrscheinlich bedeutendsten US-Romans der Neunzigerjahre. Oder des Jahrhunderts. Sechs Jahre lang saß der Übersetzer Ulrich Blumenbach an den 1500 Seiten „Infinite Jest“ von David Foster Wallace, kämpfte sich durch hybride Wortkreationen, Beschreibungen bewusstseinsverändernder Substanzen und frankokanadisches Englisch – für heiße 3 Euro die Stunde. So viel Kult war wohl unbezahlbar.

„Unendlicher Spaß“ spielt in einer Zukunft, in der die Anfang der Neunziger noch üblichen Videokassetten durch Filmpatronen ersetzt wurden und die Kalenderjahre nicht mehr Nummern, sondern den Namen eines Sponsors tragen, was das Steueraufkommen erhöht (z.B. Jahr der mäuschenstillen Maytag-Spülmaschine). Den Titel „Unendlicher Spaß“ trägt innerhalb des Romans der letzte, als verschollen geltende Film eines gewissen James O. Incandenza, der, bevor er seinen Kopf in die Mikrowelle steckend Selbstmord beging, 1. Gründer einer Elitetennisschule, 2. revolutionärer Filmemacher, 3. Vater dreier Söhne war. Deren jüngster, Hal, besucht nun besagte Tennisakademie und bewältigt, körperlich wie geistig hochbegabt, seine vererbte Unfähigkeit zu Emotionen durch Kiffen, um dann auf kreativem Wege die verpflichtenden Urinproben zu fälschen.

Das Heikle an „Unendlicher Spaß“ (dem Film) ist, dass er zwar ein unkonventionelles Avantgarde-Kunstprodukt, aber so unterhaltsam ist, dass er den Zuseher vom Essen und Trinken abhält und dauerhaft lahmlegt. Daher begehrt auch eine kanadische Terroristenvereinigung die Masterkopie, um sie als Waffe einzusetzen.

Diese Definition ist haarscharf daran, auch für „Unendlicher Spaß“ (das Buch) zu gelten. Am 21. 2. 2012 würde D. F. Wallace 50, hätte er sich nicht im Herbst 2008 erhängt, Folge schwerer Depressionen eines genialischen Erzählers. Liest man sein Buch, wird tragisch verständlich, wie ein so voller, kluger, prophetischer Kopf irgendwann platzen musste.

 

VERSUCH EINES ÜBERBLICKS

Die Jagd nach dem „Unendlichen Spaß“ führt Figuren aus drei Einrichtungen zusammen.

Enfield Tennis Academy

Da ist mal die Familie Incandenza: Vater James, verstorben, unnahbarer Filmemacher, Gründer der E.T.A. Mutter Avril, zwänglich pedantisch, Frankokanadierin, wunderschön und in der Verwaltung der E.T.A. tätig. Sohn Orin, Frauenheld, einst Tennisstar, doch jetzt zum Football übergegangen. Sohn Mario, behindert und entstellt, tritt filmtechnisch in die väterlichen Fußstapfen, dreht E.T.A.-Dokus. Sohn Hal, eigentliche Hauptfigur des Romans: Kann das Lexikon der englischen Sprache auswendig, ist in der E.T.A.-Rangliste aber nur 2. hinter John „Nicht Verwandt“ Wayne, der mit Avril eine Affäre hat, die wiederum mit ihrem Halbbruder Charles Tavis eine Affäre hat, der die Schule mittlerweile leitet. Schulkollegen von Hal haben schmucke Namen wie Jim Troeltsch und Ortho „der Schatten“ Stice. Übrigens war Wallace selbst lange im Profitennisgeschäft.

Ennet House Drug and Alcohol Recovery House

(Redundanz? Absicht!) Gleich um die Ecke von der E.T.A. in Boston steht die Abteilung der Anonymen Alkoholiker bzw. Rauschgiftabhängigen. Hier lebt und arbeitet die zweite Hauptfigur, Don Gately, der unbewusst Dreh- und Angelpunkt der Suche nach der Masterkopie ist. Frisch eingeliefert wird Joelle Van Dyne, Ex-Verlobte von Orin und Darstellerin im ominösen Unterhaltungsfilm seines Vaters. Sie ist verschleiert, vielleicht wegen eines entstellten Gesichts, oder weil sie so schön ist, dass jeder sich automatisch in ihren Anblick verlieben würde.

Assassins des Fauteuils Rollents

Die Mörder in Rollstühlen sind eine Terroristenvereinigung auf der Suche nach der Masterkopie. Ihr Ziel: Abspaltung des französischsprachigen Québec von Kanada. Wichtigstes Mitglied: Rémy Marathe, ein Vierfachagent, der (um die Behandlung seiner ohne Schädel geborenen Frau zu finanzieren) mit dem Geheimdienst zusammenarbeitet, während die AFR denken, dass er nur vorgibt, das zu tun. Seine Kontaktperson, der Agent Hugh Steeply, verkleidet sich zu Recherchezwecken als Journalistin und macht sich so an den dauergamsigen Orin Incandenza heran... Unendlich kompliziert, unendlich spaßig.

