„Blau/Orange“ von Joe Penhall
Die Jahrtausendwende war im englischen Theater eine kranke Zeit. 1999 wetterte Sarah Kane in ihrer Selbstmord-Textfläche „4.48 Psychose“ gegen Psychopharmaka und bulgarischen Rotwein. 2000 räumte Joe Penhall mit ähnlichem Thema in Großbritannien die Theaterpreise ab. In Österreich fand sein psychiatriekritisches Drama „Blau/Orange“ erst jetzt den Weg auf die Bühne. Das mag an der deutschen Übersetzung von Wolf Christian Schröder liegen, die zahlreiche Anglizismen achtlos übernimmt und die Sprache papieren wirken lässt – für ein Drama aus der In-yer-face-Ära des Theaters fatal.
Die drei Schauspieler in Salzburg eignen sich den Text dennoch bemerkenswert natürlich an: Ron Iyamu als der Patient, der nach 28 Tagen auf der Psychiatrie entlassen werden will; Hendrik Winkler als sein behandelnder Arzt, der ihn lieber dabehielte; und Klaus Haberl als leitender Oberarzt, der seltsame Theorien über die Verbindung von Herkunft und Psyche spinnt.
Mehr im Falter 21/19