Unser Blick auf die Zukunft verändert sich ab der Lebensmitte stark. Wie soll man mit dem „Z“-Wort, diesem unberechenbaren Koloss, nun umgehen?
Vier Arten von Zukunft macht die deutsch-französische Politikwissenschaftlerin Florence Gaub in ihrem neuen Buch aus. Zwei sind weit weg, am Ende der Epoche, am Ende der Zeit. Eine ist ganz nah: Was esse ich heute? Um wie viel Uhr beginnt der Film? Und dann gibt es noch die Zukunft der Art „Wie gestalte ich mein Leben?“ (dazu passt sehr schön der neue Titel von Ella Carina Werner: „Man kann auch ohne Kinder keine Karriere machen“). Gaub schreibt: „Diese Vorstellungen konzentrieren sich auf die 20er und 30er Jahre unseres Lebens, weshalb vielen von uns mit etwa 40 Jahren die Ideen für die Zukunft ausgehen und wir anfangen, über unsere Hinterlassenschaften nachzudenken, also über unsere Zukunft nach unserem Tod, ein Phänomen, das man als Midlife-Crisis kennt.“
Für einen, der bei Erscheinen dieses Heftes das 40. Lebensjahr abgeschlossen haben wird und eigentlich fest vorhatte, über die Midlife-Crisis elegant hinwegzusegeln, ist dieser Satz ein schwerer Schlag. Dabei wirkt Gaub insgesamt um Konstruktivität bemüht. Ihr Buch trägt den Titel „Zukunft – Eine Bedienungsanleitung“, ist anhand von Begriffen wie „Vor der Erstbenutzung“, „Sicherheitshinweise“ und „Störungsbehebung“ strukturiert und will wirklich ehrlich Tipps geben, wie man mit dem Z-Wort, diesem scheinbar unberechenbaren Koloss umgeht. Beim (zum Schreibezeitpunkt noch) knapp 40-Jährigen bleibt dennoch vor allem die abschließende (Nicht-)Garantieerklärung hängen: „Eine kaputte Zukunft kann man nicht zurückgeben.“ Fest stehe nur, dass wir sterben müssen und in fünf Milliarden Jahren die Sonne erlischt.
Weiterlesen in der Buchkultur 210