 

UND ÜBRIGENS...

Die skurrilsten der 388 Anmerkungen im Anhang zu „Unendlicher Spaß“:

“2. Orin hat seinen Schatten notabene nie auf die Praxistür eines professionellen Psychotherapeuten fallen lassen, seine Reaktionen auf seine Träume sind von daher a priori immer ziemlich oberflächlich.”
— Seite 1411
“128. Wertvollster Lobber.”
— Seite 1469
“182. Auch bekannt als ,Kotzen’.”
— Seite 1479
“210. Hal und Mario mussten schon lange akzeptierena, dass Avril mit über fünfzig bei Männern immer noch endokrinologische Reflexe auslöst. a. Wobei ,akzeptieren’ selbstredend nicht mit ,begeistert sein von’ verwechselt werden darf.”
— Seite 1483
“216. Keine Ahnung.”
— Seite 1484

 

In Autor Tags Buch, Blumenbach, Wallace, Roman

DER SCHIMMELNDE PFENNIG – Szenische Lesung in der Kulturdrogerie in Wien

December 15, 2010 Martin Pesl
© Deutsche Bundesbank

© Deutsche Bundesbank

Auftraggeberin

STUTHE.Studierende-Theater

Auftrag

Dramatischer Text

Projektinfo

Eine Frau findet einen schimmelnden Pfennig auf der Straße und hebt ihn auf.

Während die Frau mit dem Pfennig in der Hand in Gedanken versunken weiter geht und dabei von einer anderen Frau verfolgt wird, macht sich ein Autor zu seiner Preisverleihung ins Theater auf. Hierzu addiere man noch einen einbeinigen Kioskverkäufer und einen rosa Flamingo auf einem Plakat bei dem Kiosk, hinter dem sich die andere Frau versteckt.

Die Personen denken, während sie gehen; sie sprechen sich an, wenn sie einander treffen. Dann verlieren sie sich wieder, allein weiter grübelnd und verstecken sich hinter mit Flamingos bemalten Säulen.

„Der schimmelnde Pfennig“ wurde im Dezember 2010 in einer Inszenierung von Barbara Schenter erstmals aufgeführt. 

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In Autor Tags Theater, Dramatik, Stuthe

NEUE STÜCKE AUS EUROPA – Theaterbiennale in Wiesbaden und Mainz

June 27, 2010 Martin Pesl
© Neue Stücke aus Europa

© Neue Stücke aus Europa

Auftraggeberin

NEUE STÜCKE AUS EUROPA

Auftrag

Verfolgung des Festivals als Kritiker und Blogger

Projektinfo

Erinnerungen an das FORUM JUNGER THEATERKRITIKER 2010

Es ist schon verblüffend, wie oft ich meinem Umfeld gegenüber diesen Halbsatz verwende: „Als ich damals vor (stetig steigende Zahl einsetzen, derzeit: vier) Jahren bei diesem Journalismusworkshop in Wiesbaden war…“, dann eine kurz Pause mache, um dem Gegenüber, das sich vielleicht dunkel erinnert, dass da irgendwann einmal irgendwas war (vielleicht aber auch nicht), die Gelegenheit zur Zustimmung zu geben, und dann eine anlassbezogen total relevante Anekdote erzähle überMenschen, die ich kennen gelernt, Stücke, die ich gesehen, gerissene Hotelduschen, die ich plötzlich wie Gartenschläuche in der Hand gehalten habe.

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Weitere Informationen…

In Autor Tags Kritik, Theater

RADETZKYMARSCH – Blitz-Bildung zu Joseph Roths Roman im WIENER 333

March 19, 2009 Martin Pesl
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© dtv

Joseph Roth

Radetzkymarsch

Wir sind Kaiser. Und schleichend naht unser Untergang.

“Nichts rührte sich im Leutnant Trotta, als er fünf Schritte vor seinem Kaiser stand, nichts anderes regte sich in seiner vorgestreckten Brust als Mitleid mit einem alten Mann. (...) ‚Ich erinnere mich noch gut an Ihren Vater!‘ sagte der Kaiser zu Trotta. ‚Er war sehr bescheiden, der Held von Solferino!‘ ‚Majestät‘, erwiderte der Leutnant, ‚es war mein Großvater!‘ Der Kaiser trat einen Schritt zurück, wie weggedrängt von der gewaltigen Zeit, die sich plötzlich zwischen ihm und dem Jungen aufgetürmt hatte.”

Die Herrschaft Kaiser Franz Josephs über Österreich-Ungarn ist bis heute identitätsstiftend für die kleine Nachfolgenation Österreich. Er war einer der längstdienenden Monarchen der Geschichte. Sein Tod bedeutete unweigerlich auch den des gewaltigen Reiches und seiner militärischen Macht. Und ebenso das Ende der von Joseph Roth erfundenen Familie Trotta. Ihr Schicksal bildet die Haupthandlung in Roths bekanntestem Roman „Radetzkymarsch“, erschienen 1932, als vom Kaiserreich schon nicht viel mehr als sentimentale Erinnerungen übrig waren.

Joseph Roth stellt uns vier Trotta-Männer vor, deren Geschicke untrennbar mit dem der Monarchie verknüpft sind. Der Älteste ein einfacher slowenischer Wachtmeister, der nächste ein Fußsoldat, der durch Zufall in der Schlacht von Solferino seinem Kaiser das Leben rettet; dessen Sohn Franz, der das Sterben der Monarchie als naiver Staatsbeamter begleitet, und der Jüngste, Carl Joseph, der am Druck des berühmten großväterlichen Namens zerbricht: „Du bist der Enkel des Helden von Solferino.“

Am Rande, elegant eingeflochten, als handle es sich um einen historischen Bericht, passiert so manches, das uns aus dem Geschichtsunterricht bekannt ist: Die einzelnen Nationen des Reiches erstarken, der Thronfolger wird in Sarajewo ermordet, der Erste Weltkrieg bricht aus, die Monarchie auseinander.

Der Radetzkymarsch von Johann Strauss (Vater) untermalt die Geschichte gewissermaßen musikalisch: anfangs ein virtuoses Ausdrucksmittel militärischer Stärke, später eine nostalgische Reminiszenz an verblasste Größe, ein ferner Klang. Heute freilich unerlässlicher Bestandteil jedes Neujahrskonzerts.

Joseph Roth, im Brotberuf Journalist, erzählt teils trocken, teils wehmütig die Geschichte einer Familie – und einer Nation – über knapp siebzig Jahre hinweg; jene Zeit eben, in der Franz Joseph Kaiser war. Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut.


Die Trottas: vier Generationen Donaumonarchie

Einander fremd und distanziert, getrennt durch den Wandel der Zeit. Und doch eine Familie.

Der Urgroßvater – Vertreter der alten Zeiten

Der Slowene aus dem fiktiven Ort Sipolje verliert im Krieg ein Auge und dient dann als Parkwächter. Die Erhebung seines Sohnes in den Adelsstand entfremdet die beiden völlig voneinander. Immer gleich lautende Briefe tauschen sie aus, „vier Mannesfinger Abstand von oben, zwei Mannesfinger Abstand vom seitlichen Rand“.

Der Großvater – Held von Solferino

In den ersten 26 von über 400 Seiten ist sein Leben abgehandelt: Im Krieg gegen Napoleon 1859 ist er zur richtigen Zeit am richtigen Ort, rettet des Kaisers Leben und wird in den Adelsstand erhoben. Als er später eine ins Heldenhafte verzerrte Darstellung dieser Tat in Kinderschulbüchern entdeckt, verlässt er entrüstet das Militär. Trotz seines (in Buchseiten) frühen Todes verfolgt sein unfreiwillig berühmter Name unnachgiebig die Nachfahren.

Der Vater – braver Beamter

Für das Soldatendasein nicht geschaffen, wird Franz Trotta pflichtbewusster Beamter. Routine ist alles für ihn, Veränderungen ignoriert er, der Zerfall des Kaisertums wird ihm nur sehr graduell bewusst. Sein Versuch, eine herzliche Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen, scheitert an emotionalem Unvermögen. Er stirbt 1916 und wird am selben Tag wie der Kaiser begraben.

Der Enkel des Helden – trauriger Pechvogel

Für das Soldatendasein nicht geschaffen, wird Carl Joseph Trotta dennoch Soldat. Sentimental und melancholisch sieht er sich vom Untergang verfolgt: Er gibt sich die Schuld am Tod seiner Jugendliebe und am Duelltod eines Freundes und verfällt – durchaus nicht als einziger im kaiserlichen Heer – der Trunk- und Spielsucht. Eine Begegnung mit dem Kaiser auf dem Feld lässt ihn kalt, schließlich „fällt“ er im Krieg – ruhmlos, beim Wasserholen für die Kameraden.


Sachliches und Sentimentales im „Radetzkymarsch“

“Der Sohn weinte nicht. Niemand weinte um den Toten. Alles blieb trocken und feierlich.”
— Seite 25
“Die herben Trommeln wirbelten, die süßen Flöten pfiffen, und die holden Tschinellen schmetterten. Auf den Geischtern aller Zuhörer ging ein gefälliges und versonnenes Lächeln auf, und in ihren Beinen prickelte das Blut. Während sie noch standen, glaubten sie schon zu marschieren.”
— Seite 27
“Es war ihm, als müßte er jetzt etwas Besonderes tun – aber weit und breit fand sich nichts Besonderes!”
— Seite 138
“Es gibt eine Angst vor der Wollust, die selbst wollüstig ist, wie eine gewisse Angst vor dem Tode tödlich sein kann.”
— Seite 227
In Autor Tags Roman, Buch, Blitz-Bildung, Rezension
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